Täglich komme ich an einem Druck Joan Mirós vorbei. Ich muss an ihm vorbei. October, 17, 1993- 11, January, 1994, New York Museum of Art steht darunter. Täglich wundere ich mich wie dieses Ding es in eine Kunstausstellung geschafft hat. Auf blauem Hintergrund, grösser als eine halbe Zimmertür, ein vertikaler, gelber, armdicker ausgefranster Pinselstrich, von dem aus braune, münzengrosse Farbkleckse die Bildfläche in einer Linie bis zum Rand des Dings durchziehen. Ich bin bestürzt. Wieso kann ich nicht erkennen was Kunstsachverständige dazu bewogen hat, dieses Ding in eine Ausstellung aufzunehmen. Bin ich so verroht, so primitiv, dass ich das nicht sehen kann? Oder muss man sich das Ding vielleicht unter LSD-Einfluss anschauen? Warum kann ich nicht erkennen, was Tausende von Museumsbesuchern protestlos bestaunen. Das Wahrnehmensvermögen der Museumsbesucher, ihre Sensibilität, vielleicht sogar ihre Spirualität muss meiner haushoch überlegen sein. Ich bin ratlos, verstehe sie nicht. Kein Wunder, kann ich doch nicht einmal verstehen warum Millionen von Menschen der offiziellen 9/11 Version Glauben schenken. Verdacht beginnt in mir zu keimen. Verarscht auch das Museum sein Publikum?
Eine kleine, eher bescheidene Bemerkung, eines Interessierten, welcher auch nicht immer durchblickt!
Anstatt den Begriff Kunst zu gebrauchen, besonders der Modernen, sollte man das Wort Zeichen nehmen! Und dann ist es, wohl nicht nur für mich, alles einfacher und die Gefahr besteht nicht, sich aufs, Glatteis zu begeben, bei der Erklärung, was nun Kunst sei. Tausend Erklärungen von ´Künstlern´ und Betrachtern darüber, tausend verschiedene Meinungen!
Und nicht nur du bist ratlos. So manche sind es im Museum und möchten ihre Ratlosigkeit nicht zeigen. Und haben nicht den Mut und auch das Talent nicht wie Wilhelm Busch, humorvoll und mit ´normalen´ Menschenverstand, ihre Ansicht kundtzutun.
Jemand setzt ein Zeichen und dieses Zeichen, man versteht, oder auch nicht. Es sagt einem etwas, oder findet keinen Anklang. Und sei das Zeichen nur ein schwarzer Punkt in der Mitte eines weissen Blatt Papieres! Einige werden sich bestimmt angesprochen fühlen!
Dir gefällt dieser Miro nicht, gut, einem Andern wohl. Nimms hin, und vergesse, dass auch ´Kunst´ eine Ware ist, mir der man Geschäfte machen kann und will.
Natürlich kann man über ´Können´ reden. Was mich interessiert und nicht, ob etwas ist Kunst, oder Krempel.
Einer der grössten Zeichen, welche je gesetzt wurden, ist von Rafael, die ´Schule von Athen´. Es ist schon ein Meisterwerk, welches nur mit grössten Können gemalt werden konnte und mir klar ist! Trotzdem sagt mir dieses Zeichen nichts. Es bringt nichts zum ´klingen´.
Ein Bild eines unbekannten Malers und Zeichners sagt mir oft mehr und ich würde ihn eher an die Wand hängen, als Rafaels ´Schule von Athen´. Zumal die Wände der Wohnung auch wohl zu klein wären. Würde man mich fragen, welches Bild ich als Geschenk annehmen würde, das von Rafael, oder des unbekannten Malers, nun, da ich nun nicht ganz dumm bin, natürlich den Rafael. Doch dann würde ich ihn für viel, viel Geld verkaufen und mir viele, viele Werke von Unbekannten Zeichensetzern erwerben!
Zumschluss eine kleine Begebenheit. Es sind nun über 40 Jahre her, dass ein deutscher Lehrer, mit Familie nach Helsinki kam, um an der ´Deutschen Schule´ zu unterrichten. Wir wurden für einem Sonntagnachmittag zum Kaffee eingeladen. Diese hatten eine kleine Tocher, wohl fünf Jahre alt, welche auf dem Boden, mit Farbstiften auf Papier ´malte´. Die meisten Blätter waren ein ´schönes´ Farbdurcheinander. Doch ein Blatt, war für mein Begriff eine wunderbare Zeichen- und Farbkomposition. Durch reinen ´Zufall´ ist es entstanden. Ja, und doch eines Miros würdig! Das Kind war sich natürlich dessen nicht bewusst. Die Eltern wollten es mir schenken. Doch ´Können´ muss belohnt werden. Bei vier Finnmark und einem Eis wurden wir uns einig nach langem Feilschen. Ob sie eine Künstlerin geworden ist, nun, ich weiss es nicht. Vielleicht eine kluge Geschäftsfrau, die handeln kann! Das kleine Bild hängt noch immer bei uns an der Wand! Als ein schönes Zeichen!
Man soll hier Oscar Wilde zuworte kommen lassen, wenn schon Kunst, der ein passerenden Begrifft für ´Zeichen´ hat gebraucht. ´Ziel der Kunst ist es, einfach Stimmung zu erzeugen!´
Mit Grüssen, baroque - mande
P.S. Natürlich gebrauche ich in Gesprächen über Bilder und Skulpturen oft das Wort Kunst. Es ist immer umständlich erklären, dass ich Zeichen meine. Oder wie Wilde es sagte, ´Stimmung´. Es ist also eine Grundhaltung!
Lieber Mande, Ich bedanke mich sehr fuer deinen ausfuehrlichen Kommentar. Das Zitat “Ziel der Kunst ist es, einfach Stimmung zu erzeugen!” wird zu meinem Kunstverstaendnis in der Zukunft wesentlich beitragen. Ich glaube mein Geschmack ist sehr konservativ und somit haben im allgemeinen nur Werke die diesem entsprechen eine Chance eine positive Regung in mir auszuloesen. Ueber alles andere sehe ich einfach hinweg, wenn ich kann. Natuerlich gibt es auch Werke von vollkommen unbekannten Malern, die mich sehr ansprechen. Vielleicht, weil sie im Einklang mit meiner Umgebung sind. Einmal kaufte ich auf einer Landstrasse in Curaçao ein Bild. Vielleicht ist der Maler jetzt beruehmt und ich weiss nicht, dass ich ein suendteueres Kunstwerk an der Wand haengen habe, wahrscheinlich nicht. Aber mir gefaellt es immer noch, weil es bei mir Stimmung erzeugt. Danke Mande
Einmal kaufte ich auf einer Landstrasse in Curaçao ein Bild. Vielleicht ist der Maler jetzt beruehmt und ich weiss nicht, dass ich ein suendteueres Kunstwerk an der Wand haengen habe, wahrscheinlich nicht.
Nun, lieber onivido, halte Augen und Ohren auf. Vielleicht wird eines Tages ein Bild jenes Maler, dessen Bild deine Wand ziert, bei Christie´s in London, oder New York für einen sündhaften Preis gehandelt!
Und gestatte fürderhin der Landstrasse in Curaçao einen Besuch ab!
Manche Bilder, wie zumbeispiel bei Paul Klee, sind wie eine Musik für mich und erzeugen Stimmungen, welche klingen!
Mit Grüssen baroque – mande
"Jeder möchte die Kunst verstehen. Warum versucht man nicht, die Lieder eines Vogels zu verstehen? Warum liebt man die Nacht, die Blumen, alles um uns herum, ohne es durchaus verstehen zu wollen? Aber wenn es um ein Bild geht, denken die Leute, sie müssen es 'verstehen'."
Hallo Onivido und Baroque Ich muss auch mal meinen Senf dazugeben.
Ich hatte das große Glück, bei einer sehr klugen Dozentin Kunstgeschichte zu studieren. Diese Dame war schon in einem Alter, wo andere Menschen sich zur Ruhe setzen und war alles andere als 'Mainstream'. Als junge begeisterte Doktorin der Kunstgeschichte und Architektin hatte sie in den 40ger Jahren bei der 'falschen Firma' gearbeitet und wurde bis Mitte der 70ger Jahre 'geächtet'.
Sie hat mir das einmal so erklärt: Früher hat man Botschaften gemalt, dann das gemalt, was man zeigen wollte, ob es stimmte oder nicht. Dann hat man das gemalt, was die Realität zeigt, bis der Photoapparat erfunden wurde. Danach hat man das gemalt, was man empfunden hat, wenn man es gesehen hat. Danach hat man etwas gemalt, um beim Betrachter ein Gefühl auszulösen. Das entspricht dann wohl dem, was Baroque mit dem Zitat anführte. Und dann hat man das gemalt, was man selbst fühlte, als man das Bild malte, damit man sich als Betrachter darüber den Kopf zerbrechen kann.
Naja, und Gefühle und Geschmack sind eben auch ein unerschöpflicher Quell munterer Diskussionen.
Mir persönlich gefallen die Arbeiten von Toulouse-Lautrec, Roy Lichtenstein, Warhol, Zille und Carl Barks (Donald Duck). Da mag auch der eine oder andere mit dem Kopf schütteln.