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Hunger

Seit knapp vierzehn Tagen war Johannes einer von ihnen. Er fühlte sich unwohl. Die Manieren passten ihm nicht, die wollten nur fressen. Hunger hatte er auch, aber diese Angewohnheit, sich von hinten an zu schleichen, um sich durch zu beißen, gefiel ihm nicht.
Johannes mochte sich als Charmeur. Kavalier der alten Schule. Er pflegte sich, hatte Geschmack, liebte die Frauen. Ihren Geruch. Ihre bunten Gesichter, ihre Brüste, die sich so keck da oben zeigten.
Gebildet war er, dafür hatten seine Eltern gesorgt.
„Bedecke deinen Himmel, Zeus, mit Wolkendunst, und übe...“
Übe und übe.
Violine konnte er spielen, Französisch auf Kommando, die Juristerei hatte er studiert, ansonsten wusste er, wie man Handküsse gibt und sich das Haar perfekt streicht.
Vergangenheit. Boris sah ihn an. Streng. Seine Zähne blitzten. Er war alt und doch so jung. Er war die Ewigkeit. Wartete. Blickte ihn nur an, schön war er, so böse und so schön.
Boris leckte sich die Lippen, unglaublich, dachte Johannes, wie erregend das sein kann, wenn ein Mann das macht. Ein Mann mit langen blonden Locken, mit blitzblauen Augen, die es gar nicht geben dürfte.
Boris küsste die Nacht.
„Johannes. Aufwachen.“
„Meister. Ich will zurück.“
Johannes dachte an Karamell und Zuckerstangen, an Omas Pudding mit Ei, an Mamas Küsse.
„Ich will zurück.“
„Das geht nicht, mein Freund.“
Boris erhob sich, wie stark und schön er war, große Güte, dachte Johannes, so darf ich nicht empfinden. Er sah sich, sich als Kind. Seinen Hund Timo, frecher Kerl, so innig geliebt, dann Monika, seine erste Freundin, gut, pummelig, mit Zahnspange, aber perfekt. Irgendwie.
Boris kam auf ihn zu, drückte ihn sanft, eine Umarmung, mit der Johannes nicht gerechnet hatte.
„Jetzt müssen wir los. Hunger?“
Johannes schluckte, in seinem Kopf waren Sommersprossen und unbeschwerte Tage. Irritiert wanderte sein Blick zum Fenster. Es war Nacht. Er fühlte sich sicher.
„Ja. Hunger.“

Liest sich richtig gut; irgendwie.

"Hunger" ist auch der Titel eines Sellers von Knut Hamsun.

DER ließt sich richtig gut.

Das heißt liest, nicht ließt, Chebrö, bester Gruß denn auch, KaRe

Dankeschön, Gemini, ist auch irgendwie, LG, Karin

Hallo Karin
Seltsame Szenerie, hat was, interessant geschrieben, aber ich stolpere über manches.
Nach den ersten vier Zeilen dachte ich an einen Hund, der sich einem Rudel angeschlossen hat (anschleichen, fressen).
Danach hatte ich die Vorstellung von einem ca. 14/15jährigen, der aus der Wohlerzogenheit ausbricht, sich natürlich auch sexuell orientiert, auch diesem älteren Boris erliegen könnte.
Aber dann steht da: Er liebte die Frauen. Passt irgendwie nicht.
Viell.: Er liebte die Frauen, erst die auf den Covern der Illustrierten, später die in den Pornoheften seines Bruders. Träumte von ihrem Geruch, …usw. Das passt m.E. eher.
Es geht ja letztlich um Hunger auf das Leben, das dieser Junge noch nicht kennt, und ich weiß nicht, ob mancher Leser event. nur beim anfangs erwähnten profanen Fressen stehen und dann ratlos bleibt.

Beste Grüße, Thomas