Auf dem Buchmarkt herrscht Panik, weil Amazon nun auch selbst gedruckte Bücher auf den Markt bringen will
Unter der Überschrift
Andrew Wylie über Amazon
Seit wann sind Spediteure gute Verleger?
findet sich heute in der FAZ (und auf FAZ.net) ein lesenswertes Interview mit einem Amazon-Hasser, das die blanke Angst und Hysterie der Etablierten im Buchgeschäft vor dem Verlust ihrer Pfründe verdeutlicht.
Mit Abstand das Beste an diesem Interview sind die Kommentare der Leser (aktuell sind es 11, es werden aber sicher noch viele hinzukommen). Hinweis: Man muss "Lesermeinungen" anklicken.
Dieser Satz des ersten Kommentars gefällt mir besonders: "Den sollte man eher auf das Tourette-Syndrom hin untersuchen." Herrlich!
Hihi. Der vergleich mit Fielmann und Apollo trifft es auch ganz gut. Wie differenziert doch dieser Herr argumentiert...uiui. Der muss sich ziemlich fürchten, wenn er so aufdreht.
Ich weiß ja nicht, wie das in USA ist, aber hier in D ist amazon ja kein Verlag, die bieten Selbstverlegern die Möglichkeit, ihr Werk zu drucken und verkaufen es an Kunden, von daher ist der ganze Tenor des Interviews für deutsche Leser eher daneben, es sei denn, man liest es als Information, wie klassische Verlage diese Möglichkeit generell empfinden. Ich schätze wirkliche Verlagsarbeit, ohne solche Verleger hätten Romane wie "tschick" wohl kaum eine Chance auf dem Markt gehabt - und haben es doch so verdient. Aber dass auch schon in Verlagen mal verlegte Bücher durch den Selbstverlag wieder auferlegt werden und durch das PoD ein - zugegeben - darauf kleiner gewordenes, aber noch bestehendes Lesebedürfnis bedienen, hat man lieber gar nicht erst erwähnt.
Dass der "alte Hase" nicht mehr so richtig mitzubekommen scheint, wie neue Publikationsformen den Buchmarkt auch bereichern können, ist die eine Sache. Den Verlagen 55% fürs Booklisting abzuknöpfen und die gleichen Niedriglöhne wie in der Logistikbranche (mit der Begründung, wir machen halt Logistik) zu zahlen, eine ganz andere. In dem Zusammenhang abfällig als Spedition bezeichnet zu werden, wenn man aus Geldgründen bei passender Gelegenheit dasselbe sagt, kann wohl als gerechtfertigt betrachtet werden.
Tja. Da hat sich der Mann wohl selber ins Bein geschossen. Wer in so einem Ton argumentiert, der hat schon verloren. Einerseits kann ich ja verstehen was er sagen will. Wenn nun Amazon anfängt massiv Bücher zu verlegen und auf den Markt zu werfen, sehen wir vielleicht einer Zeit entgegen in der soviele Bücher produziert werden dass man neun schlechte lesen muss bis man ein ernsthaftes und gutes findet. Es hat seinen Grund dass Verlage die meisten Manusrkripte ablehnen, und ich bin sicher, viele dieser Manuskripte von Leuten die einfach anfangen und keine Ahnung vom schreiben haben, schlummern besser auf ewig in Schubladen. Andererseits habe ich schon viele "Klassiker" und "gute Bücher" gelesen die mir angepriesen wurden, und die ich einfach als Müll empfand. Vielleicht ist das ja die Zukunft. Nicht der Verlag entscheidet op ein Buch veröffentlich wird; sondern die Lesergemeinschaft entscheidet op es ein Erfolg wird. Aber auch wenn ich die Bedenken des Mannes verstehe. Wie der sich ausdrückt. Sorry. Geht gar nicht.
Ich weiß ja nicht, wie das in USA ist, aber hier in D ist amazon ja kein Verlag, die bieten Selbstverlegern die Möglichkeit, ihr Werk zu drucken und verkaufen es an Kunden, von daher ist der ganze Tenor des Interviews für deutsche Leser eher daneben
Hallo Bettina,
das ist nun nicht mehr ganz zeitgemäß. Amazon wird in Kürze in der Reihe Amazon Publishing auch auf dem deutschen Markt mit gedruckten Büchern auftreten. Nun hat die gesamte Branche - Verlage, Großhandel, Bucheizelhandel und Literaturagenten - Mordsschiss in den Hosen.
Dabei heißt das doch nur: Es wird einen weiteren Buchverlag geben. Und dieser Buchverlag wird unter anderem auch einige Bestseller auf den Markt bringen. - Na und?
das verstehe ich nicht. Ich weiß nicht, welche Informationen du hast. Da bist du offenkundig irgendwelcher Propaganda aufgesessen.
Fakt ist:
Die alteingessenen Großhändler verlangen von uns 50 Prozent Rabatt um ein eBook in ihr Programm aufzunehmen! In Worten. FÜNFZIG PROZENT RABATT! Wohlgemerkt: Nur für die Leistung ein eBook auf ihrer Internetplattform zum Download anzubieten. Darüber hinaus tun die absolut nix.
Nöö, ich hab nur von physischen Büchern gesprochen. Mal Hanser, VAT Verlag oder ein paar andere fragen. Ansonsten geb ich dir ja Recht, dass es mittlerweile eine Art reflexhaftes Amazonbashing gibt. Aber wie gesagt: Wer nur wie ein Spediteur bezahlen und sich bei Bedarf plötzlich nicht mehr als Mitglied des EInzelhandels verstehen will, braucht sich nicht über die Bezeichnung wundern.
Nöö, ich hab nur von physischen Büchern gesprochen. Mal Hanser, VAT Verlag oder ein paar andere fragen.
Sorry, ich weiß nicht was du meinst. Kannst du das mal genauer erklären.
Amazon verkauft unsere physischen Bücher ohne irgendeinen Cent von uns zu verlangen. Wir müssen auch überhaupt nix dafür tun, dass Amazon unsere Bücher verkauft. Die 50 Prozent Provision knöpfen uns die Großhändler ab, die Amazon beliefern. Die Großhändler kassieren natürlich selbst saftig - und da es insgesamt nur 50 Prozent sind, kann Amazon davon nur einen Bruchteil erhalten.
Als winziger Miniverlag sind für uns die Konditionen natürlich noch viel schlechter als für Hanser, VAT oder wen auch immer.
Kein Verlag muss seine Bücher direkt zu Amazon schicken, das tut der Großhändler für ihn. Die Guten verschweigen, dass die Großhändler von den kleinen Verlagen seit jeher 50 Prozent Rabatt verlangen - und zumindest einige außerdem noch 3 Prozent Skonto abziehen.
Dass Amazon seine Kunden und seine Mitarbeiter brutal und gnadenlos bis aufs Blut aussaugt und die alleinige Weltherrschaft anstrebt ... nun ja ... davon habe ich auch schon gehört ...
Fänd ich argumentativ ziemlich gut, wenn du die Kritik an den Arbeitsbedingungen bei Amazon nicht so ins Lächerliche ziehen würdest. Zwischen "bis aufs Blut ausbeuten" und "Amazon-Phobie" existieren ja möglicherweise Abstufungen. Aber hey: Deine Meinung, deine Ansage.
ich dachte eigentlich, ich könnte mir diese blödsinnigen Emoticons sparen. Anscheinend doch nicht.
Die Arbeitsbedingungen bei Amazon kenne ich ehrlich gesagt nicht. Aber jeder, der irgendwie in der Buchbranche Geld verdient und um seine eigenen Pfründe bangt, nutzt dieses Argument um Amazon zu verteufeln.