Dann half ich Adela beim Füttern und Tränken unserer Gäste. Sie schwitzte. Als uns niemand beobachtete, leckte ich ihr den Schweiss vom Nacken. Sie hielt still und presste ihr mächtiges Gesäss an mich. Ich umarmte sie und wir tanzten eng umschlungen ein paar Takte zu einem Song von Bob Marley . “Comida - Essen”, hörte ich eine bekannte Stimme randalieren. “Was ist das für ein lausiger Service. Das ist doch die absolute Höhe; das Personal tanzt während der Arbeitszeit.” “Daniel, mein Bruderherz! Die Küche ist geschlossen, das Personal ist auf einer Party und wenn du essen willst, musst du selbst etwas kochen.” “Ich werde mich bei der Direktion beschweren. In meinem Prospekt steht, dass man in diesem Etablissement rund um die Uhr etwas zu essen bekommt.” “Das tut mir entsetzlich leid. Es handelt sich um einen Druckfehler. Statt “zu essen” müsste es heissen “zu trinken”. Wir haben das bei unserer Werbeagentur schon beanstandet.” “Gerónimo, ich möchte dir meine Freundin Elvira vorstellen.” “Es freut mich dich kennenzulernen, Elvira. Hoffentlich gefällt es dir hier bei uns.” Elvira war blond und vollbusig wie alle Freundinnen Daniels. Ich liess Elvira bei Adela und zog Daniel hinter die Küchentheke. “Danny, machst du dieses mal Ernst?” “Ich würde schon gerne, aber sie ist auch katholisch.” “Mensch, Daniel, gibt es in der ganzen Karibik, Venezuela und Kolumbien keine Blume Zions, die Gnade findet vor deinen Augen.” “Ihr Katholiken habt gut reden. Caracas ist voller schöner Mädchen, alle katholisch. Ihr habt keine Schwierigkeiten, aber ich. Glaubst du ich hätte eine einzige hübsche, blonde Jüdin kennengelernt.” “Übertreib nicht. Was sagst du denn zum Beispiel zu Susana Bendayan.” “Tolles Weib, aber sie ist eben auch nicht blond.” “Mensch, Daniel, muss sie denn unbedingt blond sein? Du bist doch auch nicht blond.” “Ja eben deswegen. Gegensätze ziehen sich eben an. Du bist doch auch nicht schwarz”, sagte er mit einem Seitenblick auf Adela. “Warum fährst du nicht mal auf Brautschau in die USA oder nach Polen oder Deutschland?” “Demnächst, aber noch habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben, die Frau meiner Träume zu finden ohne eine Weltreise machen zu müssen. Auf jeden Fall brauche ich jetzt etwas zu essen, sonst sterbe ich vor Hunger und da hilft mir auch das schönste Mejdale von Pojlnoj nichts. Er riss den Kühlschrank auf, fand eine Schüssel mit Ceviche1 und servierte ohne Elvira nach ihren Wünschen zu fragen zwei Portionen. “Adelaaaa! Brot bitte!” “Wir haben keines. Iss ein paar Jojotos (gekochter Maiskolben) zum Ceviche! Elvira willst du Jojotos oder soll ich dir eine Arepa ( aus Mais, in Kolumbien und Venezuela wie Brot verspeist) machen?” “Ich esse was es gibt “, sagte Elvira. Hunger ist der beste Koch. Ich servierte Adela ebenfalls ohne zu fragen etwas Ceviche holte ein paar Dosen Bier aus der Kühltruhe und trug alles an einen Tisch.. Daniel war einer meiner engsten Freunde. Er war mittelgross, gut gebaut, dunkelhaarig und sehr erfolgreich, nicht nur geschäftlich, sondern vor allem bei den Damen. Wer Daniel Kaplan nur oberflächlich kannte, hielt ihn meistens für eine Mischung aus einem gewieften Geschäftsmann und einem Playboy. Zweifellos hatte er Facetten dieser Eigenschaften, aber Daniel war vor allem ein Sportsmann mit einem völlig unzeitgemässen Sinn für Fairness, verlässlich, ein guter Sohn, ein treuer Freund und was er sorgfältig verbarg, sehr gefühlsbetont. Seine Mutter war aus Bayern, sein Vater stammte aus Rumänien und war der einzige Überlebende von sieben Geschwistern. Alle anderen waren dem Naziterror zum Opfer gefallen. Trotz der makellosen Freundlichkeit von Daniels Vater fühlte ich mich immer gehemmt, wenn ich bei der Familie zu Gast war.
An jenem Samstag abend waren eine Menge Leute gekommen. Der Alkoholkonsum war beängstigend. Die Einheimischen bemühten sich redlich unseren ausländischen Gästen die Grundbegriffe des Salsatanzens beizubringen. Adela war in ihrem Element. Sie briet Sardinen und Empanadas de Cazón(Pasteten mit Babyhaifleisch gefuellt) die ich zum Bier servierte. Dazwischen gab sie, - mit meiner bescheidenen Mithilfe -, Salsaanschauungsunterricht. Joaquin feilte wieder verbissen an unserer neuen Website. Ich brachte ihm ein Bier in den “Computerraum”, ehrlich gesagt, nicht so sehr um seinen Durst zu stillen, sondern vor allem um dem Trubel für ein paar Minuten zu entrinnen. Ich hatte es nicht gerne, wenn uns so viele Zecher heimsuchten, aber es gehörte zu unserem Image unseren Gästen das hautnahe Erlebnis ausgelassener Lebensfreude a la criolla zu presentieren. Zurück hinter der Theke sah ich gerade noch wie ein bulliger Kerl die blosen Schenkel Adelas koste, während sie ihm ein Glas Bier einschenkte und dafür eine schallende Ohrfeige kassierte. Der Mann sprang auf und schlug Adela die geballte Faust ins Gesicht. Meine Reaktion kam viel zu zögernd. Schon war Mark zur Stelle und rammte dem Kerl seine Faust in den Magen, kombinerte mit einem Volltreffer ins Gesicht und federte zurück. In der Hand seines Widersachers blitzte ein Messer. Mark wich weit nach hinten, fasste einen Stuhl als Schild und erwehrte sich der wütenden Messerstiche. Die Gäste an den Tischen sprangen erschrocken auf und machten Platz für die Kämpfer. Tumult, schrille Schreie, endlich angelte ich meine Nunchaku unter der Theke hervor, durchquerte den Raum, stiess einen Gaffer beiseite und knallte dem ungestümen Galan, der meine Gegenwart überhaupt nicht zur Kenntnis genommen hatte, das Hartholz auf die Messerhand. Er jaulte, die Klinge entfiel seiner Hand, die jetzt schlaff am Gelenk baumelte. Mark liess den Stuhl fallen und schmetterte dem Typen seine Faust mit aller Kraft ins Gesicht. Der Schlag fällte den Kerl. Mühsam rappelte er sich auf, taumelte zur Theke und hielt sich daran fest wie ein angeschlagener Boxer an den Ringseilen. Aller Augen waren auf ihn gerichtet. Er spukte Blut und fauchte: “Les voy a joder a todos – ich mache euch alle fertig .” “Halte die Klappe und hau ab”, riet ich ihm. “Les voy a joder a todos”, widerholte er als er zum Ausgang torkelte.
Adela sass auf einem algenbewachsenen, flachen Felsen der nahe am sandigen Ufer aus dem Wasser ragte. Ich holte tief Atem und schwamm unter Wasser zu ihr. Das Rauschen der Brandung übertönte das Plantschen bei meinem Auftauchen. Sie sass mir den Rücken zugewandt und bemerkte mich nicht. Wasser tropfte aus ihrem dichten Kraushaar auf ihre breiten, kräftigen Schultern. Mit tiefer, rauher Stimme sang sie leise vor sich hin. “……tu eres mi hombre, yo tu mujer ….du bist mein Mann, ich deine Frau “ Ihr Gesang stimmte mich melancholisch. Sie war meine Bettgefährtin, aber täuschte sie sich nicht in mir? War ich wirklich “ihr” Mann? Täuschte ich sie? “Yanira!” raunte mein zweites Ich hinterlistig. Meine Augen wurden feucht, vom Meerwasser natürlich. Ich stemmte mich aus dem Wasser, umarmte Adela und küsste sie. “Meine Lorelei!” “Was ist das, Lorelei?” “Lorelei ist ein Mädchen aus den alten Sagen, die vor langer, langer Zeit erzählt wurden, als Deutschland noch riesige Wälder und klare Flüsse hatte und es kein Internet gab.” “War sie schön? Was machte sie denn?” “Sie sass auf einem Felsen an einem Fluss, fast so gross wie der Orinoco, und sang und die Männer, die sie hörten wurden von einer unerklärlichen Sehnsucht erfüllt.” “Lorelei, mir gefällt de Name. Du sollst mich öfters so nennen. Glaubst du ich bin ihr ähnlich?” “Keine Ahnung, ich habe sie nie gesehen.” “Liebling, wie stellst du sie dir denn vor?” “Nicht ganz so üppig wie du, blond und blauäugig, dachte ich und sagte: “Ich weiss nicht, ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht.”
Am späten Nachmittag erhielt das Jaidauay hohen Besuch. In einem Boot der Hafenbehörde erschien Denis Molina, der Gouverneur von Sucre, mit seiner “Assistentin”. Sie inspizierten das Hotelgelände, setzten sich dann leutselig unters Vordach und wurden von uns ausgiebig ge-wined und ge–dined. Ich beeilte mich Herrn Molina auch einen Bungalow anzubieten zum “Entspannen” nach den Strapazen der reichlichen Mahlzeit. Zwar lehnte er das Angebot ab, war aber sichtlich angetan davon und versprach auch bei Gelegenheit davon Gebrauch zu machen. Vermutlich war seine Assistentin noch nicht genügend eingearbeitet. Er vergass zu bezahlen, Adela und ich hingegen vergassen nicht ihm zu versichern, dass das Jaidauay “su casa” -sein zuhause- sei. Diesen abend tanzten unsere Gäste unermüdlich Salsa und Merengue. Lange nach Mitternacht verschwanden sie nach und nach in ihren Bungalows. Adela und ich räumten auf. Ute leistete uns Gesellschaft und spielte ein CD aus ihrer Mutters Zeit. Als “For Your Precious Love“ ertönte fasste ich Adela um ihre Wespentaille und küsste sie. Sie schloss die Augen und lehnte sich an mich. Auch ich schloss die Augen. Yaniras Gesicht tauchte lächelnd aus dem Dunklen. Ärgerlich schwor ich in Gedanken Adela lebenslängliche Treue.
In der Morgendämmerung erwachte ich dicht an Adelas üppigen, nackten Leib gedrängt. Es blieb keine Zeit für meinen Strandlauf. Ich weckte meine Rose aus Spanish Harlem mit einem Kuss. “Du hast mich geschwängert”, seufzte sie zufrieden. “Steh auf, mi Negra, es ist schon fast 6 Uhr.” “Sklaventreiber, gib mir zuerst was du mir schuldig bist.” “Dafür ist jetzt keine Zeit.” “So kommst du nicht weg”, murmelte sie schlaftrunken und wälzte kilos träge erwachender Sinnlichkeit auf mich. Meine Finger wühlten in ihrer krausen Mähne. Ihr Kuss schmeckte nach Cointreau und Beischlaf. Sie spreizte die Schenkel und wir vergassen das Frühstück unserer Gäste. Als wir entspannt Seite an Seite lagen, wisperte ich ihr ins Ohr: “Negra, wird es ein Junge oder ein Mädchen?” “Sag Lorelei zu mir!” “Lorelei, wird es ein Junge oder ein Mädchen?” “Das weiss nur Gott, aber es wird ein schönes, gesundes Kind.” “Okay, steh jetzt auf, sonst verlieren wir die Gunst unserer Gäste und unser schönes Kind stirbt des Hungertods.” Ich schlüpfte in meine Bermudas und Adela zog als einziges Bekleidungsstück ein T-shirt über und stürmte an den Strand. Im knietiefen Wasser holte ich sie ein und riss sie ins nasse Element. Wir schwammen zu ihrem Felsen, der jetzt Loreleifelsen hiess und wieder zurück. Das nasse, dünne T-shirt klebte an ihrem Körper und verhüllte nichts von ihren Rundungen, als wir zurück zum Bungalow liefen. Wir hatten viel zu tun an diesem Tag. Mark und seine Schüler reisten ab; vier Franzosen kehrten in die nasskalte Normandie zurück. Wir blieben fast alleine. Ich brachte alle per Boot nach Cumaná und kaufte einige Kisten Bier und ein paar Kleinigkeiten die mir Adela aufgetragen hatte. “Pass auf dich auf, Catire”, riet mir Jacobo, der Eigentümer der Bodega in der wir kauften, wenn es sich nicht lohnte auf den Markt zu gehen. “Keine Angst, auf mich passt Adela auf.” “Hast du eine Waffe?” “Ja, habe ich und ich kann auch damit umgehen. Was soll das? Was ist los?” “Es wird viel geredet.” “Und was sagt man.” “Cuidate –sei vorsichtig!”
Etwas wilder, etwas expliziter, etwas erotischer, etwas grafischer, etwas brutaler.
Dürfen wir SchreiberlingInnen eigentlich auch noch etwas 'wilder' schreiben? Ich würde ja gerne, aber ich traue mich nicht so recht. Nachher wird man in die Ecke gestellt.
So, wie der Protagonist von der Adela schreibt, liebt er sie. Weiss er das eigentlich oder mag er es sich nicht eingestehen? tztztz....
Wow Tessy, es kommt noch viel brutaler und wahrscheinlich auch nicht nachempfindbar fuer die meisten Leser. Ich glaube schreiben und sprechen darf man was man will, solange man damit nicht jemanden beleidigt. Dass der Protagonist seine Adela liebt wird ihm schon klar werden. Die naechste Portion von Brutalitaeten ist im Anflug. Ruesste dich. Ciao///Onivido