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Seit ich denken kann, träume ich von einem Leben in Luxus, schön blöd, aber wahr. Vielleicht war ich mal in einem früheren Leben ein Adliger mit stattlicher Apanage oder gar ein Scheich mit eigener Ölquelle. Na ja, die gibt es ja in der Form erst seit Mitte des letzten Jahrhunderts. Kann also nicht sein, aber sowas in dieser Preisklasse. Egal, also Leben im Luxus: Mehrere Sportwagen, Häuser in aller Welt und genügend Geld, dazu Hausangestellte und natürlich- viele schöne Frauen, willige dazu, und die täglich verfügbar. Das macht irgendwie frei und unabhängig, gibt Sicherheit und ein ätzendes Selbstwertgefühl. Natürlich nicht gut für die spirituelle Entwicklung, aber bequem und schön und geil.
Und da ich in diesem Leben keine Möglichkeit sehe, diesen Traum zu verwirklichen, gibt es nur eine legale Möglichkeit: Genau, Lotto spielen, Chance allerdings eins zu 140 Millionen und kann süchtig machen. Egal, ich spiele mit kleinem Einsatz seit ich zwanzig bin. Ohne Erfolg.

Deswegen habe ich nach langem Bemühen heute ein Date mit Herrn Lucifer, damit der mich da ein bißchen coacht. Der will- natürlich, weiß mittlerweile jeder, meine Seele für den Deal "Kohle und Luxus pur." Wir einigen uns auf mindestens 20 Millionen, sprich einen gepflegten Jackpot. "Und das nächste Woche," sage ich hoffnungsfroh. Jetzt zieht der schwefelparfürmierte Kerl etwas die Augenbrauen hoch, zippt die Bügelfalte seines Gucci-Höschens gerade, schnippt ein Stäubchen von seinem Jackett und sagt etwas verlegen, aber sanft: "Ich garantiere Dir zwar 120-prozentig den Jackpot, aber der Zeitpunkt entzieht sich meiner Kunst. Das geschieht nach dem Chaos-Prinzip, aber Du erlebst es und kannst dann voll reinhauen. Garantierter Gewinn!"
Das begeistert mich zwar nicht gerade, ich bin ein Mann der klaren Abmachungen, aber was soll ich tun? Ich bin ja erst dreißig. Ich unterschreibe also den Vertrag Seele gegen Cash. Der Teufel grinst wie ein Investmentbanker nach gelungenem Deal und verzieht sich.

Jede Woche nun dasselbe Procedere: Lottozahlen googeln, Zettel her und, na ja, ein Vierer. Dann nichts, dann ein Dreier, dann wochenlang nichts, zum Teufel!!! Aber was soll`s, ich weiß, ich gewinne demnächst. Dann lasse ich die Sau raus, Porsche, Ferrari, Maserati und Wiesmann-Roadster und ein stattlicher Harem.
So vergeht die Zeit, heute also wieder die Samstagszahlen. 5, 6, 13, 27, 35, 47. Superzahl 3. Heute morgen kam in der Radio-Werbung die Ansage, daß 22 Millionen im Hans-Topf liegen. Ich hole also ergeben meinen Schein, 5? Jepp, habe ich. 6? Ja habe ich auch, gibt wohl den obligaten Dreier. 13? Habe ich, ein Dreier ist besser als Durchfall. 27? Wo ist der? Jeah, habe ich. Langsam steigt in mir die Spannung und eine gewisse Hoffnung. 35? Ich suche jetzt schon etwas hektischer- da!!! Habe ich!!! 47??? Ich suche jetzt gespannt und mir wird heiß- ja, habe ich. Aber wenn die Gewinn-Quote ungünstig ist, kann das auch nur ein bißchen Geld sein, quasi peanuts, denke ich noch. Dann checke ich die Superzahl und- mir stockt der Atem: 3!!! Jackpot geknackt!!!

Ich melde mich also montags bei den Lottofritzen und der Typ bestätigt mir überschwänglich, daß ich als einziger Spieler den Jackpot geknackt habe, sprich 22 Millionen. So richtig freuen kann ich mich allerdings nicht, so blöde das klingt. Nicht weil ich mittlerweile erleuchtet bin und die Überflüssigkeit von Luxus und zu viel Geld erkannt hätte. Nein, der Grund ist rein pragmatisch: Was soll bitteschön ein Männchen, das morgen 100 Jahre alt wird, mit der Riesen-Kohle? Gut, ein neues Hörgerät brauche ich schon, aber das andere ... Zum Teufel, Du Scheißkerl!