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Ich bin Charlie - Teil 1

Hi, ich bin Charlie! Ich bin 11 Jahre alt und meine Hobbies sind Radfahren, Fußball und vor allem Autos. Damit meine ich ganz besonders mein ferngesteuertes Modellauto, das mir mein Vater vor gut dreieinhalb Jahren gekauft hat. Das ist richtig groß – je nach Karosserie sogar mehr als 60 cm lang – und es hat einen richtigen Verbrennungsmotor. Damit kann es fast 50km/h schnell fahren, aber ich lasse natürlich nichts unversucht um die Karre noch schneller zu machen. Praktisch mein ganzes Taschengeld stecke ich in mein Auto und natürlich nutze ich, wenn möglich, jede freie Minute dazu entweder das Auto auszufahren oder daran herumzubasteln. Entschuldigung – ich schweife ab. Aber so bin ich eben. Für mich gibt es kein interessanteres Thema als mein Auto. Wenn ich groß bin werde ich mal KFZ-Mechaniker. Oder ich werde Industrieanlageningenieur, so wie mein Vater. Damit kann man mehr Geld verdienen als als Mechaniker, hat er mal gesagt.

Ach wenn ich doch nur endlich selbst erwachsen sein könnte. Dann bräuchte ich auch nicht mehr ständig zur Schule gehen. Die besten Zeiten in meinem Leben sind immer die Ferien. Da hab ich wenigstens Zeit mich richtig um mein Auto zu kümmern, und ab und zu mal Fußballspielen zu gehen. Aber das ständige rumsitzen in der Schule nervt. Und die Pausen nerven am allermeisten. Vielleicht liegt das auch daran, dass ich der Kleinste in unserer Klasse bin. Ich war immer schon der Kleinste. Schon zuhause war ich der kleinste von drei Jungs. Warum muss ich jetzt auch noch in der Schule der Kleinste sein? Der größte in unserer Klasse ist 25 cm größer als ich, und selbst das kleinste Mädchen ist 2 cm größer als ich.
Ach ja, die Mädchen. Die haben auch bloß deshalb so lange Haare, weil so viel Stroh gar nicht in ihren Kopf reinpasst. Unfassbar wie doof die sind! Die reden die ganze Zeit nur von Schuhen und Taschen, und welcher Junge aus der Oberstufe gerade der süßeste ist. Wahnsinn! Dabei sind diese Typen alle mindestens drei oder vier Jahre älter als sie. Aber über wirklich interessante Sachen, wie zum Beispiel über Fußball oder Autos, kann man mit den Weibern überhaupt nicht reden.
Also beschäftige ich mich halt wann immer es geht mit meinem Auto. Meistens allein, manchmal mit meinen Freunden Matt, Kevin und Tony, und manchmal mit meinem Vater. Neulich habe ich einen neuen Lenkservo eingebaut, neue Reifen aufgezogen und die Strandbuggy-Karosserie mitsamt Unterbodenschutz befestigt. Dann bin ich damit an den Strand gegangen.

Zuerst war ja das Wetter nicht so berauschend. Der typische Nieselregen hatte mal wieder eingesetzt. Doch eine halbe Stunde bevor ich mit dem Einbau des Servos fertig war, hat es dann ganz überraschend aufgeklart und es schien die Sonne. Ein ideales Wetter um am Strand den neuen Servo zu testen. Nach dem Regen war der Sand schön fest und es waren auch kaum Leute am Strand. An unserem Strand ist sowieso nie viel los. Zum Baden ist das Wasser meistens viel zu kalt, selbst im Hochsommer erreicht es selten mehr als 20 Grad. Also sind tagsüber höchstens ein paar Spaziergänger oder Angler am Strand. Abends finden öfter mal Strandpartys statt. Aber meine Brüder sagen, dafür sei ich noch zu klein. Einmal habe ich mich spät abends aus dem Haus geschlichen, um mir mal so eine Party anzuschauen. Aber das war total langweilig. Die ganzen Erwachsenen und fast Erwachsenen haben da nur zur Musik getanzt, was getrunken und rumgeknutscht. Ekelhaft!
Aber am frühen Nachmittag ist nur selten jemand am Strand. Und wenn es, so wie neulich, bis kurz zuvor noch geregnet hat, erst recht nicht. Also jagte ich mein Gefährt mit Vollgas über den Sand und versuchte die beste Einstellung für den Lenkservo zu finden.

Doch was ist das? Sitzt da jemand auf den Stufen vom Hot-Dog-Stand? Ja. Den wehenden blonden Haaren nach muss es eine Frau sein. Oder ein Mädchen. Ich dachte mir: „Prima, die kann man so schön erschrecken und ärgern, wenn man mit dem ferngesteuerten Auto nah genug an ihnen vorbeizischt“ und schickte den Strandbuggy in ihre Richtung. Doch von ihr kam keinerlei Reaktion.

Ich kam also näher und stellte fest dass sie ihren Kopf in den Händen vergraben hatte. Ich vermutete dass sie weinte. Und fast im gleichen Augenblick merkte ich, dass es Christina war, die da saß. Christina ist ein Mädchen aus meiner Klasse, sie gehört auch zu den eher kleineren in unserer Klasse. Sie ist nur drei oder vier Zentimeter größer als ich. Aber ansonsten ist sie genauso dämlich wie all die anderen Mädchen in unserer Klasse auch. Nur, dass sie nun da am Strand saß und weinte ließ mir keine Ruhe. So ein Tag wie dieser war nicht zum Traurigsein da – und erst recht nicht zum Weinen. Ich schaltete also mein ferngesteuertes Auto aus und ging zu ihr.

„Hallo Christina“, sagte ich, während ich mich neben Sie setzte. Ich sah die Tränen auf ihrer Wange und fragte: „Was ist denn los? Warum weinst du denn?“
Sie schaute mich an und sagte: „Ach du bist ’s, Charlie.“
„Was ist denn los?“ fragte ich nochmal.
„Es ist nur – keiner mag mich.“ Sie schaute resigniert drein.

Es stimmt ja, dass ich kein Fan von ihr war, aber ich glaubte eigentlich, dass die anderen Mädchen sie sehr wohl mögen. Also sagte ich: „Das kann ich mir gar nicht vorstellen. Die anderen Mädchen aus unserer Klasse mögen dich doch alle.“
„Ach was weißt du schon? Um die Mädels aus unserer Klasse geht’s ja auch gar nicht.“
„Um was geht’s dann?“
„Um meinen Vater!“
„Was ist mit dem?“
„Er packt zu Hause gerade seine Sachen. Er will uns verlassen. Kannst du dir vorstellen, wie das ist, wenn sein eigener Vater einen verlässt?“
„Nein, das kann ich nicht. Mein Vater würde mich nie verlassen! Aber warum verlässt dein Vater Euch denn?“
„Er hat die letzte Zeit dauernd mit Mami gestritten. Ich glaube er hat ‘ne Freundin, oder so. Und jetzt zieht er aus.“ Sie schluchzte laut.
„Du Arme! Das tut mir echt leid für dich.“
Sie rang sich zu einem traurigen Lächeln durch. „Nett von dir!“

Ich überlege, ob ich meinen Arm um sie legen soll. Aber wenn Kevin, Tony oder Matt mich sehen würden? Dann wäre es schon peinlich genug, dass sie mich überhaupt neben einem Mädchen sitzen sähen. Wenn ich dann auch noch meinen Arm um sie gelegt hätte… – nein das ginge nun wirklich nicht. Aber irgendwie musste ich Christina helfen.

Während ich noch überlegte was ich sagen könnte meinte sie bitter: „Immerhin, jetzt hat wenigstens die dauernde Streiterei ein Ende.“
„Na toll“, antwortete ich ironisch, „wenn man dafür auf den Vater verzichten muss? Also ob das dann wirklich besser ist?“
„Früher hab ich immer bei ihm auf dem Schoß gesessen und mit ihm geschmust“, erinnerte sie sich, „und er hat auch manchmal was mit mir gespielt. Wir haben zum Beispiel oft Backgammon gespielt…“, sie machte eine kurze Pause. „Oder wenn ich darauf keine Lust hatte auch Yahtzee. Aber in den letzten zwei, drei Jahren ist das immer seltener geworden.“
Da sie nichts mehr sagte, glaubte ich, sei ich nun dran zu erzählen, wie das bei mir ist. „Also bei uns ist fürs Kuscheln die Mama zuständig. Dafür hilft mir mein Daddy oft bei meinem Auto. Das hat er mir vor drei Jahren und acht Monaten geschenkt. Es hat einen richtigen Verbrennungsmotor, weißt du, und es kann fast 50 km/h schnell fahren. Heute habe ich einen neuen Lenkservo eingebaut. Deswegen bin ich eigentlich am Strand, denn ich wollte den neuen Servo testen und perfekt einstellen.“
„Wie interessant!“ Die Ironie in ihrer Stimme war nicht zu überhören.
„Entschuldigung, ich habe für einen Moment vergessen, dass du ein Mädchen bist.“
„Was?“, rief sie entrüstet.
„Ich meine, ich habe nicht vergessen, dass du ein Mädchen bist“, stammelte ich, „aber dass du als Mädchen dich eben nicht für Autos interessierst. Tut mir leid.“
„Ist schon okay“, meinte sie nun versöhnlich. „Und dass so ein Auto so schnell sein kann hätte ich übrigens wirklich nicht gedacht.“ Sie stand auf. „War schön mit dir zu reden Charlie“, sagte sie im fortgehen.

Aus irgendeinem Grund wollte ich nicht, dass sie schon geht. „Halt!“, rief ich deshalb. „Geh nicht!“
Sie drehte sich um. „Was sagtest du?“
„Bitte bleib noch ein bisschen. Ich will nicht, dass du schon gehst. Ich würde gern noch ein bisschen mit dir hier sitzen bleiben.“
„Okay“, sagte sie, und setzte sich wieder neben mich.
Eine Weile lang saßen wir nur schweigend nebeneinander. Dann sagte ich: „Das mit deinem Vater find ich echt schlimm. Wenn mein Vater plötzlich gehen würde, ich wüsste gar nicht, was ich machen sollte.“
„Ich weiß auch nicht, was ich machen soll.“
„Wenn du jetzt nach Hause gehst, wird er dann schon weg sein?“
„Keine Ahnung! Ich weiß nicht mal, ob ich ihn überhaupt noch sehen will, oder nicht.“
„Wenn du willst, kannst du auch zu uns mitkommen. Mama hätte bestimmt nichts dagegen.“
„Nett von dir! Aber meine Mami würde sich Sorgen machen, wenn ich zu lange fort bliebe. Außerdem hat sie ja nur noch mich und Jason.“
„Wer ist Jason?“, fragte ich.
„Mein kleiner Bruder. Er ist sechs.“
„Ach so. Ich hab nur größere Brüder. Andy und Bernie – sie sind beide praktisch schon erwachsen. Muss toll sein, die Älteste zu sein.“
„Nee, ist es nicht. Dauernd muss man auf seinen kleinen Bruder aufpassen. Und wenn ich mal was spiele wo man was aufbauen muss, dann kann ich sicher sein, dass er gleich kommt, und alles, was ich so schön aufgebaut habe wieder durcheinanderbringt. Naja, in letzter Zeit ist es damit schon besser geworden. Aber wie er noch kleiner war hat das echt genervt.“
„Hmmm, so hab ich das noch gar nicht gesehen.“
„Das schlimme ist: Ich kann‘s ihm ja nicht mal übelnehmen. Er ist ja wirklich ein süßer kleiner Fratz. Und kleine Kinder sind halt so. Jedes Kleinkind schmeißt Türme um. Das war bei mir ja nicht anders, und bei dir und deinen Brüdern sicher auch nicht.“
„Vermutlich hast du da Recht.“ Jetzt lächelte sie. Ich hatte gar keine Ahnung wie schön sie ist, wenn sie lächelt. Und wie ihre blaugrünen Augen strahlten. Und ich war froh, dass ich es geschafft hatte, sie von ihren traurigen Gedanken abzubringen.
Doch plötzlich verfinsterte sich ihre Miene wieder. „Mein Vater ist so ein Idiot! Wie kann er es wagen meine Mami mit mir und Jason allein zu lassen?“ Sie machte eine Pause. „Ich frage mich immer wieder, ob es vielleicht meinetwegen ist.“
Ich musste einsehen, dass ich es doch nicht geschafft hatte, sie auf andere Gedanken zu bringen. „Aber warum sollte es denn deinetwegen sein?“ fragte ich verständnislos.
„Ich weiß nicht genau. Jedenfalls mag er mich nicht mehr. Und ich glaube es hängt damit zusammen, dass ich in den letzten drei Jahren immer dicker geworden bin. Je dicker ich wurde, umso weniger hat er sich für mich interessiert.“
„Aber du bist doch überhaupt nicht dick!“ protestierte ich, denn das war sie wirklich nicht.
„Aber früher war ich eben dünner!“ beharrte sie. „Damals hat mein Vater mich immer ‚seine Barbie‘ genannt. Und ich habe wirklich ein bisschen so ausgesehen wie meine Barbiepuppen.“
„Also ich bin froh, dass du nicht mehr ausschaust wie eine Barbie. Ich mag Barbie überhaupt nicht. Die hat so übertrieben dünne und schlaksige Beine, so was gibt’s doch gar nicht. Und dann dieses riesen Haarbüschel, das ihr bis zu den Oberschenkeln runterhängt. Das ist doch nicht schön. Da finde ich dich – so wie du jetzt bist – viel schöner.“ Und ich meinte, was ich sagte.
„Danke! – schätze ich.“ Sie lächelte wieder. Ich schaute sie einfach nur an, während sie mich anlächelte. Ich wusste auch nicht, was ich noch hätte sagen können.
„Soll ich mich morgen mal richtig schön machen?“, fragte sie. „Nur für dich?“

Ich hatte keine Ahnung, was ich davon halten sollte. Aber gut, wenn es ihr Spaß macht. „Okay!“
„Prima, dann bis morgen in der Schule. Ich muss jetzt wirklich nach Hause, Mami wird sonst noch ganz wild.“
„Okay! Bis morgen!“
Eine Weile nachdem sie gegangen war, bin auch ich aufgestanden und trottete nach Hause – mein Auto auf dem Arm tragend. Ich war ganz in Gedanken versunken. ‚Bin ich etwa auf dem Weg mich zu verlieben?‘, fragte ich mich. Eins ist klar, Christina ist gar nicht so doof, wie ich immer dachte. Und sie hat richtige Probleme. Ob ich ihr helfen kann? Und dann ist da noch die Tatsache, dass sie eigentlich richtig gut aussieht. Warum war mir das bisher nie aufgefallen? Und wie ist das mit den anderen Mädchen? Vielleicht sind die ja auch nicht alle so doof, wie sie immer tun. Ich werde darüber noch eine Weile nachdenken müssen…

Ich bin Charlie - Teil 2

Am nächsten Morgen bin ich wie gewöhnlich zur Schule gegangen. Die Erlebnisse des Vortages hatte ich fast schon vergessen. Jedenfalls steckte ich nun wieder mal mit Kevin, Tony und Matt zusammen und erzählte ihnen von den Tests mit dem Lenkservo. Von Christina erzählte ich ihnen aber nichts. Das hätten die sowieso nicht verstanden.

In dem Moment kam Christina. Und sie sah wirklich atemberaubend aus. Ich glaube für einen kurzen Moment habe ich sie mit offenem Mund angestarrt. Sie trug ein dunkelblaues, nabelfreies Top mit weißen Punkten, dessen Träger im Nacken zusammengebunden waren. Dazu einen weißen, schwingenden Minirock und weiße, flache Ballerinas mit einer runden Spitze. Hammermäßig!

Sie kam auf mich zu. ‚Oh Gott, was mache ich denn jetzt, sie wird mich doch nicht ansprechen, während ich mit Kevin, Tony und Matt zusammenstehe?‘, dachte ich im Stillen. ‚Oh nein, sie spricht mich an‘.
„Hi Charlie, na gefalle ich dir heute?“
‚Himmel, was sage ich denn nur? Sieht sie denn nicht, in was für eine Situation sie mich da bringt? Ja verdammt, du gefällst mir zum niederknutschen gut! Aber sagen kann ich das doch nicht. Nicht jetzt und nicht hier‘. Also sagte ich in möglichst gleichgültig wirkendem Ton: „Passt schon.“
Sie schaute mich noch kurz an, und dann wandte sie ihren Kopf und zog von dannen. Gottseidank, das wäre überstanden.
Tony fragte natürlich nach, das war ja klar: „Was war das denn? Steht die etwa auf dich?“

Da heißt es cool bleiben und einen möglichst lockeren Eindruck machen. Ich zuckte mit den Achseln: „Kann sein. Schließlich bin ich ja der heißeste Typ in unserer Klasse.“ Die anderen lachten. Puh! Ich hätte nicht gedacht, dass das so anstrengend werden könnte. Aber nun war es wirklich überstanden. Das Thema drehte sich wieder um Servos, Lenkgetriebe und Zahnstangen.

Den Rest des Tages versuchte ich möglichst nicht in Christinas Richtung zu sehen. Erstens, weil ich sie dann wieder mit offenem Mund angestarrt hätte, und zweitens, weil ich vor den anderen nicht den Eindruck erwecken wollte, als würde ich mich für Mädchen interessieren. Außerdem hätte der Lehrer dann zu Recht einen Mangel an Aufmerksamkeit gerügt, denn Christina hätte mich zweifellos erheblich abgelenkt.

Am nächsten Tag war sie wieder perfekt angezogen, mit einem noch knapperen Top, einem Jeansrock, schwarzen Feinstrumpfhosen und schwarzen Ballerinas. Aber sie sprach nicht mit mir. Sie schaute mich nicht einmal an. Ich hatte sogar den Eindruck, als hätte sie absichtlich weggeschaut.

In der Pause sah ich sie dann mit Gery zusammenstehen. Gery ist drei Klassen über uns und vier Jahre älter als wir. Und er steht in dem Ruf ein rechter Weiberheld zu sein. Man sagt, er würde keine Gelegenheit auslassen um ein Mädchen aufzureißen. Aber es war offensichtlich, dass er sich bei Christina nicht sonderlich anzustrengen brauchte – so wie sie sich ihm förmlich aufdrängte. Man sieht das ja an der Körperhaltung. Und dann haben Mädchen auch noch so eine aufdringliche Art des Kicherns, als ob sie alles toll finden würden, was der andere gerade sagt. Da weiß man dann schon, was Sache ist. Und als Christina mit Gery zusammenstand hatte sie diese Körperhaltung, und sie kicherte auch dauernd. Ekelhaft, einfach ekelhaft.

Wie schön sie doch gewesen ist, als wir zwei Tage zuvor am Strand saßen und sie mich anlächelte. Nun ja, schön war sie ja immer noch, aber es passte mir nicht, dass sie sich jetzt an Gery ranschmiss. Da muss man doch was dagegen unternehmen können. Nur was? Jetzt wäre ein guter Rat Gold wert. Aber wen könnte ich da um Rat fragen? Meine Freunde? Nee, wirklich nicht. Die haben ja noch weniger Ahnung von so was, als ich. Daddy? Das kann ich auch vergessen. Sein Kommentar wäre: „Für so was bist du noch viel zu jung“. Und falls ich Mama fragen würde, die würde das gleiche sagen. Blieben noch meine Brüder. Da bestand auch die Gefahr, dass die sagen ich sei noch zu jung dafür, aber wenn ich‘s richtig anstellen würde, könnte ich Andy vielleicht trotzdem dazu bringen mir einen Tipp zu geben. In letzter Zeit war Andy eigentlich immer ganz anständig zu mir. Bernie brauchte ich nicht zu fragen, der hätte mich eh nur ausgelacht. Aber Andy? Ja, das war eine Option. Und es war die einzige Option.

Am Abend passte ich Andy ab, und sagte: „Ich muss mal mit dir reden Andy. Allein! Hast du grad ein paar Minuten für mich?“ Wir gingen in sein Zimmer.
„Was ’s los, Bruder?“ fragte er.
„Ich könnte deine Hilfe gebrauchen.“
„Mathe?“
„Nein, nicht diese Art Hilfe. Es geht da um einen Typen, drei Jahrgänge über mir.“
Andy fuhr wütend auf: „Erpresst er Dich? Will er Geld?“
„Nein, nichts solches. Damit würde ich zu Daddy gehen. Ein wenig komplizierter ist es schon.“
Andy beruhigte sich wieder: „Na dann erzähl mal.“
„Es ist wegen eines Mädchens aus meiner Klasse. Vorgestern war ich am Strand um meinen neuen Lenkservo auszuprobieren…“, und so erzähle ich ihm alles was zwei Tage zuvor am Strand passiert war. Das einzige was ich ihm lieber nicht direkt erzählte, war, wie schön ich Christina fand, und dass sie sich extra für mich hübsch gemacht hatte.

Als ich geendet hatte fragte Andy: „Aha, und wo kommt jetzt der Kerl vor, von dem du’s vorhin hattest?“
„Ach so, ja. Ich bin noch nicht ganz fertig. Gestern hat sie sich extra schön angezogen und mich gefragt, ob mir das gefiele. Und heute hatte sie was fast noch schöneres an als gestern. Aber heute hat sie mich nicht gefragt. Stattdessen machte sie in der Pause mit Gery rum. Gery – das ist der Typ, den ich gemeint habe. Er ist als Weiberheld berühmt, aber bei ihr hat er sich gar nicht groß bemühen müssen, sie hat sich richtig an ihn rangemacht.“
Andy grinste: „Und warum regt dich das so auf?“
„Ich weiß auch nicht. Es stört mich halt. Können wir das nichts machen? Man sollte den Typen mal ordentlich vermöbeln, aber dazu bin ich halt viel zu klein. Könntest du mir da nicht helfen?“
„Okay, ich helfe Dir! Aber nicht indem diesem Gery eins auf die Zwölf gebe. Damit wäre Dir nämlich nicht im Mindesten geholfen. Aber damit ich Dir wirklich helfen kann, musst du mir auch wirklich alles erzählen. Du hast doch jetzt das eine oder andere ausgelassen, oder etwa nicht?
Ich grummelte in mich hinein: „Ja, schon.“
„Also, raus mit der Sprache. Die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit bitte.“
„Na gut!“ Also erzählte ich ihm auch den Rest der Geschichte.

Als ich geendet hatte sagte Andy: „Alles klar! Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für dich, Bruder! Die Gute: Dir kann geholfen werden. Die schlechte: Du wirst über deinen Schatten springen müssen – deinen Stolz überwinden müssen.“
„Stolz? Ich und stolz? Ich glaub‘ da verwechselst du was.“
„Du wirst schon noch merken was ich meine, Bruder. Die Geschichte ist ganz einfach: Dadurch, dass du sie vor deinen Freunden verleugnet hast, hast du sie zutiefst beleidigt. Sie hat sich solche Mühe gegeben, hübsch auszusehen. Nur für dich! Wahrscheinlich hat sie in der Frühe zwei Stunden vor dem Spiegel zugebracht, zig verschiedene Outfits ausprobiert, bis sie dann das gefunden hat, wovon sie dachte, dass es Dir am besten gefallen würde. Und dann sagst du ‚Passt schon‘ und schaust sie nicht mal richtig an. Ich muss sagen, ich kann verstehen, dass sie da sauer ist.“
„Ja aber die Jungs…“
„Die Jungs! Pah! Die Jungs sind doch egal. Hier geht es um ein schönes Mädchen. Das ist doch viel wichtiger als deine Jungs. Verbringen deine Jungs etwa jeden Morgen zwei Stunden vor dem Spiegel um dir zu gefallen? Wenn du wirklich mit Christina zusammen sein willst, dann wirst du deinen Stolz überwinden müssen, und auch vor Deinen Jungs zu ihr halten.“
„Und was mach ich, damit sie Gery wieder aufgibt?“
„Du glaubst doch nicht, dass sie sich wirklich für diesen Gery interessiert. Sie hat den ältesten Trick aller Frauen angewendet. Sie hat sich an Gery rangeschmissen, um Dich eifersüchtig zu machen. Und offenbar ist ihr das auch gelungen. Für Dich ist das ein gutes Zeichen. Wenn du ihr nämlich egal wärst, hätte sie das deinetwegen sicher nicht unternommen. Also weißt Du jetzt, dass Du ihr nicht egal bist. Ich sag Dir mal was, ich gäbe zurzeit was drum, wenn ich nur wüsste, ob sich Alexandra wirklich für mich interessiert, oder ob ich ihr egal bin.“
„Und was soll ich jetzt machen?“
„Du wirst deinen Stolz überwinden müssen. Geh morgen hin zu ihr, und sag ihr, dass es dir Leid tut, dass du sie vor deinen Freunden verleugnet hast. Sag ihr, dass du ab jetzt zu ihr stehen willst. Und sag ihr, wie schön du sie gestern und heute gefunden hast. Glaub mir, dass ist Deine einzige Chance! Deine Jungs werden sicher erst mal nicht begeistert sein, wenn du plötzlich ‘ne Freundin hast. Aber eine Freundin zu haben ist so was wunderbares, das ist die Sache wert. Und noch was, je komischer deine Freunde reagieren, umso sicherer kannst Du Dir sein, dass sie in Wirklichkeit nur neidisch sind. Glaub mir, in Wirklichkeit platzen sie vor Neid, wenn sie merken, dass Du eine Freundin hast. Aber Dir gegenüber werden Sie so tun, als wärest Du der Verräter. Total dumm, aber so ist das eben. Nur Mut, Bruder!“
„Na super. Ich soll mich also für das Mädchen gegen meine Freunde stellen. Will ich das?“
„Das musst du selber wissen, Bruder. Aber ich glaube, Du wärst nicht zu mir gekommen, wenn dir die Sache zwischen Deinem Mädchen und diesem Gery egal gewesen wäre. Und wie gesagt, Deine Freunde kriegen sich auch wieder ein. Nach ein paar Wochen ist alles wieder beim alten, nur dass Du dann mit dem schönsten Mädchen der ganzen Schule gehst.“
„Ich glaub, wenn es soweit ist, dass ich mit ihr gehe, dann komm ich nochmal und hol mir ein paar Tipps von dir. Jetzt muss ich aber erst mal durchdenken, was du mir alles gesagt hast.“
„Tu das, Bruder! Bonne Chance!“

Diese Nacht hatte ich sehr unruhig geschlafen. Ich war total gespannt, wie Christina diesmal aussehen würde. Und ob sie sich wieder an diesen schleimigen Gery ranmachen würde. Was findet die nur an dem? Wenn Andy Recht hat, dann gar nichts. Dann hat sie ihn nur benutzt um mich eifersüchtig zu machen.

Ich stand mit Tony und Kevin zusammen, und die beiden faselten irgendwas über die Ergebnisse des freien Trainings der Formel-Eins. So was Uninteressantes. Ein freies Training ist ja nicht mal ein Qualifying. Und der Sieger wird ohnehin erst im Rennen am Sonntag ermittelt. Aber ehrlich gesagt, noch ein paar Tage zuvor hätte ich darüber sicher noch ganz anders gedacht. Jetzt waren meine Gedanken aber nur noch bei Christina. Wo bleibt sie denn nur?

Da kommt sie ja endlich. Sie sieht heute wieder fast so super aus wie gestern oder vorgestern. Nicht ganz, aber fast. Sie trägt heute ein gelbes Sommerkleid mit einem weißen Blütenmuster. Darüber eine dünne graue Strickjacke. Und sie trägt weiße Sandalen mit einem kleinen – vielleicht drei Zentimeter hohen – Absatz. Wundervoll! Einfach wundervoll.

Aber sie würdigte mich keines Blickes. Immerhin ist sie nicht in Begleitung von diesem Gery aufgetaucht. Doch nun rauschte sie an mir vorbei, als ob es mich gar nicht geben würde – direkt ins Klassenzimmer auf ihren Platz. Ich murmelte den Jungs eine Entschuldigung zu und ging ihr nach. Im Geiste hörte ich Andy sagen: „Nur Mut, Bruder!“ Den brauchte ich jetzt aber auch. „Bonne Chance!“ hatte Andy gesagt. Ich kann kein Französisch, aber ich vermute mal, das heißt so was wie: „Nutze deine Chance!“ Und genau das würde ich jetzt tun!

Ich blieb direkt vor Christinas Tisch stehen, und wartete bis sie hochsah: „Christina, ich muss mir dir reden.“
„Tatsächlich? Vorgestern wolltest du wohl kaum mit mir reden, oder?“ An ihrer Stimme hörte ich, dass sie sauer war.
„Es tut mir Leid! Ich habe mich idiotisch benommen, gestern und vor allem vorgestern.“
„Schön, dass es Dir auffällt!“ Ihre Stimme war ein wenig – aber nur unwesentlich – sanfter geworden.
„Ja, es ist mir aufgefallen. Und mir ist noch was ganz anderes aufgefallen. Nämlich wie viel Mühe Du Dir vorgestern gegeben hast um mir zu gefallen. Ehrlich, du sahst total umwerfend aus. Ich kenne gar nicht genug Worte um auszudrücken, wie super mir das gefallen hat.“
„Deswegen hast Du mir auch so viel Aufmerksamkeit gewidmet, nicht?“
„Glaub mir, ich hätte liebend gern die ganze Zeit nur Dich angeschaut. Du warst so schön. Aber ich wäre total vom Unterricht abgelenkt gewesen.“
Sie unterbrach: „Und von Deinen Freunden.“
„Und von meinen Freunden, ja. Verdammt, es tut mir so leid, dass ich dich vor ihnen verleugnet habe. Ich schwöre, das werde ich ab jetzt nicht mehr tun.“
„Na schön, ich sehe du meinst es ernst. Dann will ich dir noch einmal verzeihen. Verbringen wir nachher die Pause zusammen? Oder hast du die deinen Freunden gewidmet?“
„Welchen Freunden?“, sagte ich und wir mussten beide lachen. „Nee, im Ernst, ich werde schon weiterhin viel mit meinen Freunden zusammenhängen, aber ich werde auch so viel Zeit wie möglich mit Dir verbringen. Von mir aus verbringen wir die heutige Pause gern zusammen. Aber willst Du die nicht eher mit Gery verbringen?“

Jetzt sollte es sich zeigen, was sie von Gery wirklich hielt. Und tatsächlich: „Gery? Was sollte ich wohl mit Gery zu tun haben wollen, wenn ich mit Dir zusammen sein kann?“ Damit wäre das geklärt. Mein Bruder hat also tatsächlich Recht gehabt. Aber jetzt stellte Christina mir noch eine herausfordernde Frage: „Würdest du in der Pause auch händchenhaltend mit mir über den Schulhof gehen?“
Ich wusste, das war der Prüfstein. Würde ich händchenhaltend mit ihr über den Schulhof gehen, würden alle sehen, dass wir befreundet sind. Aber ich hatte mich schon entschieden. „Ich wüsste nicht, was ich lieber täte“, sagte ich und nahm ihre linke Hand in meine rechte.
Sie strahlte übers ganze Gesicht, und wieder einmal merkte ich, wie schön sie erst war, wenn sie lächelte.

Dann kam der Lehrer herein und befahl uns lautstark Platz zu nehmen. Als ich auf dem Weg zu meinem Platz an Kevin vorbeiging raunte er mir „Judas!“ zu. Doch dank Andy war ich darauf vorbereitet und reagierte überhaupt nicht darauf.
Während des Unterrichts erhielt ich mehrere Ermahnungen doch aufmerksamer zu sein. Einmal sagte der Lehrer sogar zu mir und zu Christina, dass wir nachher in der Pause weiterflirten sollten.

Das machten wir dann auch. Als uns auf dem Schulhof Kevin entgegenkam sagte er wieder „Judas!“ und „Verräter!“ und spuckte sogar vor mir aus. Als er das tat, rief Christina ihm zu: „Hey, so benimmt man sich aber nicht in Anwesenheit von Damen!“ Ich erklärte ihr, dass damit zu rechnen war, und dass das nur ein Ausdruck seines Neids sei.

Aber gerade bei Kevin hat mich diese Heftigkeit seiner Reaktion am meisten überrascht. Von ihm hätte ich das eigentlich am wenigsten erwartet. Tony reagierte, indem er mich und Christina mit offensichtlicher Nichtachtung strafte, und Matt reagierte überhaupt nicht.

Erst auf dem Nachhauseweg, als ich mich gerade von Christina verabschiedete stieß er zu mir. „Was soll denn das?“ fragte er.
„Was?“
„Na das!“ und deutete in Christinas Richtung.
„Sie ist meine Freundin!“ entgegnete ich.
„Reichen wir dir jetzt nicht mehr als Freunde, oder was?“ Matt schien ehrlich aufgebracht.
„Hey Matt, darum geht’s doch überhaupt nicht. Du bist mein bester Freund überhaupt. Und auch Kevin und Tony sind und bleiben meine Freude, auch wenn ich es unmöglich fand, wie Kevin sich heute aufgeführt hat. Zwischen uns muss sich doch nichts ändern, nur weil ich eine Freundin habe. Warum seid ihr eigentlich so komisch? Weil sie ein Mädchen ist? Würdet ihr genauso reagieren, wenn ich mich mit Steve oder Samy oder sonst einem Typen anfreunden würde?“
„Ja, eben weil sie ein Mädchen ist! Mit Mädchen kann man nicht befreundet sein. Mädchen sind…“ (er suchte nach einem Wort, fand es aber offenbar nicht) „…eben Mädchen. Willst Du jetzt mit Puppen spielen anfangen, oder wie stellst Du Dir das vor?“
„Christina spielt schon lange nicht mehr mit Puppen. Und selbst wenn, was ginge es dich an? Mit Dir werde ich weiter an unseren Autos herumbasteln, das kann ich Dir versprechen. Vielleicht nicht mehr ganz so oft wie bisher, aber sonst braucht sich doch zwischen uns nichts zu ändern, oder?“
„Ich weiß nicht, wenn Du nicht grade anfängst auch nur noch über Klamotten, Schuhe und Taschen zu reden. Wobei ich ja zugeben muss, dass Christina gerade in den letzten Tagen wirklich Klasse aussah, in dem was sie da anhatte.“
„Ich werd‘s ausrichten!“
„Häh? Ach so. Nee, musste nicht.“ Damit war für Matt das Thema abgehakt. Wir sprachen weiter über unsere Autos und was wir als nächstes an Umbauten daran planten. Zwischen uns änderte sich wirklich nichts.

Aber zwischen mir und Christina änderte sich einiges. Wir hatten ausgemacht uns am Nachmittag zu treffen: „An der alten Stelle“, und nur wir beide wussten, was damit gemeint war. Also trafen wir uns wieder am Hot-Dog-Stand. Auf die Stufen setzen konnten wir uns diesmal aber nicht, denn es war Freitag, und es hatte herrliches warmes Wetter. Darum hatte der Hot-Dog-Stand heute geöffnet, und es war auch eine Menge los. So spazierten Christina und ich also händchenhaltend über den Strand und sprachen über dies und das. Ich erzählte ihr von meinem Gespräch mit Matt, und sie meinte, er mache den Eindruck „auch ganz okay“ zu sein. Sie fragte mich, ob er und Rebecca nicht vielleicht gut zusammen passen würden.
„Ich glaube daraus sollten wir uns besser raushalten“, war meine Antwort.
„Was meinst Du, sollten wir heute Abend auf die Strandparty gehen?“ fragte sie nun, und wies auf ein Plakat, dass für den heutigen Abend eine Strandparty ankündigte. „Sogar mit Feuerwerk“, las sie vor, und fügte hinzu: „Das wär‘ bestimmt romantisch!“

Bisher hatte ich ja solche Strandpartys als todlangweilig angesehen. Aber mit Christina war das schon was ganz anderes. Mit ihr zu tanzen wäre bestimmt schön, und mit ihr das Feuerwerk anzusehen, ja das hatte was. Aber Daddy würde niemals erlauben, dass ich da hinginge. Also antwortete ich: „Schön wär das schon. Aber wie stellst du dir das vor? Mein Vater würde mir niemals erlauben da hinzugehen, und deine Mutter vermutlich auch nicht.“
„Also wenn mein Vater noch zu Hause wäre, dann ginge das bei mir sicher auch nicht. Aber meine Mutter krieg ich glaub schon rum. Ich brauch ihr nur zu sagen wo ich bin, mit wem, und wann ich wieder daheim sein werde.“

Ich überlegte: Wenn ich es so ähnlich anstellen würde, wären meine Eltern vielleicht auch mal zu einer Ausnahme zu überreden. Es war Freitag, also brauchte ich am nächsten Tag nicht zur Schule zu gehen. Vielleicht würden sie „ja“ sagen. Versuchen würde ich es jedenfalls.
Beim Abendessen griff ich das Thema auf: „Du Daddy?“
„Charlie?“
„Ich möcht‘ dich was fragen. Du wirst zwar wahrscheinlich eh ‚nein‘ sagen, aber wenn ich dich nicht frage, dann kannst Du ja gar nicht ‚ja‘ sagen.“
„Was willst du denn?“
„Ich würde heute Abend so gerne zu der Strandparty gehen.“

Andy hob plötzlich seinen Kopf und schaute in meine Richtung, während Daddy wie vorhergesehen antwortete: „Kommt überhaupt nicht in Frage, für solche Partys bist du noch viel zu jung!“
„Ich würde so gern das Feuerwerk sehen!“ ergänzte ich noch. „Und nach dem Feuerwerk komm ich sofort heim.“
Da mischte Andy sich ein: „Dad, Du kannst es ihm ruhig erlauben. Ich werde auch hingehen. Ich hoffe Alix dort zu treffen.“
„Aha, und wer ist Alix?“, fragte Daddy.
„Sie heißt eigentlich Alexandra. Sie ist eine Frau, für die ich mich interessiere“, antwortete Andy. „Ich hab‘ sie vor einer Woche kennengelernt, aber ich weiß bis jetzt noch nicht mal, ob sie sich überhaupt für mich interessiert.“
Bernie unterbrach: „Ist das die Kindergärtnerin, von der Du mir erzählt hast?“
„Genau“, bestätigte Andy. „Aber sie ist nicht Kindergärtnerin, sondern sie arbeitet in einem Kinderhort. Das ist was ganz anderes. Aber ehrlich Dad, ich würde auf Charlie aufpassen. Ich würde ihn keine Sekunde aus den Augen lassen. Und direkt nach dem Feuerwerk bring ich ihn wieder zurück.“
„Ich habe noch eine andere Idee!“, mischte sich plötzlich Mama ein. Und sich an Daddys Arm anschmiegend sagte sie: „Wir beiden könnten uns doch auch mal wieder ein Feuerwerk anschauen, oder? Wenn es Charlie nur ums Feuerwerk geht, nehmen wir ihn einfach mit. Um welche Zeit ist denn das Feuerwerk?“
„Um Elf!“ antwortete Andy.
„Na was meinst Du, Schatz? Wenn wir mit Charlie um fünf vor Elf losgehen? Ich hab‘ schon so lange kein Feuerwerk mehr gesehen.“
„Scheint nicht so, als hätte ich eine Wahl, oder?“ antwortete Vater.

„Aber…“ setzte ich an, verstummte jedoch wieder. Die Lösung war absolut nicht das, was ich mir gewünscht hätte. Mit Andy auf die Party zu gehen wäre ja okay gewesen, da hätte ich sicher mit Christina zusammen sein können, aber mit meinen Eltern, und nur fürs Feuerwerk. Nur, was konnte ich sagen?

Doch Andy begriff mein Dilemma und half mir, was ich eigentlich nicht mal zu hoffen gewagt hätte: „Mum, Dad, ihr begreift überhaupt nichts. Es geht hier doch nicht nur ums Feuerwerk. Es geht hier doch darum, dass Charlie auch mal was machen darf, ohne ständig unter eurer Fuchtel zu stehen. Ich würde folgendes vorschlagen: Ich gehe mit Charlie um kurz vor halb neun zur Party. Dort werde ich ihn nicht aus den Augen lassen. Er wird keinen einzigen Tropfen Alkohol bekommen und auch sonst werde ich aufpassen, dass er nichts anstellt. Um Elf kommt ihr dann zum Feuerwerk, aber das werdet ihr euch vom Nordende des Strandes aus anschauen. Das ist für Euch doch viel schöner dort. Ihr seht mehr vom Feuerwerk, es stinkt dort nicht so und es sind auch sonst kaum Leute dort. Nach dem Feuerwerk kommt ihr zur Strandbar und holt Charlie ab. Können wir uns darauf einigen?“

Es war offensichtlich, dass Daddy misstrauisch war: „Was ist das nur für eine Verschwörung heute? Willst du bei deiner Flamme Eindruck schinden, weil sie als Kinderhortaufpasserin kinderlieb ist, und Du ihr zeigen möchtest, wie toll Du Dich um deinen Bruder kümmerst? Oder was wird hier gespielt?“
„Ja, auch“, gab Andy zu. „Aber vor allem geht es mir um Charlie. Er muss auch mal rauskommen.“
Den letzten Satz hörte Daddy gar nicht mehr, weil er schon dazwischenrief: „Aha! Und sobald Du sie rumgekriegt hast ist Charlie vergessen!“
„Schatz“, sagte jetzt Mama, „das glaube ich nicht. Wenn Andy verspricht sich um Charlie zu kümmern, dann wird er das auch tun. Andy ist kein Kind mehr. Er ist ein sehr vernünftiger und verantwortungsbewusster, junger Mann. Ich glaube wir können das ruhig so versuchen, wie Andy das vorgeschlagen hat.“

„Na schön“, lenkte Daddy ein, „aber nach dem Feuerwerk ist Schluss!“ Und zu Mama gewandt sagte er: „Und wir beiden, wir werden uns heute auch einen schönen Abend machen…“, und hob dabei vielsagend seine Augenlider.
Ich konnte mein Glück kaum fassen. Ich durfte wirklich auf die Party! Jetzt musste ich nur schnell Christina anrufen, um ihr diese Neuigkeit mitzuteilen. Auch Christina durfte, wie sie es vorausgesehen hatte, zur Party kommen. Super!

Eine halbe Stunde später war Mama gerade mit dem Abwasch fertig. Ich war so glücklich, dass ihr heute sogar freiwillig mit dem Abtrocknen geholfen hatte. Nun fragte ich sie: „Du Mama, kann ich mir eine von den Blumen aus dem Garten abschneiden?“
Sie schaute mich fragend an: „Und für wen soll die sein?“
„Für Andy. Für seine ‚Vielleicht-Freundin‘“, log ich.
„Ich glaub Dir kein Wort!“ sagte meine Mutter, ging aber trotzdem mit mir in den Garten. „Und an welche Blume hättest Du da gedacht?“
Ich zeigte auf eine gelbe Gerbera, die perfekt zu dem Kleid gepasst hätte, das Christina an diesem Tag getragen hatte.
Mama schnitt sie mir ab, jedoch nicht kommentarlos: „Schöne Grüße an Alix!“

Ich brauchte eine Weile, bis ich kapiert hatte, dass Alix ja der Name von Andys ‚Vielleicht-Freundin‘ war. Mir schoss die Idee durch den Kopf, dass ich vielleicht wirklich Andy eine Blume für seine Alix geben sollte. „Glaubst Du, ich könnte auch noch eine von den Orangefarbenen bekommen?“
„Auch für Alix?“
„Ja, die ist dann wirklich für Alix!“
„Soso!“, sagte Mama grinsend und schnitt mir auch eine orangefarbene Gerbera ab. Weiter sagte sie nichts.

Wieder im Haus zerrte Andy mich in sein Zimmer.
Ich gab ihm die orangefarbene Blume: „Die kannst Du Alix schenken“, sagte ich.
„Eine orangene Gerbera? Glaubst Du damit kann man Frauen beeindrucken?“
„Besser als ganz ohne was zu kommen ist es auf jeden Fall.“
„Auch wieder wahr“, stellte er fest, nahm sie und klebte ein kleines, dünnes Geschenkpäckchen, das er schon verpackt hatte, an den Blumenstiel. „Hör zu Bruder, wir müssen reden“, sagte er mit ernster Stimme.
„Okay.“
„Dass du mir keinen Ärger machst. Ich werde halten, was ich am Tisch versprochen habe. Ich werde dich keinen Moment aus den Augen lassen, klar? Und du wirst auch keinen Alk anrühren.“
„Klar!“
„Ich nehme mal an, dass du das Ganze aufgeführt hast, weil deine Flamme auch zur Party kommen wird, oder?“
„Richtig geraten!“
„Du kannst mit deinem Mädel machen was Du willst. Ihr könnt tanzen, rumsitzen und plaudern, knutschen, oder sonst was. Aber führ‘ Dich anständig auf, okay. Denk immer dran, der große Bruder beobachtet dich.“ Er zeigte mit seinem rechten Zeige- und Mittelfinger zuerst auf seine Augen und dann auf meine.
Mit diesem Deal hatte ich kein Problem. Also sagte ich: „Okay! Ist in Ordnung.“
„Gut, dann treffen wir uns in einer halben Stunde unten. Ach noch was, was willst Du denn anziehen?“

Diese Frage hätte ich von Andy nicht erwartet. „Gibt’s da Kleidervorschriften?“ fragte ich vorsichtig.
„Das nicht, aber wenn du bei deiner Flamme nicht gleich wieder abblitzen willst, dann solltest du jedenfalls nicht mit Deiner ölverschmierten und nach Benzin stinkenden Jeans daherkommen. Außerdem solltest du dich gründlich waschen – auch die Haare, die stehen ja vor Fett – und Deine Finger- und Zehennägel solltest du auch ordentlich schneiden.“
„Oh weh, schaffe ich das überhaupt in einer halben Stunde?“
„Du schaffst das, aber du solltest sofort anfangen!“ Sprach‘s und schob mich gleichzeitig aus dem Zimmer.

Ich duschte, wusch mir die Haare, schnitt meine Finger- und Zehennägel und zog mir was Sauberes an. Da es ein sehr milder Abend war entschied ich mich für eine weiße Dreiviertelhose und ein blaues T-Shirt. An den Füßen trug ich nur Sandalen – keine Socken, denn das wusste sogar ich, dass man das nicht bringen kann.

Mama gab mir noch eine graue Jacke mit, und so ging’s dann los. Beinahe hätte ich noch meine Blume vergessen, aber Mama drückte sie mir noch in die Hand und gab mir einen Kuss auf die Stirn.

Christina war schon da, Alix aber noch nicht. Christina trug leider nicht mehr das gelbe Kleid, das sie am Vormittag anhatte. Leider deshalb, weil die gelbe Blume so perfekt dazugepasst hätte. Jetzt trug sie ein hellblaues Cocktailkleid aus Seide oder so einem ähnlichen schimmernden Stoff. Es war trägerlos, hatte aber einen kleinen Gürtel aus glänzenden Steinchen. Echte Diamanten werden es nicht gewesen sein, aber die Steinchen sahen so ähnlich aus. Der Rockteil des Kleides war kurz und weit ausgestellt. An den Füßen trug sie die gleichen weißen Sandalen mit Absatz, wie schon am Vormittag. Um es kurz zu machen: Sie war noch viel schöner, als ich sie je zuvor gesehen hatte. Sie hatte sich sogar ein wenig geschminkt, mit Lippenstift, Lidschatten und Wimperntusche.

Ich stellte Christina und Andy einander vor, und auch ihm hat es fast die Sprache verschlagen. Dabei hatte er ja sicher schon viel öfter hübsche Mädchen gesehen, als ich. Aber Christina war an jenem Abend auch unübertrefflich. Andy, der ansonsten ungewohnt schweigsam war, lud uns auf ‘ne Cola ein. Kurz danach entdeckte er Alix und er stellte sie mir und Christina vor.

Alix war auch nicht übel. In den Hort würde ich gern gehen, wo die arbeitet. Sie hatte lange braune Haare und ein sehr sympathisches Gesicht. Ihr Lippenstift passte farblich ebenso zu ihrem knallroten Kleid wie ihre Ballerinas, die das untere Ende ihrer endlos langen Beine bildeten. Ich konnte Andy gut verstehen, dass er sich für sie interessierte. Wäre ich an seiner Stelle gewesen, ich hätte mich auch für sie interessiert.

Aber da ich nicht Andy war, sondern Charlie, und erst 11 Jahre alt, interessierte ich mich mehr für Christina. Ich gab ihr die Blume, die Mama mir extra abgeschnitten hatte. Sie brach den größten Teil des Stiels ab, und steckte sich die Blüte mit einer Haarklammer in ihre Haare. Das sah echt gut aus. Als Andy Alix sein Geschenk überreichte, vergaß er übrigens nicht zu erwähnen, dass die Blume von mir sei. Fand ich echt nett von ihm, aber meinetwegen wäre es nicht nötig gewesen.
Christina und ich gingen auf die Tanzfläche und tanzten. Jedenfalls versuchten wir es. Wir schauten einfach, wie die anderen sich bewegten und versuchten es dann nachzuahmen. Nach drei oder vier Liedern kamen dann auch Andy und Alix auf die Tanzfläche und von da an zeigten sie uns am Anfang jedes Liedes die richtigen Schritte.

Als wir irgendwann müde wurden und nicht mehr tanzen wollten, gingen wir – natürlich nicht ohne Andy vorher Bescheid zu geben – hinaus auf den Strand und setzten uns auf meine Jacke, die ich im Sand ausgebreitet hatte. Wir schmiegten uns aneinander und bewunderten einfach nur den schönen Sternenhimmel und die interessanten Wolkenformationen, die durch das Mondlicht ganz merkwürdig leuchteten.

Und dann kam das Feuerwerk. Ich legte meinen Arm um Christina, und sie ihren um mich. Ich gab ihr zuerst ein Bussi auf die Wange, dann wandte sie ihren Kopf mir zu, und schließlich kam es zu meinem ersten richtigen Kuss. Da war das Feuerwerk dann so gut wie vergessen. Dieser Kuss war selbst ein Feuerwerk. Es war so wunderbar, wir konnten kaum genug davon bekommen.

Und so merkte ich nicht einmal, dass Mama und Daddy gekommen waren und uns eine ganze Weile beobachteten. Als das Feuerwerk geendet hatte, hörte ich Andy sagen, dass an einem Kuss ja wohl wirklich nichts Unanständiges wäre. Ich dachte zuerst, dass er das zu Alix sagte, weil er sie gern küssen würde, und sie sich vielleicht zierte. Doch dann hörte ich die Stimme meines Vaters und auch die meiner Mutter, die beschwichtigend auf ihn einredete und mich verteidigte.

„Oh nein!“, sagte ich zu Christina. „Meine Eltern. Sie haben uns gesehen – beim Küssen. Ich fürchte, das war nicht abgemacht.“ Gerade als wir aufstanden und uns zu ihnen umdrehten küsste meine Mutter meinen Vater. Sie unterbrach ihn mitten in seinem Redeschwall, nahm einfach sein Gesicht zwischen ihre Hände und drückte ihre Lippen auf seine. Danach war mein Vater so perplex, dass es ihm buchstäblich die Sprache verschlagen hat.
„Halt einfach die Klappe!“, sagte Mama. „Wir waren doch selber mal jung und verliebt. Und hat es uns geschadet?“
„Wir waren immerhin schon 17.“
„Du warst 17, ich war erst 16. Und es war so schön damals. Willst du dieses Glück deinem Sohn und seiner Freundin nicht auch gönnen?“
„Darum geht’s doch gar nicht.“
„Schatz, wir wussten, dass der Tag kommt, an dem Charlie sich das erste Mal verlieben würde.“
„Ja, aber dass dieser Tag so schnell kommt? Damit hätte ich nicht gerechnet.“
„Heutzutage werden die Kinder eben etwas früher reif, als damals. Charlie, magst du uns vielleicht deine Freundin vorstellen?“
„Gern“, sagte ich, „also das ist Christina, sie ist aus meiner Klasse. Und das sind meine Eltern.“
„Schön dich kennen zu lernen, Christina!“, sagte Mama, während Daddy mir mit der Hand durch die Haare fuhr. „Wie lange seit ihr denn schon befreundet?“ wollte Mama wissen.
„Eigentlich erst seit heute“, antwortete Christina.
„Und gleich beim ersten Date geküsst!“, versetzte Daddy grinsend, woraufhin Mama konterte: „Genau wie bei uns, damals.“

Spätestens jetzt wusste ich genau, dass Daddy im Grunde genommen nicht das Geringste gegen meine Freundschaft zu Christina hatte, sondern dass er es aus irgendeinem Grund für seine Pflicht hielt, den Miesepeter zu spielen.
Und so brachten wir zuerst Alix zu ihrem Auto, wo diese sich von uns verabschiedete – nicht ohne Andy noch eine Kusshand zuzuwerfen. Dann begleiteten wir Christina nach Hause.

Mein Vater überraschte mich mit den Worten, mit denen er sich von Christina verabschiedete: „Ich hoffe, du kommst uns bald mal besuchen!“, sagte er lächelnd.
Auf dem Weg von dort nach Hause blieben meine Eltern ein wenig hinter Andy und mir zurück. Trotzdem konnte ich teilweise hören was sie sagten:
„Es muss bei ihnen nicht so laufen wie bei uns“, sagte mein Vater.

Mama antwortete: „Nein, ich halte es sogar für höchst unwahrscheinlich, dass es so läuft wie bei uns, Schatz. Sicher ist dein Sohn nicht so dumm, die Frau seines Lebens erst mal fünf Jahre lang links liegen zu lassen und zu vergessen, eher er sich zufällig daran erinnert, dass er sie immer noch liebt.“
„Das habe ich nicht gemeint!“
„Tut mir leid, das war unfair. Ich weiß genau was Du gemeint hast. Aber Herzensschmerz und Liebeskummer gehören nun mal zu einer normalen Entwicklung eines Jugendlichen hinzu. Wenn es soweit ist werden wir beide auf jeden Fall für ihn da sein, und voll hinter ihm stehen. Das ist das Mindeste, was er von uns erwarten kann. Dann geht der Liebeskummer auch wieder schnell vorüber.“

Ich hatte keine Ahnung, was Mama mit „Herzensschmerz und Liebeskummer“ meinte, aber das war auch nicht das Thema, das mich gerade beschäftigte. Viel mehr interessierte mich, ob Andy jetzt wusste woran er bei Alix war. Ich fragte ihn danach.
„Ach Bruder, sie war einfach himmlisch“, schwärmte er. „Als wir gesehen haben, wie ihr euch geküsst habt, hat sie gemeint: ‚Warum wird mit steigendem Alter eigentlich alles so kompliziert? Schau, die Jungen zeigen uns, wie es auch einfach geht‘, und ich habe gesagt: ‚Wer sagt denn, dass es kompliziert sein muss? ‘ und daraufhin hat sie mich einfach geküsst.“
„Also ist sie an dir interessiert“, stellte ich fest.
„Ich sag dir was, Bruder. Die Frau wär sogar was zum Heiraten. Ich glaube mit der könnte ich auch in fünfzig Jahren noch glücklich sein.“
„Dann heirate sie doch einfach.“
„Es stimmt zwar, dass mit Alix vieles nicht so kompliziert sein wird, wie das bei anderen Frauen wäre, aber so einfach wie du dir das vorstellst, Bruder, geht das mit dem Heiraten dann auch wieder nicht.“

Aber sie haben schließlich geheiratet. Zwei Jahre später! Alix ist wirklich ‘ne super Schwägerin, die ich da bekommen habe. Doch das ist nur das Zweitbeste.
Das Beste ist, dass ich mit Christina immer noch zusammen bin und wir so glücklich sind wie am ersten Tag.

Auch Tony, Matt und Kevin haben Freundinnen gefunden. Das Verhältnis zwischen mir und Tony war aber schon vorher schon fast wieder so wie früher – ich glaube dass Matt da mal mit Tony geredet hatte. Aber zu Kevin habe ich nie wieder den Draht bekommen. Wir vertragen uns zwar wieder, seit er auch ’ne Freundin hat, aber so wie früher wird es mit ihm nie wieder werden. Und Matt hat sich tatsächlich mit Rebecca angefreundet – ob das nun Zufall ist, oder nicht, weiß ich nicht. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass Christina da ein wenig nachgeholfen hat.

Wir – also ich und Christina – unternehmen jedenfalls oft was gemeinsam mit Matt und Rebecca und Tony und seiner Freundin Jenny. Außerdem sind Ricky und dessen Freundin Raphaela noch meistens mit von der Partie. Wir acht sind ‘ne richtige Clique geworden. Wir machen gemeinsame Radtouren, spielen Beachvolleyball, gehen ins Kino, zum Bowling oder im Winter auch zum Eislaufen. Kurz: wir haben jede Menge Spaß miteinander und die Zeit die wir zusammen verbringen kann man wirklich nicht als vergeudet ansehen.