Literaturforum - Kurzgeschichten, Erzählungen, Romane, Gedichte - Bücher und eBooks

Die Stimme

Es ist wieder einmal Morgen, und wieder schaue ich in den Spiegel . Ich sehe aber nicht mein Gesicht, sondern nur meine Augen. Und darin erkenne ich einen guten Freund,dessen Stimme in meinem Kopf ist. Diese Stimme sagt: „ Ich bin zufrieden mit Dir“.
Ich versuche zu Grinsen, aber mein Gesicht verzerrt sich zu einer Fratze.
Mein Körper ist mit Blut überströmt und in der Badewanne liegt ein Berg Fleisch. Das war einmal ein Mensch und wird gleich meine Mahlzeit.
Die Räume sind mit Menschenknochen übersät.

So geht es seit Jahren, Tag für Tag.

Angefangen hat alles an einem schönem Frühlingstag 2012. Der lange Winter ist endlich vorbei und ich starte zu meiner ersten Ausfahrt mit dem Motorrad. Ich genoss den frischen Wind und die Geschwindigkeit.
Plötzlich tauchte ein Trecker aus einem Landweg auf und ich prallte mit ihm zusammen.
Ich war noch bei klaren Gedanken und und sah in einiger Entfernung ein Bein liegen. Mein Bein.
Und direkt vor meinen Augen lag meine rechte Hand. Sie zuckte noch.
Ich lag unter der Maschine und konnte mich nicht bewegen, auch nicht, als ich sah, das Benzin aus einen Tank lief und sich entzündete. Ich war gefangen. Die Flammen erreichten meinen Helm und ich spürte, wie sich das Innenfutter des Helmes in mein Gesicht brannte. Die schmerzen waren unerträglich, aber ich verlor einfach nicht das Bewusstsein.
Eine Stimme drang in mein Kopf. Immer wieder sagte sie: „ Ich habe auf Dich gewartet,und endlich habe ich Dich“.
Man erzählte mir später, das ich drei Monate im Koma lag und die Ärzte alles getan haben, um mich wieder aufzuwecken.
Hätten Sie gewusst, was sie wieder ins Leben geholt haben, sie hätten die Geräte abgeschaltet.
In der ganzen Zeit waren weder Familie noch Freunde gekommen. Für sie war ich gestorben.
Und das sollten sie noch bereuen.

Eines Tages bekam ich eine Beinprothese und begann zu Laufen. Die Auswahl der Handprothese übernahm „ Die Stimme“ in mir. Einen Haken.
Der größte Schock folgte später. Als man mir den Verband vom Gesicht nahmen. Das, was ich im Spiegel sah, hatte nicht die entfernteste Ähnlichkeit mit einem Menschen.
Da wo Lippen sein sollten ragten Knochen ins Freie. Die Haut war nicht mehr vorhanden. Ich sah keine Ohren mehr.
Das war kein Mensch den ich im Spiegel sah, das war ein Monster.
Nur die Augen waren Hellwach. Und ich sah darin Hass, nichts als Hass.
Plötzlich erschien in meinen Augen eine Fratze, das war die Fratze der Stimme , die mir schon gewohnt ist.
Und sie befahl: TÖTE,TÖTE, TÖTE.
Und ab da war mein Weg bestimmt. Töten muss ich, nur noch Töten.
Eines Tages floh ich aus der Klinik und machte mich auf die Suche, nach meinen lieben Freunden und Verwandten.
Und ich fand sie. Ich trieb die Familien zusammen und häutete die Kinder vor den Augen der Eltern. Ich ließ Mütter ihre Kinder metzeln und ihre Männer enthaupten. Ich schnitt ihnen die Gliedmaßen ab und entriss ihnen die Gedärme.
So entledigte ich mich meiner Vergangenheit und badete in ihrem Blut.
Doch die Stimme hatte noch nicht Genug. Sie führte mich in ein kleines Dorf nahe München. Dort fand ich eine Hütte tief im Wald.
Nacht für Nacht schlich in das Dorf und suchte nach Opfern. Ich war wie von Sinnen und bekam Appetit auf Fleisch. Nach Menschenfleisch.
Die Opfer waren meist junge Mädchen. Man sagt, das Auge isst mit.
Ich glaube, wenn sie mich nur anschauten, wussten sie, was ihnen bevorsteht.
Ich ließ mir stets Zeit. Sie sollten langsam sterben und das taten sie auch. Fleischstücke, so groß wie Steaks schnitt ich aus ihrem Körpern und fraß sie vor ihren Augen. Sie sollten leiden aber auch nicht Hungern, also zwang ich sie ihre eigenen Gliedmaßen und Gedärme zu fressen.
Diese Schreie, dieses viele Blut. Das gefiel der „ Stimme“. Und mir immer auch. Immer mehr und mehr.

Jetzt musste ich weiter ziehen. Die Stimme in meinen Kopf hat noch nicht genug. Und ich erst recht nicht!!!

Ich schlich mich in die große Stadt. Des Tags war ich so gut wie unsichtbar. Ich hatte ein gutes Versteck in der Kanalisation am Rande der Stadt gefunden. Die wenigen Penner, die ich vorgefunden habe waren leichte Opfer. Ich habe sie geschlachtet und die Innereien verspeist. Sie schmeckten widerlich, alt und bitter. Selbst meine beiden neuen Freunde, 2 Ratten die ich RED und NEX genannt habe, verschmähten das Fleisch. Ich wollte frisches Fleisch.
Immer wieder sprach die „ Stimme“ zu mir. „ Wir brauchen frisches Fleisch,
zart und jung, zart und jung, zart und jung“.

Die „Stimme“ hatte wieder einmal recht.
Der Sommer war da und die schönen dunklen Nächte waren kürzer geworden. Die letzten zwei Monate hatte ich nur von gelegentlichen Nachtschwärmen und Joggern ernährt. Aber ich habe mein Ziel nicht aus den Augen verloren. Nachts schlich ich durch die Straßen und sammelte alles ein, was mir nützlich erschien. Seile, Ketten usw.
Jetzt hatte ich alles zusammen, um endlich junges zartes Fleisch zu bekommen. Und ich hatte Erfolg. Bei einem nächtlichen Streifzug entdeckte ich in einem Park eine Gruppe Jugendlicher. Sie betranken sich und ich habe sie einen nach dem anderen „ eingesammelt“. Dreizehn waren es. Alle habe ich mein Versteck gebracht und gefesselt an die Kanalwand gehangen. Die Kleidung hattet ich ihnen schon vom Leib geschnitten. Ihre Schreie waren fürchterlich, aber hier unten hat sie keiner gehört.
Ich war hungrig nach jungen zartem Fleisch. Also nahm ich mir den ersten vor, der in der Reihen hing. Bei meinem Anblickt fingen alle sofort an zu schreien und das machte mich wütend. Ich habe ihn regelrecht zerfetzt. Das Blut, die Eingeweide und die Körperteile verteilten sich auf alles im Raum. Auch auf die noch übrigen „Mahlzeiten“. Trotzdem hatte ich die Reste des jungen Mannes sehr genossen. Selbst die „Stimme“ und meine beiden Freunde waren zufrieden. Am nächsten Tag nahm ich mir den nächsten aus der Reihe vor, ein junges Mädchen. Wieder dieses widerliche Geschreie, aber ich dachte mir dann, ist doch gar nicht schlecht. Ist halt wie in einem Speiselokal, wo sie Musik spielen.
Ich schlitzte das Mädchen der Länge nach auf und trank ihr Blut direkt aus ihrem Körper. Dann riss ich ihr die Eingeweide raus und stopfte sie den andern ins Maul. Sie mussten es fressen. Denn sie sollten ja nicht verhungern.
Es war erhebend, wenn ich die Reihe abschritt und jeden einzelnen betrachtete. Alle sahen noch so jung aus, aber ihre Augen waren gebrochen.
Ich wollte auch ein wenig Spaß haben. Also schnitt ich zwei junge Kerls ab und gab beiden ein Messer. Ich versprach, wer den anderen tötet, kommt frei. Ha,Ha,Ha, wie naiv doch manche sind.
Und tatsächlich, sie kämpften ums überleben. Aber die „ Stimme“ wollte mehr. „ Verlange das Herz des Unterlegenden“, sprach sie. Und ich befahl es.
Es war ein wahres Massaker was die beiden da boten. Sie zerfetzten sich gegenseitig. Gedärme hingen raus und Finger verteilten sich auf dem Boden.
Der Sieger überreichte mir das Herz seines ehemaligen Freundes. Als Dank schnitt ich ihm die Sehnen der Beine durch und warf ihn den Ratten vor.

Nach zwei Monaten waren alle Tot. Das war der Moment, wo die Stimme mir befahl weiter zuziehen.

Jetzt bin ich wieder Unterwegs.


Vielleicht schau ich mal bei Dir vorbei