Der Mensch begeht Selbstmord. Er ist dabei, die Grundlage seiner Existenz zu zerstören. Er ist intelligent genug, sich sein Leben so angenehm wie möglich zu gestalten. Er kann seine Bedürfnisse auf einfache Art befriedigen. Er muss essen, trinken, atmen, sich fortpflanzen, vor Kälte, Sturm, und Erdbeben schützen. Die sozialen Strukturen hat er über viele Generationen so aufgebaut, dass sich nicht jedes Individuum um alles selbst kümmern muss. Das Individuum macht das, was es am besten kann, entsprechend seiner Begabungen und Fähigkeiten. Diese Tätigkeit erledigt er für all die Vielen, die dazu nicht in der Lage sind. Dafür werden seine Grundbedürfnisse von denen versorgt, die das am besten können. So gibt es Landwirte, Arbeiter im Wasserwerk, Hersteller von Kleidung usw.
Doch der Mensch hat nicht nur Grundbedürfnisse. Er will Kunst, Musik, Unterhaltung. Dazu dienen Film, Fernsehen, Theater, Museen, Romane, Rätsel. Er braucht den Adrenalin-Kick. Dafür fährt er Achterbahn, macht Apnoetauchen, Bungee-, Klippen- und Fallschirmspringen, klettert auf Fünf-, Sechs-, Sieben- und Achttausender.
Er will Schönheit in Mode, Einrichtung, Design, Frisur …
Er hat gelernt, seine natürlichen Kräfte enorm zu erweitern mit Motoren aller Art, mit Bagger, Kran und Dampfwalze. Seine Bewegungsmöglichkeit hat er verbessert mit Hilfe von Fahrrad, Motorrad, Auto und Eisenbahn. Seine natürliche Umgebung kann er verlassen, erhebt sich in die Lüfte, reist über das Wasser und unter das Wasser; benutzt dazu Flugzeuge, Schiffe und Unterseeboote. Selbst in den angrenzenden Weltraum hat er es geschafft mit Raketen und ein paarmal hat er den Mond besucht. Eine Marsmission ist in mehr oder weniger konkreter Planung. Und Aggressionen trägt er nicht mehr nur mit den Fäusten aus, sondern mit einem Arsenal an Waffen bis hin zur Atombombe.
Der Mensch ist neugierig. Alles will er wissen und er hat vieles herausgefunden. Über sich selbst, seinen Aufbau, seine Organe, seine Krankheiten und deren Heilung. Über uns, den Breitwegerich weiß er Vieles und fast alles über unsere Schwestern im Pflanzenbereich. Im Tierreich kennt er sich aus, bei Viren, Bakterien, Einzellern ebenso.
Physik, Chemie, Geografie, Universum, Urknall … alles hat er erforscht oder er ist noch dabei.
Atome und ihre Bestandteile, Moleküle, Stoffe – die lernte er zu analysieren und kann er sie verändern. Schöne und nützliche Dinge hat er für sich geschaffen: haltbare Metalle, Kunststoffe, Rechner, Gebäude, Straßen mit Brücken und Tunneln.
Bei alledem entstand Abfall. Es entstanden Gifte. Die wurden anfangs in die Luft geblasen oder ins Wasser abgeleitet. Der Mensch ging davon aus, dass die riesige Verdünnung Abfall und Gifte unwirksam machen würde. Später erkannte er, dass das nicht der Fall war. Es kam zu schädlichen Einflüssen auf Tier- und Pflanzenwelt. Artensterben wurde registriert und beschrieben. Fluorkohlenwasserstoffe, mit FCKW abgekürzt, zerstörten die Ozonschicht der Atmosphäre, Kohlendioxid und Methan führten zu einer Erwärmung mit Kettenreaktionen in allen Bereichen: Abschmelzen von Polarkappen und Gletschern, Anstieg des Meerwasserspiegels, Ausbreitung von Wüsten, verstärkt durch riesige Abholzungen im Amazonasgebiet und in Sibirien.
Die Probleme wurden erkannt, aber von Vielen heruntergespielt. Bei den FCKW konnte der Mensch Abhilfe schaffen. Sie wurden kurzerhand verboten – gegen heftigste Proteste der Hersteller. Bei Erderwärmung und Artensterben versagten alle ersonnenen Strategien, die die Probleme beseitigen sollten. Versagt hätten sie nicht, doch sie wurden kaum durchgesetzt.
Der Mensch ist ein Schädling. Er hat noch nicht ausreichend verstanden, dass er sich umbringt, dabei ist, sich auszurotten. Er begeht Selbstmord, den Suizid.
Ein schwer Alkohol- oder Drogenabhängiger begeht ebenfalls Selbstmord, einen Selbstmord auf Raten. Das will er sich nicht eingestehen, denn dann als Konsequenz müsste er aufhören. Doch die Sucht ist stärker, sie blockiert die Selbstbesinnung.
Die Menschheit müsste ebenso aufhören mit ihrem zerstörerischen Verhalten. Doch sie macht weiter. Die Sucht ist auch hier zu stark – das Verlangen nach Bequemlichkeit, die Habsucht der Produzenten, ihren materiellem Reichtum ins Unendliche zu vermehren, die Gier nach Macht.
Doch die Krone der Schöpfung begeht nicht nur Selbstmord, sie begeht einen erweiterten Selbstmord oder Homozid-Suizid, einen Suizid mit Homozid, eine Selbst-Fällung mit vorhergehender Mensch-Fällung. Der Mitmensch wird manchmal gefragt, ob er mit in den Tod gehen will, manchmal nicht. Wird er gefragt, gibt er unter Umständen sein Einverständnis.
Heinrich von Kleist erschoss 1811 zuerst Henriette Vogel und dann sich selbst. Sie war einverstanden damit, erklärte das eindeutig in ihrem Abschiedsbrief. Sie hatte Gebärmutterkrebs.
Nie geklärt wurde, ob die kranke Petra Kelly sich 1992 den Tod durch ihren Partner Gert Bastian gewünscht hatte. Er erschoss sie im Schlaf (Homozid) und dann sich selbst (Suizid).
Der Pilot Andreas Lubitz riss 150 Menschen mit sich in den Tod, als er 2015 seinen Airbus zum Absturz brachte. Das Einverständnis seiner Fluggäste und der Crew hatte er nicht.
Ebenso eindeutig ohne Zustimmung der Opfer hatte 2020 Tobias Ratjen gehandelt, als er neun Menschen in Hanau erschoss (Homozide) und anschießend sich selbst (Suizid) und seine Mutter (Homozid).
Derer Beispiele gibt es viele. Die Menschheit in ihrer Gesamtheit reißt die Natur mit sich in den Abgrund. Sie begeht einen Naturazid-Suizid. Wir, der smarte Breitwegerich als Vertreter der Natur, wir wurden nicht gefragt.
Wir können den Menschen nicht gewähren lassen. Und wir haben die Möglichkeit, ihn zu bremsen.
ja, eigentlich nichts Neues, was du hast aufgezählt. Doch als Weckruf, es ist es ja immer angebracht. Doch was ist die ´wirkliche´Lösung!?
Der Kommunismus ist krachend gescheitert! Ein Forumsmitglied bemüht oft in ihren Gedichten den ´Höchsten´ von ganz oben. Sicher, ein Versuch es ist ja werth. Fragt man mich...ja, ich weiss nicht die Ideallösung. Mit meinen Ideen, die ich ab und an habe, werde ich bestimmt nicht die Menschheit retten. Vielleicht es hat ja Berthold Brecht recht, den ich zwar literarisch, aber nicht politisch schätze, mit seinem Ausspruch: ´Ein guter Mensch, wer wär´s nicht gern, doch die Verhältnisse sind nicht so.´ Wobei man sich man muss fragen, was sind die Verhältnisse, die für alle gleich lebenswerth sind.
Immerhin hast du, da es ja ein Literaturforum ist, Heinrich von Kleist bemüht! Und das mit Henriette Vogel war ganz aus meinem Gedächtnis verschwunden.
Dieses noch. Die beiden Sätze: Wir können den Menschen nicht gewähren lassen und Wir haben die Möglichkeit, ihn zu bremsen
vielleicht in
Wir können uns nicht gewähren lassen und Wir haben die Möglichkeit, uns zu bremsen.
Sonst könnte der Eindruck entstehen, es spräche Jemand von aussen!
Wo bei natürlich die Frage immer noch bleibt: Wie?
Und was mich persönlich anbelangt: In meinem Alter 85, mach ich mir keine allzu grosse Gedanken mehr, über den Sinn des Lebens, und freue mich über jeden neuen Tag.
Mit Grüssen baroque - mande (Manfred Schröder)
Schaue jeden Morgen in die Zeitung, wo die Todesnachrichten stehen. Und wenn du deinen Namen nicht liest, nun, dann freue dich! (baroque - mande)
Lieber Mande, herzlichen Dank für Deinen geschätzten Kommentar. "Hernriette Vogel" hatte ich auch nicht im Kopf, den Selbstmord von Kleist schon. Bei der Suche nach den näheren Umständen als ein Beispiel für einen erweiterten Suizid mit Einverständnis des Opfers stieß ich auf ihren Namen.
Etwas scheint am Schluss missverständlich zu sein. Es ist der smarte Breitwegerich, der da spricht bzw. schreibt und sich den Naturazid des Menschen nicht bieten lassen will. Er spricht als "wir", als Gemeinschaft der Breitwegeriche. Er deutet ja auch an, dass er uns Menschen bremsen kann. Wie, das wird natürlich noch nicht verraten. Es muss ja ein bisschen spannend bleiben …
Viele Grüß aus Berlin
Gnosjoe
Um wirklich glücklich zu sein, brauchst du nur etwas, wofür du dich begeistern kannst. Yehudi Menuhin
Gruesse dich, gnosjoe! Ja, was den Schluss anbetrifft, habe ich es wohl nicht es klar verstanden. sodass meine Bemrkungen dazu wohl daneben gingen. Doch ich begreife mit der Zeit, auch nicht immer alles. Wohl alterbedingt! Ansonsten lese ich alle deine Breitwegerich Geschichten mit Interesse, auch wenn ich nicht immer, wegen Mangels[ botanischen Wissens, und auch sonstigen einen Kommentar dazu abgeben kann. Mit Grüssen baroque - mande (ManredSchröder)