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Das Päckchen kam Mittwoch vor Ostern und enthielt ein Osternest, dazu eine Karte von Rainer. Katja saß da und las gerührt.

Die Tage darauf ging sie immer wieder zu dem Osternest, ließ es auf sich wirken und überlegte, wie es nun mit Rainer weitergehen sollte.

Fünf Wochen war sie glückselig, Rainer ein Traum von Liebhaber- dann entdeckte sie seine andere, dunkle Seite. Es kam zu einem furchtbaren Streit, er schlug sie heftig und sie packte ihren Koffer und zog wieder in ihre Wohnung. Seither stalkte er sie: Eine Flut von E-mails, Anrufen und ein paarmal tauchte er in ihrer Firma auf und forderte sie auf, wieder zu ihm zurückzukommen. Schließlich ging sie zur Polizei und erwirkte dort einen Platzverweis für Rainer. Der besagte, daß bei einer Annäherung 5000 Euro Strafe fällig werden oder ersatzweise Haft. Rainer kochte, hielt sich aber daran- dann kam nach drei Wochen dieses Päckchen.

Es war ein Osternest, im Halb-Kreis waren sechs hübsch bemalte Eier um einen Osterhasen gruppiert. Katja lächelte, als sie ihn betrachtete, ja so konnte Rainer auch sein, wie ein Kind. Der Hase war doppelt so groß wie ein Ei, hatte lange Ohren und ein lustig grinsendes Gesicht mit roten Knopfaugen.

Rainer ... Sie hatte Sehnsucht nach seiner Zärtlichkeit, seinen Berührungen, seinem Körper. Er strahlte etwas Dämonisches aus, etwas, das sie magisch anzog und in Erregung versetzte. Dann wieder fielen ihr seine Demütigungen ein, sein merkwürdiges Verhalten. Und dann die Schläge, sie war leicht verletzt und blutete aus zwei Wunden am Kopf. Rainer hatte sich zwar wortreich entschuldigt, aber aus Katja, der lebenslustigen jungen Frau war bereits eine abhängig Süchtige geworden- nach Rainer. Er tat ihr nicht gut und dennoch vermisste sie ihn.

Wieder las sie die beigelegte Karte: "Frohe Ostern- es gibt sie für mich nur, wenn Du zu mir zurückkommst. Ich will nicht ohne Dich leben, ein anderer soll Dich nie besitzen. Also überlege es Dir gut, ich rufe am Sonntag an. Und- entscheide Dich bitte richtig!!! Lieber Gruß, Rainer."

Die Eier waren hübsch bemalt, er hatte sich Mühe gegeben. Und der Osterhase grinste sie frech und aufmunternd an aus seinen Knopfaugen.

Sie spürte wieder dieses unbezähmbare Verlangen nach Rainer, gleichzeitig fielen ihr wieder die Warnungen ihrer Mutter und ihrer besten Freundin ein. Die hielten ihn für gefährlich, für einen Psychopathen und rieten ihr dringend, sich von ihm fernzuhalten.

So überlegte sie bis Ostersonntag und entschied dann, ihm zu verzeihen. Nachdem sie sich entschlossen hatte, ging es ihr wieder besser und sie freute sich bereits unheimlich auf die folgende garantiert heisse Nacht. Allerdings, so leicht würde sie es ihm nicht machen, ein bißchen sollte er noch zappeln und sich bemühen müssen.

Ostersonntag frühstückte sie gerade, auf dem Tisch vor ihr das Osternest, da vibrierte ihr Smartphone: Rainer!!!

"Hi, Katja, hast Du Dich entschieden?" "Hallo, Rainer, danke für Dein Geschenk. Ist echt hübsch!"

Eine Pause entstand, Katja wartete auf zärtliche Worte, die es ihr leichtmachen sollten. Auf Beteuerungen, wie sie ihm gefehlt hatte. Stattdessen schwieg er und schließlich sagte er schneidend: "Also, wie lautet Deine Entscheidung?"

Da war er wieder, dieser herrisch herablassende Ton, der sie immer in Rage versetzte. So war es damals auch zu dem Krach gekommen. Und die erlittenen Schmerzen- die körperlichen und seelischen- spürte sie plötzlich wieder.

Alles kam wieder in ihr hoch und sie fauchte spontan: "Scher Dich zum Teufel, Rainer. Ich will Dich nie mehr sehen, ich habe bereits einen anderen Freund. Ein toller Typ, ein echter Mann und kein Durchgeknallter wie Du!!! Kapiert?"
Das war zwar gelogen, aber sie war einfach wütend.

Eine kleine Pause folgte, dann sagte Rainer sanft: "Das war die falsche Entscheidung, liebe Katja, fahr zur Hölle." Sie hörte plötzlich einen Piepton- aber nicht vom Handy kam das, nein, es war der Osterhase. Irritiert schaute sie den Hasen an, seine Knopfaugen leuchteten plötzlich rot auf.

Katja stand wie angewurzelt, dann begriff sie. Aber es war bereits zu spät, der Hase detonierte, die gewaltige Explosion zerfetzte sie und zerstörte zum Teil noch die Wohnung.

Im Radio kam die Meldung über dieses feige Attentat am Schluß vor den Staumeldungen, dann wünschte der Moderator allen Hörern: "Frohe Ostern!"

*Geistiges Eigentum von Robby R., dem Schwarzen Grafen*