Ich war nur ein kleiner GI gewesen, damals in Vietnam. Als Charlie mir die Eier abgeschnitten hatte, wäre ich fast verblutet. Aber dann kam im letzten Moment noch Hilfe. Ich durfte in die Heimat zurück, ein traumatisierter Kastrierter, kampfunfähig; erhielt eine bescheidene Rente, keine angemessene Entschädigung angesichts meiner einst so prächtigen Glocken. Aber ich konnte mir in einem entbehrungsreichen Jahr genügend Geld zurücklegen, um den Flug nach Deutschland bezahlen zu können. Ich erfüllte mir so den Traum, das Herz Europas mit einem Mountainbike zu erkunden (Geht übrigens ganz gut ohne Nüsse. Nichts drückt.). Bin in Germanien hängen geblieben, lebe heute zurückgezogen in einem Kaff im Odenwald.
Einmal die Woche verlasse ich meine Wohnung, einen Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg, um Besorgungen zu machen und Proviant einzukaufen. Ich habe sogar einen Internetanschluss, verfolge auf dem Bildschirm das Treiben der Menschen über meiner unterirdischen Höhle. In so einem Loch bin ich seinerzeit vom Viet Cong gefoltert und beschnitten worden. Ich habe mich für diese Behausung entschieden, um mich dem Kampf gegen das Trauma zu stellen. Nun muss ich mit ansehen, wie die IS-Verbrecher hilflose Menschen enthaupten.
Manchmal wünschte ich, ich käme nach oben und die Menschen wären nicht mehr da, die gesamte Menschheit vertilgt von einem Virus. Dann aber bekomme ich Angst, denke daran, wie es Robinson Crusoe ergangen ist. Er hoffte, in die Zivilisation zurückzukehren. Und ich? Ich hoffe, dass mein W-LAN stabil bleibt. Denn ich habe nicht mal einen Freitag.
_______________________________________________________________ Einen Roman zu lesen ist wie eine Kreuzfahrt, und jede abgestandene Floskel löst sofort eine Flaute aus. (Argus)
Kann gar nicht genau sagen, was mir an Deiner Geschichte so gefällt. Der Titel macht ja auf jeden Fall neugierig. Und dann kommen da so kurze, knackige Sätze.
Hoden Weg, Charlie war's! Des Mannes beliebtestes Organ - einfach weg.
Radeln tut sich's besser ohne die "Nüsse". Man muss es nur pragmatisch sehen - hat auch Vorteile.
Deutschland ein Traum für einen Ami! Warum?
Verkriecht sich dann in einem alten Bunker. Ebenfalls: Warum?
Hat WLAN statt eines Freitag. Beobachtet damit im Internet den IS, vor Kurzem noch ISIS genannt.
Ist das Fazit Deiner Kurzgeschichte: Lieber hodenlos als kopflos?
Ich glaube, ich weiß jetzt, was mich faszinert: Man kann so schön weiterspinnen.
Viele Grüße
Gnosjoe
Um wirklich glücklich zu sein, brauchst du nur etwas, wofür du dich begeistern kannst. Yehudi Menuhin
Ich war nur ein kleiner GI gewesen, damals in Vietnam. Als ein verirrtes Geschoss mir die Eier abgerissen hatte, wäre ich fast verblutet. Aber dann kam im letzten Moment noch Hilfe. Ich durfte in die Heimat zurück, ein traumatisierter Kastrierter, kampfunfähig; erhielt eine bescheidene Rente, keine angemessene Entschädigung angesichts meiner einst so prächtigen Glocken. Aber ich konnte mir in einem entbehrungsreichen Jahr genügend Geld zurücklegen, um den Flug nach Deutschland bezahlen zu können. Ich erfüllte mir so den Traum, das Herz Europas mit einem Mountainbike zu erkunden (Geht übrigens ganz gut ohne Nüsse. Nichts drückt.). Bin in Germanien hängen geblieben, lebe heute zurückgezogen in einem Kaff im Odenwald.
Einmal die Woche verlasse ich meine Wohnung, einen Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg, um Besorgungen zu machen und Proviant einzukaufen. Ich habe sogar einen Internetanschluss, verfolge auf dem Bildschirm das Treiben der Menschen über meiner unterirdischen Höhle. In so einem Loch bin ich seinerzeit vom Vietcong gefoltert worden. Ich habe mich für diese Behausung entschieden, um mich dem Kampf gegen das Trauma zu stellen. Nun muss ich mit ansehen, wie die IS-Verbrecher hilflose Menschen enthaupten.
Manchmal wünschte ich, ich käme nach oben und die Menschen wären nicht mehr da, die gesamte Menschheit vertilgt von einem Virus. Dann aber bekomme ich Angst, denke daran, wie es Robinson Crusoe ergangen ist. Er hoffte, in die Zivilisation zurückzukehren. Und ich? Ich hoffe, dass mein W-LAN stabil bleibt. Denn ich habe nicht mal einen Freitag.
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Okay so, kurz überarbeitet (zweiter Satz, Charlie gestrichen, besser). Was der Ich-Erzähler in der Höhle erlebt hat, würde ich auf die Folter beschränken (große Güte, blödes Wort jetzt in solch einem Kontext), da die wohl vor der Kriegsverletzung, an der er ohne seine Rettung gestorben wäre, stattgefunden hat. Ansonsten ist das ein guter, kurzer Text, der ausbaufähig wäre, dann aber vielleicht Gefahr laufen würde, nur noch moralisierend zu sein. Böse Welt dort oben eben. Man könnte das aber auch als Einstieg für eine Erzählung nehmen, ja nu', was man alles könnte,
Danke, Karin. Ja, werde mich in der Höhle auf die Folter beschränken. Streiche ma gleich "entmannt".
Gnosje nachträglich Danke fürs Lesen und Komm.
LG Argus
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