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Die kleine Charline steht an ihrem Kinderzimmerfenster und starrt hinaus. Es regnet. Es regnet schon seit drei Tagen. Immer wieder Regen. Bei so einem Wetter kann man nicht draußen spielen ohne zentimetertief im Schlamm zu versinken. Wenn das erste Interesse am Regentropfen-Fangen und Pfützen-Springen vorbei ist, macht das Spielen im Freien keinen Spaß mehr. Die Sandburgen fallen in sich zusammen und die Schaukeln sind nass. Nein, Charline findet Regen doof.
„Warum schaust du denn die ganze Zeit aus dem Fenster?“, hört Charline ihre Mutter hinter sich fragen.
„Ach Mutti, der Regen soll endlich aufhören. Ich mag ihn nicht.“, antwortet sie. Sie lehnt sich an ihre Mutter und schaut wieder zum Fenster hinaus.
„Nun hör mir mal zu, mein Liebling. Ich werde dir eine Geschichte erzählen, damit du verstehst warum es eigentlich sehr schön ist, wenn es regnet. Du weißt doch was Engel sind, oder?“, fragt die Mutter. Charline grinst und nickt: “Ja, natürlich. Das sind Menschen, die gestorben sind. Sie sitzen auf den Wolken und schauen auf die Erde und passen auf uns auf.“ Die Mutter lächelt: “Richtig. Und weil schon so viele Menschen gestorben sind seit die Erde existiert, sind es ganz viele. Die Engel sind so winzig wie Regentropfen und leben in den Wolken. Von dort aus beobachten sie ihre Lieben auf der Erde und passen auf, dass ihnen nichts geschieht. Wenn doch mal etwas gefährlich wird, müssen die Engel auf die Erde gelangen und das ist schwierig, wenn man so klein ist. Also lassen sich die Engel mit den Regentropfen auf die Erde fallen. Dort können sie dann in Ruhe als Schutzengel ihre Aufgabe erledigen. Einige Aufträge sind sehr schnell abgearbeitet, das sind dann die kurzen Regenschauer. Andere Aufgaben sind schwieriger und komplizierter. Oder vielleicht sind auch sehr viele Menschen in Schwierigkeiten und brauchen mehrere Schutzengel. Dann dauert es länger bis es aufhört zu regnen. Denn nur so lange es regnet können die Engel auf der Erde weilen. Sobald es aufhört, schweben sie mit dem Wind wieder nach oben in den Himmel.“ Die Mutter schwenkt ihre Arme nach oben und schaut Charline verträumt an. „Nun regnet es schon seit drei Tagen. Du siehst also, dass irgendwo ganz viele Schutzengel gebraucht werden. Also freu dich lieber, dass den Menschen in Not geholfen wird. Die Kinder in Afrika haben nicht so viel Glück, denn dort regnet es nur sehr selten.“
Mit offenem Mund steht Charline vor ihrer Mutter und schaut sie gebannt an. Nach einer Weile meint sie: “Du hast Recht, Mutti, es ist gut, wenn es regnet. Wenn ich einmal Schwierigkeiten habe, werde ich um Regen bitten. Trotzdem hoffe ich, dass den Menschen bald geholfen ist. Ich möchte doch gerne wieder draußen spielen können.“
© Sabine Kubitza