Einerseits finde ich das Gedicht gut. Kurz und trotzdem genug zum Nachdenken. Andererseits erschreckt mich die große Anzahl verschiedener Muslime und Christen, als würde ich versuchen, alle Blätter aller Bäume der Erde zu sortieren, der Größe, der Farbe, der Strukturierung, der .. nach.
wie kommen Sie darauf, dass das Gedicht Bezug auf Fanatiker nimmt? Ich sehe nur eine Gegenüberstellung zweier Religionen, Fanatiker gibt es sicher in jeder Religion oder jder Nichtreligion, nicht nur in diesen.
In ein Gedicht kann jeder rein- oder rauslesen, was er will. Ich betrachte es vor dem Hintergrund der aktuellen und vergangener Weltsituationen. Das "vs." im Titel legt eine konfrontative Betrachtung nahe.
Es darf aber jeder seine eigene Interpretation hegen.
Aber: Einladen und einen schönen Baum nur als Schatten sehen, klingt für mich nicht nach Krieg, sondern andere Perspektive. Schatten werfen ja auch gesunde Bäume und nicht nur verkohlte nach einem Atomschlag.
Falls für der Autor vs, also versus als ´gegen´ (im Sinne einer Verurteilung, einer Kampfansage) bedeutet, dann ist die Überschrift unglücklich gewählt.
Nimmt man vs als ´gegenübergestellt´, oder ´im Vergleich zu´, läse man die Überschrift anders, trotzdem meiner Meinung nach, der Titel, auf den Text bezogen, wenig Sinn macht. Doch vielleicht begreife ich es auch nicht richtig.
Falls ich als Lateingoogler vs falsch interpretiert haben sollte, so wäre ich um Richtigstellung dankbar.
Das ist ja ein wirklich schönes Gedicht, ein Aphorismus eigentlich. Man kann es ganz und gar ohne die Religionen lesen, zunächst einfach botanisch: Ich habe in meinem Garten einen wunderschönen Baum. Von meinem Grundstück aus erkenne ich die ganze Pracht. Der Nachbar aber, aus seiner Perspektive, sieht sie nicht ganz so gut, eher nur einen Schatten davon.
Richtig kennenlernen kann er ihn nur, wenn er in meinen Garten kommt, ihn aus meiner eigenen Anschauung beurteilen kann. Deshalb lade ich ihn ein. Ich gebe ein bisschen an mit meinem Schatz, bin stolz darauf, lasse den Nachbarn dadurch aber auch an seiner Wirkung teilhaben.
Die Konsequenz wäre, dass der Nachbar mich auch zu sich einläd, damit ich auch seine Fülle schätzen lernen kann. Mein Garten gehört weiter mir selbst, ich nehme dann aber auch teil an dem Reichtum meines Nachbarn.
Ein schönes Bild. Ich kann kann keine verkohlten Reste nach einem Atombombenabwurf darin erkennen.
Auf Religionen oder Weltanschauungen bezogen sehe ich einen wunderschönen Aufruf zur Toleranz, die mir meinen Horizont erweitern hilft und mich damit bereichert.
Das vs fasse ich deshalb auch als gegenüber und nicht als Gegensatz auf.
Um wirklich glücklich zu sein, brauchst du nur etwas, wofür du dich begeistern kannst. Yehudi Menuhin
Ihr habt doch alle keine Ahnung. ;-) Das ist ein wunderschönes Aphorismus-Gedicht. Nur die Überschrift ist Kacke, oder wie ich neuerdings zu sagen pflege Scheiße.
Argus
_______________________________________________________________ Einen Roman zu lesen ist wie eine Kreuzfahrt, und jede abgestandene Floskel löst sofort eine Flaute aus. (Argus)
Stimmt schon, der Titel will nicht wirklich zum Text passen - aber irgendwie dann doch, weil er, konträr zum Inhalt, zuspitzt. Ich hätte auch Hinduismus vs Buddhismus schreiben können, Religion vs Religion, oder einfach nur Mensch vs Mensch. Jedes System ist letztendlich nur so gut oder schlecht, wie es gelebt wird. In Berlin will man ein "Gotteshaus" bauen, unter dessen Dach sich die Weltreligionen treffen um gemeinsam, oder auch jeder für sich, zu beten - soll dann glaube ich ONE heißen. Finde ich eine gute Idee. Man kann, muss aber nicht, sich dort begegnen. Noch hat man das Geld nicht zusammen - ich hoffe, dass es daran nicht scheitert. Das wäre dann eine Art "Gartenschau", wenn das Projekt realisiert wird.
Der I.S. hat es geschafft, dass man ihn einzig und alleine mit dem Islam in Verbindung bringt - das polarisiert natürlich - und ich denke, nichts anderes wollte der I.S. Entweder du bist einer von ihnen, oder du stirbst. Schattierungen gibt es nicht. Jetzt alle Muslime unter einen Kamm zu scheren, das ist Blödsinn, das wissen wir alle. Nun aber zu sagen der I.S. hätte nichts mit dem Islam und den gemäßigten Muslimen zu tun, ist ebenso Blödsinn. Als eine gute Freundin von mir, eine Türkin, heiratete, einen deutschen Christen, boykottierten Vater und Brüder die Hochzeit, auch wenn diese sich anonsten unsere Kultur vorbildlich anpassen und sich in die Gesellschaft einbringen. Aber solch ein Verhalten ist es, u.a., das einem I.S. den Nährboden zur Verfügung stellt. Die Mutter kam übrigens zur Hochzeit.
Was mich an vielen Diskussionen irritiert ist, dass man recherchiert...ob eine HeiligeSchrift, in diesem Fall der Koran, nun dieses oder jenes Verhalten rechtfertigt, oder auch nicht. Selbst wenn im Koran stünde, dass der Mann die Frau unterjochen darf, gibt es immer noch Grundgesetze, Menschenrechte, die Moral, den Verstand.
Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich
So steht es im Grundgesetz. Ich wäre damit einverstanden, würde man "religiösen" streichen. Die Religionen machen ihre eigenen Gesetze - und die kollidieren allzu oft mit grundlegenden Menschenrechten. Selbst wenn man den I.S. erfolgreich bekämpft, wird es morgen schon einen neuen geben, solange die Religionen sind was sie sind. Machtinstrumente.
Ich bewundere Frau Merkel dafür, dass sie fast im Alleingang den EU -Beitritt der Türkei verhindert hat - und es immer noch tut. Sie hat Rückgrat, ist, was die Menschenrechte anbelangt, zu keinerlei Kompromissen bereit. Das ist m.E. einer von vielen gangbaren Wegen. Erdogan wurde demokratisch gewählt, als muss sich auch das Volk an Erdogans Verhalten messen lassen.
Der Abschied entziffert die Handschrift einer Begegnung
Viel schlimmer als den I.S. selbst ... empfinde ich all das, was in seinem Windschatten so alles passiert. Der I.S. ist irgendwann Geschichte, alles andere wird uns nachhaltig Probleme bereiten. Da wird mal schnell ein Weihnachtsmarkt in Wintermarkt umgetauft, was auch den "gemäßigten Christen" auf die Palme bringt, ganz egal ob gläubig oder ungläubig. Eine AfD wird sich ins Fäustchen lachen, so wie wir ihnen die Wähler in den Schoß treiben. Die Politiker haben selten nur noch das Ohr am Volk, agieren mit purem Aktionismus. Den Weihnachtsmarkt umzutaufen war keine Forderung der Radikalen, sondern eine der Gemäßigten. Deshalb sollte man diese auch nicht aus der Pflicht entlassen, indem man sagt das alles hätte nichts mit dem Islam zu tun. Hat es sehr wohl. Man sollte erst mal mit seiner eigenen Religion im Reinen sein, bevor man sich mit einer anderen befasst - das gilt natürlich in beide Richtungen.
Wir, also Muslime und Christen, laden uns nicht gegenseitig ein, sondern kommen ungefragt und begehen Hausfriedensbruch. Aber nicht um die Bäume zu bewundern, sondern um sie, wegen der Schatten, zu fällen.
Der Abschied entziffert die Handschrift einer Begegnung
Ich finde, wie gesagt, das Texterl schön, habe aber in all den zehn Jahren, in denen ich in Netzforen operiere, und das hat mich am meisten genervt, immer wieder Kritiker erlebt, die das Symbolische in „literarischen“ Texten nicht erkannt haben, oder es bewusst ignorierten, um den Autor zu ärgern. Anhand dieses Gedichtes kann man es gut demonstrieren.
So könnte jemand argumentieren, mein Garten liegt aber nördlich an dem benachbarten, d. h., auch mein schönster Baum wirft keinen Schatten in seinen Garten. (Anmerkung: deswegen bevorzuge ich persönlich auch den Südbalkon); ein anderer würde sagen, derjenige, der sich im Schatten des Nachbarbaumes aalen kann, warum soll der in den Nachbargarten gehen; wenn er die Schönheit des Baumes betrachten will, braucht er nur von seinem schattigen Plätzchen aus zum Baum hinübersehen. Ja, so oder in ähnlicher Weise treten diese Leute einem dann auf die Füße. Neuautoren kann es verunsichern.
Und, A. D., was die Überschrift angeht, da vermute ich nach zehn Jahren Erfahrung in ähnlichen Fällen, wo der Autor sich rechtfertigte bzw. sie mit schlüssig erscheinenden Argumenten verteidigte, dass du dich am Ende doch dem Leser (Kritiker) beugen wirst, denn wie Mande erging es auch mir – irritierend mindestens.
LG Argus
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