Wir hatten eine Reise durch Karelien gemacht und übernachteten auf einem Bauernhof. Nach der Sauna, welche uns angeboten wurde und wir dankend davon Gebrauch machten und uns am nahen See erfrischten, sassen wir auf der Veranda beim Bier und Koskenkorva, als der Sohn der Bäuerin sagte: „Nun, Mütterchen, wie war es noch mit Juha, dem Holzfäller“? Sie strahlte auf, als hätte sie darauf gewartet, die Geschichte, wer weiss zum wievielten Male, zu erzählen. Und dies hier ist mir in meiner Erinnerung geblieben. *
Zu der Zeit, als in den finnischen Wäldern die Bäume noch mit der Axt gefällt wurden, geschah es, dass ein umstürzender Baum einen unvorsichtigen Holzfäller so schwer am Bein verletzte und dieser, ins nächste Dorf gebracht werden musste. Zumglück kam nach einigen Tagen Ersatz in Gestalt eines jungen Mannes, welcher Juha hiess. Er war gross, doch schmächtig, so dass niemand glaubte, dass er es lange bei ihnen aushalten würde. Doch Juha war fleissig und konnte mit der Axt gut umgehen und man mit ihm zufrieden war. So verging einige Zeit, bis Juha plötzlich anfing, ein wenig seltsam zu werden. Denn jetzt hörte man ihn des öfteren vor sich hin sagen,´Ach, hätte ich doch ein Akkordeon; ach hätte ich doch ein Akkordeon´. Zunächst mass man dem keine grosse Bedeutung bei, denn man wusste, zum Teil aus eigener Erfahrung, dass man, weit ab von den Menschen, schnell wunderlich werden konnte. Doch da dieses 'Ach, hätte ich doch ein Akkordeon' kein Ende nehmen wollte, sagte der verständige Erkki, welcher Vorarbeiter war, zu den Anderen, als Juha nicht anwesend war: „Ich glaube, dass ich weiss, wie wir ihm helfen können. Wir legen alle Geld zusammen und kaufen ihm das Akkordeon. Dann haben wir alle etwas davon. Er kann dann spielen und wir haben Musik. Ich gehe nächste Woche in die Stadt und kaufe es.“ Alle waren damit einverstanden. Und als Erkki aus der Stadt zurückkam, hatte er das Akkordeon bei sich. Am Abend, als alle beisammen waren, ging Erkki zum Juha und überreichte ihm das, wonach dieser sich schon lange gesehnt hatte. Juha schaute verwundert auf das Instrument und sagte dann mit trauriger Stimme: „Ach, wenn ich nur spielen könnte; ach, wenn ich nur spielen könnte!“
* Ihr Sohn sagte uns später, nicht immer ist es ein Akkordeon, manchmal auch eine Fiedel! Doch sie freut sich jedes Mal, wenn sie Zuhörer für diese Geschichte bekommt!
vielen Dank für deinen Beitrag. Ja, diese Geschichte ist noch aus dem alten Forum. Nur jetzt ein wenig ausgebessert. Zu mehr es reicht leider nicht. Nur hin und wieder ein kleines Gedicht, oder eine bescheidene Übersetzung. Geistige Kraft und Fantasie nehmen langsam ab. Vielleicht auch, wenn ich Glück habe, nur vorübergehend. Fontane war ja noch mit 80 Jahren produktiv. Nicht weit davon entfernt bin ich ja auch schon.
Sitze meist in meinem Atelier und mache Collagen. Aus verschiedenen Materialien. In Verbindung mit Acryl.
Ansonsten alles klar. Und Finland wird ja zurzeit mit südlichen Temperaturen verwöhnt. Doch die Tage werden nun langsam wieder kürzer! Na ja!