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Martin war eigentlich kein Kirchgänger. Was ihn dazu bewegte ausgerechnet jetzt seine Schritte zu der ehrwürdigen, alten Kirche zu lenken war ihm selbst nicht bewusst. Waren es Erinnerungen an seine Kindheit? Wollte er seine Gedanken in der Stille der Kirche ordnen? War es, weil Yamilé ihm heute eröffnet hatte, dass sie schwanger sei ? Wollte er Gott um ein gesundes Kind bitten, oder war es nur die flimmernde Hitze, vor der er sich Linderung in der Kühle des Gotteshauses versprach? Hinter der schweren, vom Alter geschwärzten, Holztür herrschte Dämmerlicht und Stille. Martin bekreuzigte sich, den Blick auf den Altar gerichtet und einer Gewohnheit folgend tastete er nach dem Weihwasser. Gerade noch rechtzeitig zog er seine Hand zurück. Auf einem Schemel stand ein Mann, der in den Weihwasserkessel pinkelte. Martin zog zischend Luft durch die Nase. Sein Fusstritt zerbrach ein Bein des Schemels. Der Mann fiel, verlor beim Fallen das Gleichgewicht. Noch bevor er sich vollends aufrappeln konnte, bog ihm Martin eine Hand auf den Rücken und zwang ihn mit dem Gesicht in den Weihwasserkessel.
“Es ist heiss draussen”, flüsterte Martin, um die Stille der Kirche nicht zu entweihen.,
“Trink!” befahl er und verstärkte den Druck auf die Hand des Frevlers.
Laut fluchend versuchte der Mann seine Nase und Mund aus dem Gemisch aus geweihtem Wasser und Urin zu halten, aber Martin zeigte kein Verständnis dafür.
“Schluck”, sagte er und tauchte das Gesicht des Mannes immer wieder in das entweihte Wasser. Erst als sich die Kirchentür öffnete, um zwei Frauen einzulassen, liess er von seinem Opfer ab. In blinder Wut warf sich der Mann auf Martin. Die frommen Frauen schrien auf, als sie mit ansehen mussten wie Martin dem Angreifer mit dem abgebrochenen Schemelbein den Scheitel vertiefte. Der Mann fiel zu Boden. Es floss Blut. Martin wandte sich in Richtung Altar kniete nieder, bekreuzigte sich und schickte sich an die Kirche zu verlassen, jedoch besann er sich, fasste den immer noch taumelnden Weihwassersäufer und zog ihn an den blutigen Haaren aus der Kirche.

Hi Onivido
ja - sehr gut. Soweit kommt es noch, dass uns jemand ins Weihwasser pinkelt.
Knapp, präzise, brutal.

Gruß,
Tessy

Hallo Tessy,
der gute Martín ist eigentlich kein brutaler Mensch. Er passt sich nur den Gegebenheiten an. Ich habe schon frueher ein paar Geschichten mit diesem Protagonisten ins Forum gestellt. Da ausser dem guten Mande niemand von den frueheren Teilnehmern anwesend zu sein scheint , traue ich mich sie nochmals ins Forum zu bringen, um den Martín ein bischen naeher zu bringen . Der Mande soll sie eben nicht lesen. Hier kommt gleich eine fuer dich zur Geduldsuebung.

Beste Gruesse///Onivido