Es war Frühling. Jukka lief durch das feuchte, mit Tauperlen bedeckte morgendliche Gras, das sich an seinen nackten Füssen schmiegte. Der Wind roch nach frischer Erde und Schilf. Ein Zug wilder Schwäne flog über ihn dahin und fiel ins Land. Er kletterte auf einen der großen Steine, auf denen früher Riesen gesessen hatten. So jedenfalls hatte es ihm Urho erzählt. Uralt war er und hatte sie bestimmt noch gekannt. Der Junge liebte diesen Platz. Und wenn er auf dem Rücken lag und die Wolken am Himmel sah, die übe rihn dahinschwebten, dann zog er mit ihnen bis ins ferne Nordland. Doch jetzt stand er aufrecht und sein Blick ging über den See; über weite Felder bis zu den Wäldern, wo Ilmarinen noch immer aufden Amboss schlägt. Und es gibt Menschen, die den Klang auch heute noch hören, den an manchen Tagen, der Wind herüberträgt. Ihn überfiel die Lust zum singen. Den alten Väinämöinen herauszufordern. Den alten Urzeitsänger. Die Freude in seinem Herzen hinauszutragen, in den durch Sonnenstrahlen durchfluteten Morgen. Er hob seine Arme und eine helle Stimme schwebte in der Luft. Sie stieg höher und eine Lerche antwortete mit übermütigem Schall. Der Wettgesang lockte Bär und Fuchs, Wolf und Hase aus Höhle und Bau. Jukka blickte zum See, dessen Ufer weißfedrig geschmückt war. Plötzlich teilte sich das Wasser, schäumte auf und aus den Fluten entstieg Väinämöinen, der Urzeitsänger. Gross erhob er sich und an Bart und Haar hing der Tang des Sees. Er gewahrte Jukka und kam auf ihn zu. "Nun, wer hat mich da gerufen? Hat an meinem Ohr gekitzelt? Den alten Sänger in mir wach gemacht?" Da stand nun Jukka. Ja, er hatte ihn herbeigesungen. Wollte sich mit ihm messen. Nun, wo dieser vor ihm stand, brachte er keinen Ton hervor. Doch Väinämöinen lachte. "Höre, du Milchbart. Hast mir einen großen Schrecken eingejagt, mit deinem Lied. Und weiss nicht recht, darauf zu antworten. So lasst uns denn gemeinsam zum großen Gesang anheben." Jukkas Auge leuchteten auf. Seine Brust atmete frei und ein erster hoher Klang entflog seinem Mund. Dann fiel Väinämöinen ein. Mit Tönen, uralt und tief. Die Bauern auf den Feldern, richteten sich auf. Der Teig der Bäuerin blieb an ihren Fingern kleben. Und der Fischer vergass seine Netze auszuwerfen. Eine Stimme drang an Jukkas Ohr. Er öffnete die Augen. Vor dem großen Stein stand Aino. "Was machst du da und stehst mir erhobenen Armen. Und schaust Löcher in die Luft." Er rieb seine Augen. "Väinämöinen... " Aino lachte hell auf. "Hast wieder geträumt von Väinämöinen. Doch komm herunter und lasst uns fangen spielen. Und vergiss den alten Rauschebart!" Jukka stand noch einen Augenblick und dachte nach. "Na, komm schon", rief Aino zum zweiten Male. Dann lachte auch Jukka und sprang vom Stein. Aino rannte davon und Jukka lief ihr nach. Wenn er glaubte, sie greifen zu können, schlug sie wie der Hase, einen Haken und Jukka fasste ins Leere. Sie lachte auf und das heitere Spiel begann von vorne. Endlich ließ sich Aino auf den Boden fallen und Jukka warf sich neben sie. Er blickte in zwei blaue Augen, die wie ein See waren und zum schwimmen einluden. Er legte seinen Kopf auf ihre junge Brust. Aino lächelte und fuhr mit der Hand über sein dunkles Haar.
Väinämöinen = Hauptheld des finnischen Nationalepos Kalevala Ilmarinen = Schmied. Ebenfalls eine Hauptfigur des Kalevala Jukka = Finnischer Männername Urho = Finnsicher Männername Aino = Finnischer Frauenname
Wie schön, so was einfach nur Schönes hier mal wieder zu lesen, lieber mande. Ist aber kurz und dürfte ruhig länger sein, damit man noch verweilen könnte, wenn man mag, herzliche Grüsse, Karin
Wenn drei Mütter in den Kinderwagen schauen und begeistert rufen: „Oh, wie süß!“, und ein Passant kommt vorbei und sieht nur ein schrumpeliges Kleinkind ohne nennenswerte Haare, was schreit und strampelt, dann kann er vorbei gehen oder den Kopf schütteln oder sich tatsächlich äußern. Ich rate es ihm nicht! Mindestens böse Blicke werden ihn durchbohren. Außer der Verliebtheit in ein „Etwas“, was nur die „Leidensgefährten“ nachempfinden können, kann es auch noch andere Gründe für „Solidarität“ geben. Ich stelle mir einen Behinderten vor, im Rollstuhl, von einer Krankheit schwer gezeichnet, der Freude am Schreiben hat, mit unmenschlicher Mühe drei Sätze kreiert und sie präsentiert, wer will dem eine Anerkennung versagen, ihm vollem Bewusstseins die Hoffnung nehmen und ihn eigenhändig in den Abgrund stoßen? Ja, es ist schwierig, wenn man anonym sich begegnet und keinen Hintergrund kennt. Herr baroque, ich kenne Sie nicht, weiß also nicht, was Sie zu diesen Zeilen veranlasst hat. Ich kenne auch die Personen aus dem Text nicht, weder die realen noch die fiktiven. Ich bin auch nicht in einer ähnlichen Situation wie die Protagonisten. Deshalb berührt mich der Text weder emotional noch intellektuell. Vielleicht bin ich im Gegensatz zu den anderen drei Kommentatoren kalt, tot, leer oder so ähnlich. Ich gebe zu, manchmal habe ich Angst davor. Sollte es wirklich so sein, wäre es zu spät für eine Änderung. Deshalb tröste ich mich mit der Begründung: „Wenn es ein Roman wäre und mich in diese Welt entführen würde, so dass ich es gar nicht merke, wie ich meine Welt verlasse, vielleicht würde ich dann singen oder weinen oder lieben oder bangen, …“ Da uns ein Konjunktiv auf beiden Seiten nicht weiter bringt, bleibt mir nur die Hoffnung, dass drei Mütter einen Passanten aufwiegen sollten. Ich wünsche ein schönes Wochenende, es grüßt der Gast
PS: „liebenswürdige Geschichte liebenswert erzählt“ Das macht nur Sinn, wenn es A – eine Geschichte gibt, die bekannt ist und B – diese dann von jemand erzählt wird. Ich sehe aber nur einen Text, also eine Geschichte. Wo kann man die Geschichte lesen, die vor dem Text schon bekannt war, damit man aus dem Vergleich, wie die Geschichte war und wie sie erzählt wurde schließen kann, wie sie erzählt wurde?
Es mag dich verwundern, Herr Namenlos, aber unter kranken Behinderten im Rollstuhl (sogar mit Beatmungsmaschine) gibt es ebenso viele oder wenige die hervorragend schreiben können wie unter Menschen, die auf zwei Beinen laufen. Die Intelligenz sitzt bekanntlich nur bei Spinnen im Knie. Zweitens mögen sie es ebensowenig wie die Zweibeinlaufer, mit herablassendem Mitleid behandelt zu werden und hören gern eine ehrliche Meinung. Drittens: wer mande nicht kennt, tut mir ein bisschen leid, weil er ein warmes, weises Licht versäumt hat.
...dem Gast sei gesagt: liebenswürdig kommt von Liebens würdig...also auch; würdig es zu lieben/da liebenswürdig auch durch liebenswert ersetzt werden kann...ebenso auch; von solchem Wert, dass man sie liebt - zum Wert/Gehalt(In -halt) der Geschichte. Das wiederum heißt, dass es zunächst mal egal ist wie die Geschichte erzählt wird. Bis dahin verstanden?...ok...dann weiter... Da nun auch der Erzählstil sehr liebenswert ist, zumindest im Auge des zitierten Betrachters, bleibt das doppelte "liebenswert" mehr als nur gerechtfertigt.
Der Abschied entziffert die Handschrift einer Begegnung
Kurz noch eine kleine Bemrekung von mir. Natürlich hätte ich über Väinämöinen, nicht verwechseln mit dem Rauschebart Nikolaus, der ja auch in Finland lebt und Ilmarinen erst berichten können, bevor ich mit der Geschichte begann. Doch ich wollte womölich Niemanden langweilen, sondern nur einen kurzen und glücklichen Moment zweier junger Menschen schildern. Wer über Kalevala mehr wissen möchte, nun, es gibt im Internet, zumindest kurze und dennoch gute Einführungen.
Dass es keine grosse Erzählkunst ist, ja, dies weiss ich selber und liebenswürdig zu schreiben,nun ,ist ja auch keine literarische Unsitte und Peter es schon richtig erleutert hat.
Darum möchte ich mein etwas zu kurzes und fast schon unhöfliches ´Danke´, verbessern durch ein: ´Ich freue mich, für die positiven Bemerkungen!´
Zum Gast fällt mir allerdings nichts ein. Ausser, dass ich seiner klugen und lehrreichen Bemerkung, dass es nicht nur in Finland kalt ist, noch einmal ausdrücklich zustimmen!
Ein Text ist nicht immer eindeutig, die Mehrdeutigkeit gehört zum Alltag! „Kalt ist es nicht nur in Finnland“ Damit nehme ich einerseits Bezug auf die Temperaturen auf Grund der geologischen Lage. Ich wohne in Deutschland, so kann man aus meiner bisherigen Vorstellung schließen. Vergleichen wir Deutschland mit Finnland. Finnland Deutschland Fläche: ca. 340 000 km² ca. 360 000 km² Einwohner: ca. 5 Mio ca. 80 Mio Tagestemperatur: 6,3°C 12,0 °C Nachttemperatur: -1,8°C 4,6°C (Quelle: Laenderdaten.info) D.h., in Finnland ist man einsam und man friert. Man friert, weil es ca. 6°C kälter ist oder weil weniger Menschen da sind, mit denen man sprechen kann. Kalt kann es auch in Deutschland sein, weil auch dort -20°C möglich sind oder weil jemand einsam ist, obwohl es vor Menschen wimmelt. Dieser Mensch würde sich auch nach der Wärme sehnen, die in der Geschichte vermittelt wird, also zwei sich liebende Menschen, der höchste Grad an menschlicher Wärme. Mit meiner Überschrift wollte ich darauf hinweisen, dass es nicht nur in Finnland einen Grund gibt, solche Zeilen zu schreiben. Ich hätte auch schreiben können: „Liebe gibt es nicht nur in Finnland.“ Alle anderen Kommentatoren haben keine eigene Überschrift gewählt, sondern die Software sprechen lassen: „RE: Väinämöinen“ Das entspricht dem Informationsaustausch in der „Verwaltung“, hiermit nehme ich Bezug auf Ihr Schreiben … Wenn also jemand aus menschlicher Sicht abweicht von der Beamtensprache, dann erntet er selbst in der Kunst nur Verwunderung! Vielleicht sind wir hier gar nicht in der Kunst?
Guten Tag, Frau Koelle, ich bin nicht namenlos, sondern heiße „Gast“, ein Name wie „Andere Dimension“, „baroque“, „Kared“, „zellhaufen“, „TomohneJerry“ usw., um nur einige zu nennen, die man schon auf der Übersicht findet. Sie dürfen mich aber trotzdem namenlos nennen, es ändert nichts. Warum sollte es mich wundern, was es unter Behinderten gibt? Ich habe einen Sonderfall herausgepickt, ich sprach nicht davon, dass alle Behinderten Mühe haben, drei Sätze zu kreieren, sondern das der eine, den ich mir vorstelle. Stephen Hawking ist das beste Beispiel, was möglich ist und ich glaube, wir alle können ihm nicht das Wasser reichen! Weiterhin kann ich in meinem Text kein Mitleid erkennen, ich sagte, dass der Text mich weder emotional noch intellektuell berührt. Klingt das nach Mitleid oder nach einer ehrlichen Meinung? Ich kenne „mande“ alias „baroque“ nicht. Selbst wenn ich unterstelle, dass es ein Verlust ist, ihn nicht zu kennen, denken Sie, ich kenne nur Menschen, die kein „warmes, weißes Licht“ aussenden? Sie wissen doch, wie schnell man einen Sonnenbrand bekommt, wenn man es übertreibt. Davon abgesehen bewundere ich Ihre Fähigkeiten, in eine Seele hinein zu schauen. Ich kenne Ehepaare, die waren dreißig Jahre verheiratet und plötzlich hat der andere etwas gemach, worauf sein Partner gesagt hat: „Ich dachte, ich kenne ihn. Das hätte ich ihm nie zugetraut.“ So ähnlich äußerte sich auch eine Mutter, deren Tochter ihr Neugeborenes auf der Toilette entsorgte. Oder Nachbarn sagten zur Polizei: „Was, der, der war immer höflich und bescheiden und ruhig. Das soll so ein Monster sein? Das kann ich nicht glauben!“ Ich hoffe nur, Sie werden nie enttäuscht oder hängen sich damit nie zu weit aus dem Fenster. Mich interessiert in einem Forum nur der Text, nicht die Person, die ist viel zu weit weg. Und der Text ist ein abgespecktes Märchen, ein Rudiment mit einem Inhalt, den man tausendfach findet, nur mehr, größer und …
Guten Tag, Herr Andere Dimension, ich bin nach wie vor der Meinung, dass „liebenswürdige Geschichte liebenswert erzählt“ nicht gerechtfertigt ist. Überein stimmen wir möglicherweise in der Annahme, dass man zwischen Inhalt und Form unterscheiden kann. Sie sagen, dass es egal ist, wie eine Geschichte erzählt wird, der Inhalt ist immer liebenswert. Was ist Inhalt und was Form? Wenn ich den Text von der Form befreie, dann bleibt folgendes übrig: Ein Mann träumt, er wäre Superman. Er wird von seiner Freundin geweckt. Mehr gibt der Text an Inhalt nüchtern betrachtet nicht her. In Ihren Augen ist das liebenswürdig, in meinen Augen „banal“. Der Autor hat aus dieser banalen Story eine kleine Kurzgeschichte gemacht. Liebenswert erzählt? Auf jeden Fall romantisch verklärt in meinen Augen. Damit sie für mich liebenswert wird, müsste sie wesentlich länger und „voller“ sein. So leicht bin ich in meinem Alter nicht mehr zu beeindrucken. Tut mir Leid! Bevor ich es vergesse, auch das ist meine ehrliche Meinung! Ich wünsche einen schönen Sonntag, es grüßt ein Mitglied mit Namen Gast!
Zitat Sie sagen, dass es egal ist, wie eine Geschichte erzählt wird, der Inhalt ist immer liebenswert.
Wir müssen, wollen wir uns ernsthaft unterhalten, schon bei der Wahrheit bleiben.
Ich sagte:
ZitatDas wiederum heißt, dass es zunächst mal egal ist wie die Geschichte erzählt wird.
Das sagt etwas ganz anderes aus.
Mit viel Wohlwollen und einem Schuss Naivität könnte man glauben, dass der Gast die Aussage missverstanden hat - realistischer aber wäre zu sagen, dass er sie falsch verstehen wollte.
Gruß, A.D.
Der Abschied entziffert die Handschrift einer Begegnung
Wenn es tatsächlich völlig ausreicht, eine Meinung ein zu stellen, Fremder ohne Poncho, dann wähle doch zukünftig unter aGut, b Geht so, c Grottenschlecht. Das erspart lästige Unterhaltungen. Ich persönlich guck' jetzt erst mal in den Kinderwagen der Nachbarin. Die hat Zwillinge, und wenn die sich gegenseitig die Hirnmasse aus ihren entzückenden Köpfchen saugen, kann mein Tag gar nicht liebenswerter werden.
Wenn es tatsächlich völlig ausreicht, eine Meinung ein zu stellen, Fremder ohne Poncho, dann wähle doch zukünftig unter aGut, b Geht so, c Grottenschlecht. Das erspart lästige Unterhaltungen.
Wenn man unterstellt, dass die Unterhaltung der Autoren im Forum die einzige ist, die Sinn macht, dann könnte man so verfahren. Es soll aber Leser geben, die ihren Kopf nicht nur zum Haare tragen haben, die lesen einen Kommentar und sprechen mit ihrer Nachbarin, Freund oder Partner darüber. Natürlich hören wir das nicht und vielleicht ist es das, was einige so nervös macht, wenn sie nicht "direkt" bedient werden, aber das geht den meisten Künstlern so, dass sie nie erfahren, was die "Meute" über ihren "Quark" so denkt!