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Frühe Minusgrade
In atemlos erstaunter Stille lief
heut erster Frost durch überraschte Nacht
und hat eiskalt die späte schwüle Pracht
der Dahlien angezählt. Sie hängen tief.
Aus zitternd goldnem Licht gebaut
erschien uns gestern noch die Stadt
bis Winterahnung sie erschüttert hat.
Die Blätter fallen, fallen ohne Laut
und Erde trägt nun flüchtiges Gewand
das, in der Geisterstunde weich gestürzt,
bunt wärmend unser tiefes Schauern kürzt:
noch hält das Leuchten trotzig stand.
Die wilden Gänse schwatzen, treiben
sich plötzlich eiliger nach Süden
eh sie im Morgen doch ermüden.
Sich fremd gewordne Schwäne bleiben.
Nur für die Stunde des Erwachens
trägt dunkles Wasser zarte Haut -
malt Brüche, Falten, gluckert, taut
als Echo eines Sommerlachens.
Die letzten Mücken tanzen aufgewühlt
wo rau auf schreckerstarrten Gräsern klebt
der Glanz des Reifs, der unsre Sehnsucht hebt,
hell dekoriert und sanft verhüllt - und kühlt.
*
→ Herbstgedichte-Blog
Abschiedsgesang
Der Herbst als bunter Harlekin,
er begleitet meinen Gang.
Und mit den Blättern raschelt er,
Abschiedsgesang!
@Manfred Schröder
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Zen-Meister Ikkyû Sôjun zu einem Verzweifelten:
„Ich würde gerne irgendetwas anbieten, um Dir zu helfen, aber im Zen haben wir überhaupt nichts.“
Beim Blick aus dem Fenster heute morgen.
Die letzten Herbsttage
Bäume stehen blattentweht,
die kahlen Felder liegen grau.
Am Berge schon die Schneefrau steht;
es weht ihr Atem, kalt und rauh.
Am Himmel zieht die Vogelschar;
im Garten hockt ein Rabenpaar.
@Manfred Schröder
***
→ Herbstgedichte-Blog
Blättersterben
Noch
halten Blätter sich
in ihrem Sterben
nähren sich vom Lebenssaft
und im Spiel der Farben
weilt ein Leuchten
wundersam
erst
wenn Stürme brausend toben
lösen Blätter ihren Halt
wirbeln frohgelaunt hernieder
wild getrieben
Gaudium der Zeit.
© Heidrun Gemähling
Herbstwald
Bunte Blätter
lösen sich leise,
wirbeln spaßig wild umher,
spielen Fangen in den Winden,
und im Schein der tiefen Sonne
meistern Mücken ihren Tanz,
spüren Nebel
feuchter Erde
langsam steigen,
hinauf zum Lärm der Raben,
die sich in den Bäumen einen.
© Heidrun Gemähling
Ruf der Wildgänse
Keilförmig
ziehen sie
übers Land,
erste sichtbare
lange Ketten am Himmel,
hörbare Rufe nähern sich
schnatternd im Wechsel
mit dumpfen Lauten
einer Trompete
beim Flug in
den Süden,
dem Winter
weichend.
Schauspiel
der Zeit.
© Heidrun Gemähling
Schau ins Land
Katharina Britzen
Schau ins Land,
das schier aus der Fasson geraten
mit seinen aufgegangenen Saaten.
Schau ins Land!
Trink den Kelch,
der aufgetischt in neuer Runde,
der köstlich klingt in aller Munde.
Trink den Kelch!
Hab Freude dran,
es war der vielen Mühe wert,
die sein Taktstock uns beschert.
Hab Freude dran!
Dank sei ihm,
für seiner Früchte Brot,
seines Schoßes Angebot.
Dank sei ihm!
Herbstliches Treiben
Wolkengrau und sturmgeladen
fegen Winde durch das Land
treiben Blattwerk in die Weite
feurig' kleinen Drachen gleich
wirbeln frohgesinnt im Kreise
jauchzen noch ein letztesmal
segeln dann der Zeit ergeben
hin zu erdiger Bleibe.
© Heidrun Gemähling
[ Editiert von hei43 am 07.10.11 18:05 ]
Herbstreife
Verblüht
so manche Zierde
der Herbst berührte sacht
zu Ende der Sommer
vorbei die schöne Pracht
kupfern leuchten Blätter
Winde wehen herbei
rau werden die Wetter
genussvoll nun bereit
reife süße Früchte
es herbstet weit und breit.
© Heidrun Gemähling
[ Editiert von hei43 am 04.05.12 18:55 ]

Herbstliche Begrüßung
Welch farbenprächtige Schau,
Perlenkristalle, funkelnder Tau.
Mit zaghaften Sonnenstrahlen im Duett,
glitzernde Tropfen im Spinnenbett.
In Windeseile versiegende Tropfen,
erheben sich zum Tanz,
verloren sind Schönheit und Glanz.
Welch ein kurzes Stelldichein -
von Tau und Sonnenschein.
Schon ersinnen Sonnenstrahlen
Farbenspiele, taufrische Perlen anzumalen.
Doch eines, ja dass weiß ich schon -
bald trägt der Wind auch sie davon.
Helga Gebhardt
Freiheitsdrang
Farben sinken
beflügelnd und frei
erleben die Momente
die den Kreislauf der Zeit
zum Besonderen werden lässt
gemäß einer erhabenen Größe
deren ewig bestehende Wunder
sich in seinen Werken spiegeln
dieses vergehende Jahr mit
einer bunten Krone belegt
der staunenden Welt das
Vergehen erleichtert.
© Heidrun Gemähling
Eistrauben
Eisbeladen
stockgebunden
schmücken Reben
des Berges Hang
kalte Sonne
späte Lese
wandeln
Trauben
zu edlem Trank.
© Heidrun Gemähling
Der Herbst nimmt Abschied.
Der Baum, vor meinem Fenster,
steht kahl und blattverweht.
Und mit den Blättern,
flog auch der letzte Vogel,
der frohe Sänger,
mancher Morgenstunde,
in südliche Gefilde.
Doch,
vielleicht wird morgen schon,
die blasse Schneefrau
Quartier in meinem Garten nehmen
und Eisblumen,
mir an die Fensterscheiben zaubern.
[ Editiert von mande am 03.11.11 6:33 ]

Novembergefühl
In Feld und Wald erkennbare Spur,
schlafend begegnet uns die Natur,
eingehüllt von Nebelschwaden.
im Aufbruch flüchtende Vogelscharen.
Ihre Schreie hoch am Horizont,
verdeckt in grauer Wolkenfront
durchbrechen die Stille der Zeit,
spüren,der Winter ist nicht mehr weit.
Letzte Farben schnell verblassen,
erstickt im faden Novembergrau.
Auch trübe Tage werden uns verlassen,
Frühling kommt mit bunter Schau.
Helga Gebhardt
[ Editiert von MALEREIN am 19.12.11 11:08 ]
Herbstlaub
Es wandelt die Zeit
wird beständig bunter
Blätter lösen sich vom Stamm
tanzen munter mit den Winden
wirbeln zu Spiralen
legen nieder sich in Ecken
wachsen hin zu einer Schar
füllen Wege
liegen vereint
bis raschelnde Schritte
sie vertreiben.
© Heidrun Gemähling