Hier ist nun die zweite Episode der Geschichten von Lilly. Die erste Episode steht am Ende des Themas "Delventhal". Ich hatte ja geschrieben, dass ich den Namen der Protagonistin von tessy auf Lilly und den Namen der Geschichten von 'Delventhal' auf 'Los, Lilly, flieg!' geändert habe.
Ich habe vor einigen Wochen heimlich die Tür meines goldenen Vogelkäfigs geöffnet, herausgeschaut und bin heute herausgeflogen, um meinen Traummann aus dem Chat zu treffen. Der fürsorglichen Bewachung meiner Tochter habe ich mich unerhörter Weise entzogen und einfach ein Wochenend-Ticket gekauft. Und nun mache ich es wie die Zugvögel und folge ihrer Route nach Norden. Dorthin, wo mein Schatz wartet und wo man sich zur Paarung trifft und Spaß hat und alles viel schöner sein muss. Ein wenig ist es eine Fahrt ins Ungewisse. Anders geht es den Zugvögeln wohl auch nicht.
Und da sitze ich nun, das verliebte, dumme, neugierige, dicke, bayerische Vollweib Lilly schon seit Stunden im Zug zu Dir. Ich bin über beide Ohren verliebt. In einen Mann, mit dem ich gefühlte tausend Stunden im Chat geschrieben hatte und über den ich alles weiß – so glaube ich zumindest - aber dem ich noch nie direkt in die Augen sah und den noch nie berührt habe.
Ich bin so aufgeregt. Es ist das erste Mal seit 21 Jahren, dass ich mich mit einem Mann ein Rendezvous habe. Und wenn ich es so recht überlege, ist es ohnehin das erste Rendezvous in meinem Leben. Selbst als ich noch Teenager war, hat mich niemand ins Kino oder zu einem Spaziergang eingeladen und niemals stand irgendjemand bei uns mit Blümchen vor der Tür, um mich zum Tanzen abzuholen. Irgendwie hatte sich immer alles einfach so ergeben – beim Tanzen, auf Festen im Dorf oder in der Schule.
Wenn man nicht allein sein und jemanden treffen wollte, ist man einfach mit dem Fahrrad ins Dorf zum Marktplatz geradelt. Heute haben die jungen Leute dafür eine „App“ auf ihrem Handy.
Ich habe mich für meinen Traummann extra schick gemacht. Weil ich so lange in Abstinenz zur Männerwelt lebte, habe ich einen eher zufallsgesteuerten Kleidungsstil in suizid-fördernden Farben entwickelt, der dann doch etwas sehr gewöhnungsbedürftig ist. Meine Freundin Vroni sagte, ich könne dort unmöglich mit meinen alten ausgeblichenen Walla-Walla Klamotten auftauchen. Sie hatte mich dann beraten und ich hatte einige tolle Sachen zum Anziehen im Internet bestellt. Vroni meinte, ich muss es als Zukunftsinvestition sehen. So habe ich mich extra in eine schwarze Lederhose gezwängt und weite Stiefeletten mit halbhohen Absatz und einem weiten Schaft angezogen, der über meine starken Waden passt. Dazu eine weiße Bluse mit großen roten Knöpfen und darüber eine kurze dunkelrote Wildlederjacke mit vielen Glitzersteinchen.
Meine langen Haare habe ich ein wenig mit einem rötlichen Farbton aufgepeppt und zu einem dicken Zopf geflochten, den ich seitlich auf meine Schultern fallen lasse. Im Gesicht habe ich nicht mit Farbe gespart. Vroni sagte: Lieber etwas mehr als zu wenig. Knallroter Lippenstift, Rouge auf den Wangen, ein kräftiger Lidstrich und Wimperntusche und ein Lidschatten. Durch meine dicken Brillengläser erscheinen meine blauen Augen ohnehin schon riesig mit Wimpern ohne Ende. Ich habe gestern noch die langen Fingernägel aufgeklebt und sie – wie meine Zehen - in einem knalligen Dschungelrot lackiert.
Ich finde mich richtig schick und fühle mich richtig sexy.
Ich bin froh, dass ich den Zug genommen habe und ich mich ein wenig ausruhen kann, damit und nicht schon todmüde bei Dir ankomme. Aber an Schlaf ist nicht zu denken! Die lange Fahrt über bis in den hohen Norden träume ich davon, wie es sein wird, wenn wir zusammen sind. Alle Gefühle der Welt toben durch meine Gedanken und ich finde überhaupt keine Ruhe - Neugier und Lust, gepaart mit Angst. Wie werde ich auf Dich wirken, wenn Du das bayerische Vollweib das erste Mal auf dem Bahnsteig siehst? Nimmst Du mich zur Begrüßung in die Arme? Gibst Du mir zur Begrüßung einen Kuss? Oh, wie sehr wünsche ich mir von Dir einen Begrüßungskuss zu bekommen!
Aber nicht nur ein Küsschen auf die Wange! Nein, so einen richtigen langen Kuss möchte ich - so, wie man seine Geliebte küsst, die man nach langer Zeit sehnsüchtig erwartet und wieder in die Arme schließt, wo man die Lippen in den Mund saugt, an ihnen knabbert und die Zungen beim Kuss einen wilden Tango miteinander vollführen. Ich werde dann darin versinken und hoffentlich werde ich nicht ohnmächtig. Aber ich bin ja ganz auf dem Boden der Tatsachen, oder nicht?
Wirst Du wirklich liebevoll mit mir umgehen? Wie wird der Abend sein, was werden wir zusammen essen, mit Kerzen, mit Wein und mit sanfter Musik? Wirst Du mich küssen, lieben und verwöhnen? Werden wir eine rauschende Liebesnacht erleben? Oh, wie sehr ich mir das wünsche! Bis man glücklich und erschöpft Arm in Arm einschläft und ins Traumland entschwebt.
Aber werde ich Dir auch gefallen? Was ist, wenn ich Deine Erwartungen nicht erfülle? Und dann? Stößt Du mich von Dir? Erlebe ich wieder eine Enttäuschung? Bin ich morgen noch glücklich oder wieder allein?
Ach, ich bin eine hoffnungslose dumme Romantikerin und bin selbst schuld, wenn ich auf die Nase falle. Und was ist, wenn wir uns das erste Mal von Angesicht zu Angesicht sehen und der Funke nicht überspringt?
Wirst Du auch wirklich am Bahnhof sein oder mich versetzen und ich stehe abends einsam heulend auf dem Bahnhof? Vielleicht bist Du ja auch nur so ein gemeiner Schuft, der armen Frauen etwas vorgaukelt? Vielleicht stimmt alles nicht, was Du geschrieben hast und alles ist nur Lüge und Illusion?
Vielleicht hat Kati Recht. Sie hat gesagt, ich soll aufpassen, weil da oben im Norden alles anders ist und überall Gefahren lauern. Sie will ja nur, dass mir nichts Böses zustößt. Aber ein wenig nachdenklich stimmt mich das schon.
Bin ich vielleicht wirklich nur das dumme Matrosenliebchen, das mit ihrem Traummann in Spelunken versinken wird, in einer Absteige wohnt, umgeben von leeren Bierdosen neben einem unrasiertem Seemann, dem schon die Vorderzähne fehlen und mit einem tätowierten Hula-Mädchen auf der Brust?
Aber Tätowierungen sind ja auch wieder modern. Vielleicht sollte ich mir auch einmal sowas machen lassen? Als Teenager hätte ich es bestimmt getan. Und bestimmt eine schallende Watschen meiner Mutter bekommen. Vielleicht eine kleine Rose? Oder einen Schmetterling? Oder ein kleines verschlungenes Motiv? Oh je, wenn das sie Kati entdecken würde. Dabei hat sie selbst so ein Geschnörkel über ihrem Hinterteil. Das war ja damals mal modern.
Wie bei der großen, kräftigen, jungen Frau, die bereits kurz hinter Tellsee zugestiegen war und mir schon eine Weile gegenüber sitzt. Lydia heißt sie. Sie hat einen Stacheldraht am Arm und am Hals und noch das eine oder andere verschlungene Motiv als Tätowierung. Und ganz schwarze Haare mit Strähnen im Gesicht wie eine Wasserleiche und schwarzen Lippenstift und ganz helles Make-Up. Und ein Lederhalsband mit verchromten Stacheldraht und vorne mit einem Stückchen Kette und um die Handgelenke Lederarmbänder mit spitzen Metallzacken. Um Himmels Willen dachte ich noch, was ist denn das für eine? Wie eine Teufelsanbeterin sieht sie aus, richtig gruselig wie aus einem Horrorfilm oder aus der Sado-Maso Szene.
Naja, ihr könnt es Euch schon denken - zwei Wuchtbrummen in einem Abteil – da kommen wir natürlich ein wenig ins Gespräch. Sie hat aber wirklich eine sehr nette und liebe Art und erzählt, dass sie zu einem Sportturnier fährt. Sie ist Leistungssportlerin in der Schwerathletik und ihr Leben bestand nur aus Training, Medaillen und Pokalen, bis sie merkte, dass sich ihre Eltern über ihre sportlichen Erfolge definieren und sie dafür ausgenutzt wird. Olympia, Olympia und Gold, Gold, Gold hieß es immer – aber keiner hat gefragt, was sie eigentlich will. Und als sie ein Baby bekam, begannen ihre Eltern bereits die Sportkarriere der Enkelin zu planen und es kam zum Bruch. Und da hat sie sich in diesen etwas gruseligen Gothic Stil geflüchtet und ihn wie eine Dornenhecke als Schutz um sich und ihre Tochter gelegt. Und derjenige, der es dennoch wagt, hindurch zu dringen und sogar den Mut hat Dornröschens verletzte Seele zu küssen, würde ihre wahre Schönheit erkennen dürfen und dann vielleicht nicht beim Anblick ihrer muskelbepackten Statur verschreckt aus dem Bett springen.
Ich habe ja schon kräftige Arme, aber was mir Lydia dann kurz zeigt, als sie ihre Jacke abstreift ist eine ganz andere Dimension. „Madl, wos is den des fia a starka Arm? Sog' a‘mol, hosd Du do a Honigmelone darin versteckt?“, scherze ich und verstehe, was sie meint.
Und nun hat sie nch einmal ganz hart trainiert und nun will sie es noch einmal wissen – nur für sich selbst - und noch einmal einen Pokal im Kugelstoßen und im Hammerwerfen gewinnen, bevor sie ihre Sportkarriere aus beruflichen und familiären Gründen für immer aufgeben wird. Danach will sie sich nur noch auf ihren Studienabschluss als Landwirtin und ihre Diplomarbeit konzentrieren. Das soll eine Supernote werden, damit sie eine gute Arbeit finden kann und als alleinerziehende Mutter will sie auch für ihre Tochter danach mehr Zeit haben.
So ist es eben im Leben. Für sie soll an diesem Wochenende etwas erfolgreich enden und für mich soll etwas Erfolgreiches beginnen. So verbindet uns zwei doch bei allen Unterschieden etwas Gemeinsames. Beim Aussteigen beugt sie sich noch einmal zu mir herunter, nimmt mich in den Arm und wir wünschen uns gegenseitig viel Glück für unsere Vorhaben.
Was wohl aus ihr geworden ist. Wenn meine Freundin Recht hat mit dem großen Netz im Universum, wo alles miteinander zusammenhängt, dann hört man sicherlich einmal wieder etwas von ihr. Vielleicht gewinnt sie doch noch einmal eine Weltmeisterschaft und man sieht sie dann im Fernsehen? Wer weiß das schon?
Aber nun bin ich mit den Gedanken wieder bei meinen Zweifeln. Bin ich einfach nur dumm und einfältig? Vielleicht sollte ich lieber aussteigen und wieder zurückfahren? Vielleicht ist er doch ein gemeiner Mörder, der mich mit dem Beil in Stücke hackt und im Wald verscharrt, wo ich für immer verschollen sein werde? Hätte ich auf meine Tochter Kati hören und nicht immer gleich mit dem Herzen und dem Unterleib denken sollen?
Schnell noch eine SMS an Kati senden, weil ich gleich in Hamburg ankomme.
Ach, mein lieber Traummann, ich glaube Du bist schon ein ganz lieber. Oder etwa doch nicht? Ist das meine große Chance oder wieder nur eine neue Enttäuschung?
So, keine Zeit mehr für Zweifel und andere dumme Gedanken, der Zug fährt ein und hält. Erwartungsvoll schält sich Lilly, die voluminöse Seekuh samt großer Tasche aus der Tür des Waggons auf den Bahnsteig. So viele Leute laufen hier umher. Was ist, wenn Du mich siehst, auf dem Absatz kehrt machst und mich hier stehen lässt? Was ist, wenn ich Dich verpasse? Was ist, wenn Du auf dem falschen Bahnsteig bist? Oder ich? Was ist, wenn ich Dich nicht erkenne – oder umgekehrt? Und was ist, wenn…
Meine Gedanken stehen urplötzlich still. Ich sehe Dich. Mir zittern die Beine!
Da stehst Du in einem hellen Trenchcoat mit Blumen in der Hand. Deine fast weißen Haare sind im Nacken etwas länger. Du hältst den Kopf etwas schräg und guckst zwischen den vielen Leuten zu mir, erkennst mich, lächelst und winkst mir zu.
Alle Ängste sind nun wie weggeblasen und der Kopf ist irgendwie schlagartig abgeschaltet. Nichts hält mich jetzt mehr und ich galoppiere wie eine Walküre mit meiner Tasche in der Hand auf Dich zu und stürze Dir in die ausgebreiteten Arme. Du nimmst mich in den Arm, hältst mich fest. Ich kann nicht reden. Ich kann nicht denken. Ich kann gar nichts mehr. Alles ist nur noch automatischer Reflex, oder so. Ich schließe die Augen, lege meinen Kopf zur Seite, öffne meinen Mund und will nur noch geküsst werden.
Und ja! Ich bekomme den bis dahin heißesten Kuss meines Lebens. Zumindest empfinde ich es so. Nein, hör nicht auf - dieser Kuss soll nie aufhören. Spürst Du meine Freudentränen, die unter den Brillengläsern herauslaufen? Es sind Tränen der Liebe. Küss mich immer weiter, mein Traummann, mein See-Bärli, mein Bärli. Mein Verstand setzt aus. Ich sehe nichts mehr und höre nichts mehr und bin nur noch glücklich.
Als wir unseren Kuss lösen und unsere Augen öffnen fragen wir uns, wie lange wir hier gestanden sind. Der Zug ist schon weiter gefahren und wir sind fast alleine auf dem Bahnsteig. Ich halte noch immer meine Tasche in der Hand und – oh je – ich habe meine Gehhilfe im Zug vergessen. Nun ist sie fort.
„Hallo, Lilly, ich freue mich, dass Du hier bist“, sagst Du.
Ich kann noch gar nichts Richtiges denken, geschweige denn sagen, ich bin noch so benommen und mir rutscht nur der blöde Satz heraus: „Oh, Du drägst a Jackett und a Krawatten hosd Du aa umg‘bundn!“
„Ja, was denkst Du denn? Ich treffe hier die große Liebe meines Restlebens und dann soll ich ohne Krawatte kommen? Das geht doch gar nicht“, flüsterst Du mir ins Ohr, lächelst und drückst mir die Blumen in die Hand. Oh Bärli, Du findest genau die Worte, die ein über beide Ohren verknalltes Vollweib jetzt braucht. Und ich hatte es noch nicht einmal geschafft, ein „Hallo“ zu hauchen.
Beim Auspacken der Blumen sehen wir, dass sie in unserer innigen Umarmung etwas gelitten haben. „I hob doch aa a Gschenk für Di, Bärli! Aba des is no in da Daschn. Und i muss ma doch erst a'mol de Freidndräna obwischn! Bin i jetz' verschmiert? Oh je, wia sehe i den aus? Is des schlimm?“
Aber Du sagst, dass ich perfekt aussehe, hebst meine Brille an und wirst das 'büschen' (norddeutsch = bisschen) 'verwuschelten' Lidstrich einfach weg küssen.
Du fasst meine Hand und nimmst mit der anderen Hand meine Reisetasche. Unsere Finger suchen sich und verschränken sich ineinander. Das passt so gut zusammen, das fühlt sich so gut an. So vertraut, so sicher, so geborgen, so zusammengehörig, so wie immer, obwohl es noch nie so war. Alles ist perfekt, ich bin glücklich und watschele mit meinem Liebsten an der Hand wie eine riesige Elefantenkuh auf den 6 cm Absätzen in Richtung Ausgang.
Welches ist Dein Auto auf dem Parkplatz? Du zeigst auf einen amerikanischen Van. Wir legen die Tasche und die Blumen hinter die Sitze.
„Na, do hod a Pfundsweibl wia i ja vuil Platz drin“, bemerke ich. Du lächelst und sagst: „Ja, auch zum Sitzen, Essen und Schlafen.“ - „Bärli, gib Obacht. I nehm Di beim Wort“, sage ich beim Einsteigen.
Fahr noch nicht los. Ich muss erst meinen Lidstrich wieder richten. Du lächelst mich an, nimmst meine Hand, ich greife Deine auch ganz fest und wir fallen wieder in einen langen Kuss. Schön, dass das Auto eine durchgehende Sitzbank hat. Da kann man sich gut an Dich ankuscheln. „Ja, extra für Dich gemacht, Lilly, meine süße Amazone“.
Wir fahren aus der Stadt heraus durch dunkle Wälder in die Dämmerung. Aus dem Radio flüstert ruhige Jazzmusik. Das ist so romantisch und so einsam. Ich will Dich etwas necken.
„Wos is jetzt, wenn mia a Panne hobn, do, wo es so dunkl und einsam is? Wirst D' mi dann beschützn und wärmst mi denn?“ Du lächelst mich an und sagst, dass wir dann hinten einen kleinen Tisch aufklappen und einen Kaffee trinken. „Und wos is, wenn uns kalt wird?“ Du sagst, dass ich dann eine Decke oder sogar einen Schlafsack zum Wärmen bekomme. „Und wos is, wenn es rengd und mia uns're nassen Sachen auszieahn müssn und dann nackert im Schlofsog han und friern? Dann wärmst D' mi doch, oda?“. Meine Phantasie hatte mit einem Male 100 Ideen, was man so alles dabei anstellen könnte und dann fragst Du, ob ich denn gerne eine Panne haben möchte.
„Jaaaa!“, schreit mein Kopf ganz laut aber ich halte mich zurück und sage nur „Na, um Himmels Willen, bloß ned!“, und hauche hinterher ein unhörbares, „Oda vuilleicht doch?“.
Plötzlich ruckelt das Auto. Du sagst, dass da eine rote Warnleuchte blinkt und rollst auf einen kleinen Parkplatz für Wanderer und Du erklärst: „Das Auto ist intelligent und ist wohl der Meinung, dass meine liebe Lilly jetzt noch dringend einen Kuss braucht.“
Ach Du lieber Himmel! Hier im dunklen Wald! Was ist, wenn Kati doch Recht hat und ich nun geschändet, ermordet und zerstückelt werde?
Du nimmst mich in Deinen Arm, flüsterst mir ins Ohr, dass Du es liebst, wenn ich so phantasievoll bin. Oh, Deine Worte lassen mich vor Glück fliegen und ich möchte am liebsten über Dich herfallen und Dich vernaschen. Ja, ich will für Dich Deine süße phantasievolle 120-Kilo-Schlampe sein und dafür geliebt werden. Wir küssen und streicheln uns wie wilde Teenager. Ich zittere sogar ein wenig. Es ist so neu und doch so vertraut. Ich genieße Deine Küsse, Deine Liebkosungen. Küss meinen Mund, meinen Hals, meine Schultern! Lass mich Deine Lippen und Deine Zunge spüren! Ich knöpfe meine Bluse etwas weiter auf. Bitte küsse mein Dekolleté - es kribbelt so schön durch den ganzen Körper bis direkt in die verborgenen Tiefen meiner Weiblichkeit.
„Los, küss mi! Lass mi ned los! I wui Di spürn, Deina Mund, Deina Lippn“, höre ich mich plötzlich flüstern. Ich streiche über Deinen Kopf, küsse Deine Wangen, nehme mit meinen Lippen und meiner Zunge den Duft Deiner Haut auf und sauge ihn tief in mich hinein.
Gütiger Himmel, was passiert mit mir? Was ist das? Ich spüre, wie meine Leidenschaft meinen Körper erobert, mich wie eine Flutwelle der Lust überrollt und meinen Kopf abschaltet. Könnt ihr Euch vorstellen, was das für ein Gefühl ist, wenn der Körper plötzlich macht, was er will und mit Reaktionen aufwartet, die ich längst im Orkus der biologischen Demenz wähnte? Da erwachen die Knospen meiner Weiblichkeit aus ihrem langen Schlaf und inmitten meiner kargen Steppe der Sehnsüchte entspringt ein Quell des Glücks, der den ausgedörrten Boden meiner Leidenschaft benetzt und zu neuem Leben erweckt. Offensichtlich ist der Komposthaufen des vor 30 Jahren abgeholzten Dschungels meiner Leidenschaft ein guter Nährboden für das neue Aufkeimen all der schönen, alten Gefühle, die ich schon seit Jahren verloren glaubte.
„Küss mi, hörst Du? Lass mi nie wieder los! I wuill Di! I wuill Di nebn ma, unter ma, über ma und in ma spürn. I wuill Di in ma verschlingn, i wuill Di in ma hobn und Di nie mehr freigeben.“, stöhne ich und blicke Dir mit offenem Mund und einem verklärten Blick in Deine Augen. Es erschreckt mich? Bin ich das eben gewesen? Habe ich das eben wirklich gesagt? Ich schäme mich, weil ich so fordernd bin. Stoße ich Dich damit zurück? Aber Du stöhnst leise ein 'Oh ja', versenkst Dein Gesicht in meinen Dekolleté und bedeckst es mit Deinen Küssen.
Ich spüre Deine Leidenschaft, spüre Deine Lippen und den Duft Deiner Lust auf Deiner Haut. „Du bist wie ein Erdbeben, Lilly, und bringst meinen Vulkan zum Kochen und den Himmel zum Einsturz“, hauchst Du und ich sehne mich danach, wie Deine Sternschnuppen der Liebe in meinen kochenden Fluss der Leidenschaft eintauchen werden.
Gütiger Himmel, lass das niemals wieder enden. Das ist so schön. Und wenn es das letzte ist, was ich jemals erleben darf. Soll er mich danach mit einem Beil zerstückeln und hier im dunklen Wald verscharren. Ich werde es mit dem seligen Lächeln meines Glückes hinnehmen.
Aber nein, nein, nein! Ich will, dass wir noch warten, dass wir uns noch zurückhalten für nachher und uns darauf freuen.
Ich bin jetzt ganz 'Mutter-Vernünftig' und setze mich gerade hin. „So, und nochher gibt’s a bisserl mehr“, sage ich bestimmt und schiebe Deinen Kopf beiseite. Ich sehe in den Spiegel - meine Brille ist ganz beschlagen. Ich muss meine Bluse wieder herrichten und mein Zopf ist zerzaust.
Ich gebe Dir einen kurzen Kuss und lege meinen Zeigefinger auf Deinen Mund. Ich bin überrascht, als Du meinen Finger zwischen Deine Lippen nimmst und mit Deiner Zunge artig abschleckst.
Ich bin ganz unsicher, weil ich so fordernd und egoistisch war und dann unser Schmusen so energisch beendet habe aber Du flüsterst in mein Ohr, dass dir das Fordernde an mir sehr gefallen hat, und es Dich 'anregt', wenn ich so energisch bin.
Lass uns jetzt weiterfahren. Es ist schon ganz dunkel. Wir wollen es uns doch noch bei Dir gemütlich machen und kuscheln und ich freue mich auch noch viel, viel mehr. Und ich muss auch noch dringend aufs Klo, weil ich im Zug nicht auf die Toilette gehen mochte.
Wir fahren weiter, das Autoradio spielt leise Musik, ich schmiege mich an Dich und lege meine Hand auf Deinen Oberschenkel. Da soll sie in Zukunft immer sein, wenn wir zusammen im Auto fahren. Das habe ich eben einfach so für uns beschlossen.
„So, jetz fahr Dei Weibl brav nach Hause", sage ich ganz streng und Du antwortest, dass Dir jeder Wunsch von mir ein Befehl ist, dem Du gerne nachkommst.
„So is es richtig, so mog i es, wennst a brava gehoasama Mann bist, da sei Weibl tüchtig verwöhnen tut“, flüstere ich in Dein Ohr. Und in meinen sehnsuchtsvollen Gedanken spuken lauter kleine Ideen herum, was man mit einem „gehorsamen Mann“ in leidenschaftlichen Stunden zusammen erleben kann.
„Bärli, des machn mia aber nocha'mol! Aber dann aa des mid am Schlofsog. Versprichst Du ma des?“, und Du nickst lächelnd.
hoffentlich zerrinnt das Glueck der Hinterwaeldlerin nicht.Es gibt schon so viel Haessliches in der Realitaet, da braucht es nicht noch in meiner Lektuere auftauchen. Wenn die Dame sich bemuehen wuerde mit ihrem Galan hochdeutsch zu sprechen, waere das vielleicht hilfreich in diesem Sinne. Viele Gruesse///Onivido
Hallo Onivido Vielen Dank für Deinen Kommentar. Schade, dass hier im Forum so wenig Feedback kommt. Bitte liebe MitleserInnen - fühlt Euch ermutigt Eure Kommentare abzugeben.
Du weisst doch, dass ich Happy Ends liebe! Also, keine Angst. Aber meine Lilly ist mir noch etwas zu brav. Wir lernen sie kennen als eine liebe unschuldige Frau vom Lande, der man böse mitspielt. Und von diesem Ross will ich sie herunterholen. Sie war eine kleine Schlimme und hat sich ihr eigenes etwas verlogenes Entschuldigungsgebäude gebaut. Und nun wird sie wieder zur kleinen Schlimmen. Nein, nicht bösartig aber sie soll sexuell frecher werden, damit auch in ihrer Brust zwei Seelen schlummern können. Aber das muss ihr erst noch bewusst werden und dann kann sie ja auch einmal ihre eignen Dämonen bekämpfen. Am besten lasse ich ihre alte Freundin Vroni einmal wieder zu Worte kommen und sie auf den Topf setzen.
Ja, ach ich denke, ihr Bärli versteht sie schon noch. Aver ich nehme den Hinweis einmal auf und ent-bayerisiere noch etwas mehr. Aber Wörter wie 'koan', 'wos', 'hob' und so, die lasse ich leben.
Vielleicht stelle ich heute noch die nächste Episode ein.
Schade, dass hier im Forum so wenig Feedback kommt.
Hallo Tessy,
Du möchtest gerne, dass man sich mit Dir unterhält? Was könnte ein Grund dafür sein, dass ein fremder Mensch sich aufrafft, Zeit opfert und in Dich investiert? Worin könnte sein Nutzen bestehen? Wenn sich ein Briefmarkensammler in einem Forum für Modellbauer meldet und um Feedback bittet, was könnte der Grund sein, dass trotzdem jemand aktiv wird? Vielleicht eine Frage nach einer Sondermarke von der letzten Modellbaumesse? Das Problem hat doch jeder, womit locke ich meinen Gegenüber aus der Reserve? Man kann zwar jeden Tag behaupten, dass man kein richtiger Autor ist, aber am Ende läuft es doch darauf hinaus, dass ich als Autor einen Leser ansprechen muss. Wie ist Dein Plan?
Hallo Gast Vielen Dank für Deinen Kommentar, aber irgendwie gibst Du mir Rätsel auf. Ich habe immer gedacht, ein Literaturforum beschäftigt sich mit Geschreibsel - welcher Qualität auch immer. Große Poesie, große Lyrik, und von großer Literatur bis noch unterhalb des Groschenroman Niveaus. Und da ungefähr bewege ich mich mit meiner schwer zu zügelnden Phantasie und ich freue mich, wenn jemand meine Texte liest und seine Eindrücke zum thematischen Inhalt beiträgt. Selbst, wenn dieser Eindruck ist, dass es einen eben nicht anspricht - weil zu langweilig, zu komplex, zu verworren, die Protagonistin ist nicht charaktertreu, doof geschrieben oder was auch immer.
Wir haben ja darüber gesprochen, dass Figuren in der Geschichte sich ändern können und das sollen sie auch. Auch die Protagonistin, denn sie ist beileibe nicht die liebe Alte Frau, der man nur böse mitspielt. Nun ist sie vom Jammern in den 7. Himmel gekommen und ihr Verstand ist vertikal nach unten verschoben. Aber da lasse ich sie natürlich nicht, das wäre ja langweilig. Und langsam werden in kommenden Episoden auch mehr immer Personen in die Geschichte eintreten und damit unterschiedliche Handlungsstränge ermöglichen, die dann je nach Bedarf wieder zusammengeführt werden können.
da Du dich hartnäckig weigerst, auf meinen Plan einzugehen, muss ich Klartext reden! Wenn Leute einen Fragebogen ausfüllen und an die Stelle kommen, an der nach dem Beruf gefragt wird, schreiben manche "Schriftsteller". Diese Leute üben einen Beruf aus, von dem sie leben müssen. Wenn es schwierig ist, versuchen sie sich noch in zwei drei anderen Jobs, um über die Runden zu kommen. Alle anderen Leute wie wir schreiben etwas anderes und drücken damit aus, dass sie ihre Brötchen mit anderen Tätigkeiten verdienen müssen. Wir unterscheiden uns aber in einem Punkt zu den sonstigen "Nichtschriftstellern". Wir lesen nicht nur, wir schreiben, wenn auch nur für den Hausgebrauch und haben Spaß daran. Die meisten von uns wissen, dass sie ihre Texte nicht veröffentlichen brauchen, sie werden nicht gekauft, von niemanden! Jetzt frage ich Dich, warum sollte ich, einer, der mehr an Literatur interessiert ist wie ein normaler Bürger, der nur liest, ausgerechnet seine Zeit mit Deinen Texten verschwenden? Von diesen unverkäuflichen Texten habe ich auch einen ganzen Sack voll, auch meine will keiner lesen! Wenn wir nicht einmal einfache Leser hinter den Ofen vorlocken können, warum sollten wir ausgerechnet bei mehr interessierten Lesern, also uns erfolgreicher sein? Weil wir nett oder höflich sind? Mich interessieren die Texte von anderen Laienschriftstellern nicht und ich erwarte auch nicht, dass andere auf meine scharf sind. Wenn ich Zeit für Texte habe, gehe ich in eine Buchhandlung und kaufe mir ein gutes Buch. Ich kann mir aber tausend andere Dinge vorstellen, über die man sich unterhalten könnte. Dinge, über die ich mich mit anderen normalen Bürgern, also „Nur-Leser“, nicht unterhalten kann. Das könnte auch der Sinn eines Forums in meinen Augen sein. Scheinbar bin ich aber mit dieser Einstellung allein, weshalb es tatsächlich sinnvoll ist, nur als Gast zu erscheinen, denn jede größere Investition ist sinnlos. Eine interessante Frage wäre z.B.: Kann man schreiben lernen und wenn ja, wie? Eine weitere interessante Frage wäre z.B.: Wann hört mir einer zu und wann nicht? Aber, das ist nur meine Perspektive. Wenn Du wissen willst, wie andere darüber denken, musst Du fragen. Es wünscht Dir trotz allem eine schaffensreiche Woche, ein Gast.
Lieber Gast Irgendwie erschließt sich mir nicht, welchen Plan Du denn hast? Ich antworte Dir jetzt aus Gefälligkeit, weil Du mich angesprochen hast und ich denke, dass Dein Beitrag im Forum es wert ist, beachtet und beantwortet zu werden. Was mich betrifft, pflichte ich Dir bei, dass ich wahrscheinlich nur ein schlechtes Schreibselkind bin, dessen Texte sowieso niemanden interessieren. Aber ich habe Spaß am Schreiben dieser trivialen Episoden und freue mich, wenn jemand seine Gedanken zum Inhalt oder Stil beitragen möchte. Und nur darum geht es mir.
Ich habe also verstanden, dass Du Deine eigenen Texte nicht magst, dass Du die Texte anderer schreibfreudiger Menschen auch nicht magst und, dass Du sie auch nicht kommentieren magst und Du Dir lieber ein gutes Buch kaufen würdest, anstatt hier etwas zu lesen. Ok. Das ist doch ein in sich stilistisch sauberes Statement. Das habe ich verstanden und ich zwinge Dich auch nicht im Geringsten etwas von meinen Texten zu lesen oder etwa zu kommentieren. Ok?
Aber nun willst Du mit mir diskutieren, wie, ob und inwieweit ich mich verbiegen würde, damit Du das, was Du sowieso nicht lesen magst liest, korrekt? Diese Erwartungshaltung kann ich nicht erfüllen.
Zu Deinen Fragen: 1. Kann man schreiben lernen und wenn ja, wie? Antwort: Ja, man kann Theaterwissenschaft/Dramaturgie, Germanisitk, Journalismus studieren. Es gibt Bücher zu dem Thema und es gibt Kurse, die man besuchen kann. Google ist da sicherlich hilfreich.
2. Wann hört mir einer zu und wann nicht? Antwort: Auch das kann man lernen. Zielgruppenanalysen, Sprachstile, etc. - auch über Kommunikationsmodelle, das sogenannte Johari-Fenster und, und, und - über das Thema Kommunikationstheorie gibt es unendlich viele Bücher. Guck' einfach mal bei Amazon.
Und dann noch eine Antwort: Ja, das kann man und frau diskutieren. Sicherlich auch hier im Forum
Man kann über Dramaturgie sprechen, über Schreib-Stile, Erzählformen, Spannungsbögen, Aufbau und Planung von Geschichten, Chargen und Schmieren wie im Theater auch in der Literatur, und, und, und. Man kann über Ansprache von Zielgruppen und dementsprechende Formatierung von Geschichten sprechen: Themenwahl, Stilauswahl, Wortwahl, was ist im Trend, etc.
Und dann bliebe noch eine letzte Frage an Dich selbst: Was müsste ich selbst machen, damit man daran Spaß hat, das mit Dir zu diskutieren? Ich bin sicher, Du findest dazu eine gute Antwort. Nur einmal zwei Stichworte als Hilfestellung: Wertschätzung seines Gegenüber (Kommunikationstheorie), auch ruhig einmal etwas positives beitragen (Kooperative Kommunikation). Vielleicht stellst Du ja auch einmal einen Deiner Texte ein? Dann könnten wir doch anhand dessen einmal die obigen Themen diskutieren? Was hälst Du davon?
Ich drücke uns die Daumen, dass wir in Zukunft fruchtbar und intensiv miteinander diskutieren können.