Ein kleines Straßendorf im französischen Nirgendwo. Weite Bauweise, kleine Häuschen, nichts Besonderes und doch jeweils ein Heim. Für einfache Menschen, eine ehrliche Welt! Jeder hält sein Heim in Ordnung, das ungeschriebene Gesetz der Gemeinschaft wird bedingungslos eingehalten. Die Gärten gedeihen, die Straße ist sauber, man stoppt den Verfall, bevor er überhaupt eintritt. Ich stehe an dieser Mauer, blicke gedankenverloren die Straße hinunter. Der Herbst hält Einzug. Im Moment ist niemand auf der Straße, kein Fahrzeug passiert. Ich liebe dieses Dorf, die Ruhe, diese Abgeschiedenheit. Daran, wann ich das erste Mal hierher kam, kann ich mich nicht mehr genau erinnern. Fest steht eines:
Wann immer ich Zeit fand, zog es mich hierher. Die meisten Bewohner kannten mich mittlerweile. Ich war der, der zwar nicht hier wohnte, aber dennoch seit rund zwei Jahrzehnten ständig wieder auftauchte. Man grüßte sich, hielt einen kleinen Schwatz. Neuigkeiten wurden ausgetauscht, über die Welt da draußen und über das Dorfgeschehen. Spitznamen wie der „Urlauber“ oder der „Heimkehrer“ hingen mir an, nichts Bösartiges. Wie schon gesagt: es war eine ehrliche Welt! Moderner Schnickschnack wurde nur bedingt akzeptiert, die Bewohner standen mit beiden Füßen im Leben und im Glauben. Sonntags ging es vereint zur Kirche. Nun, so viel zu dem Dorf und seinen Bewohnern. Die Welt war in Ordnung, bis jetzt … Die Nachricht ging wie ein Lauffeuer im Dorf um: Im Haus des alten Georges spuke es! Die Menschen waren gläubig, Aberglaube wurde von der Kirche nicht geduldet und war in den Augen des Pfarrers Sünde. Seit sich das Gerücht verbreitete, wetterte Alain, der Geistliche, jeden Sonntag von der Kanzel herunter gegen den Leibhaftigen und seine Irrlehren. Alain war ein Pfarrer, wie er im Buche stand. Wohlbeleibt, Glatze und eine Frohnatur. Er ließ es sich nicht nehmen, auch im Wirtshaus bei seinen Schäfchen nach dem Rechten zu sehen. Da im Wein die Wahrheit steckte, sprach er ihm reichlich zu. Es galt schließlich, hier, im Wirtshaus, dem Ort, wo die Irrlehren ihren Anfang nahmen, wachen Auges und offenen Ohres gegenzusteuern. Im Babel selbst klopfte er seinen schwachen Schafen verbal auf die Finger, gaben sie sich Gedanken an satanische Geschehnisse hin. Georges … Als ich zum ersten Mal den Ort besuchte, waren er und Marguerite, seine Frau, gerade ins Rentenalter gekommen. Die Kinder, eine Tochter, sie hieß Danielle, und Pierre, der Sohn, waren vor Jahren weggezogen, hatten eigene Familien gegründet. Die beiden Alten, eigentlich ein putziges Pärchen, fingen an, sich auf ihr Altenteil einzurichten. Marguerite schmiss schon immer die häuslichen Angelegenheiten, führte zu Hause das Regiment. Man lästerte im Ort über Georges, stand er doch zu Hause unter dem Pantoffel. Im Wirtshaus war es deswegen schon zu diversen Streitigkeiten gekommen, folgten reichlichem Alkoholkonsum derbe Worte, nicht selten, sportlich ausgedrückt, unter der Gürtellinie. Als Streitschlichter beziehungsweise Schiedsrichter waren, aufgrund ihrer Autorität, der Herr Pfarrer und Jean, der Bürgermeister, berufen. Auch die Streitigkeiten waren nichts Schlimmes, geschah alles doch in einer Dorfgemeinschaft anständiger Leute. Mochte der Eine oder der Andere auch noch einige Tage vor sich hinzetern, dem gestrigen Gegner die Pest an den Hals wünschen, so waren die Vorfälle nach einigen Tagen vergessen. Die Luft war bereinigt, mit solch banalen Dingen hielt man sich nicht länger auf. Wo war ich eigentlich stehen geblieben? Ach ja, Marguerite! Sie führte den Haushalt, das Regiment. Die Pflege des häuslichen Gartens unterlag ebenfalls ihrer Verantwortung. Ein Aufgabe, die es gewissenhaft zu erfüllen galt, versorgte der Garten die Familie doch mit dem nötigen Grünzeug und wertete das familiäre Ansehen im Dorf nicht unwesentlich auf. Marguerite kam ihrer Pflicht mehr als gut nach, sie hatte den grünen Daumen. Die Aufteilung von Nutz- und Ziergarten, wie auch die Bepflanzung im Wechsel der Jahreszeiten schmeichelten dem Auge. Georges hingegen oblag es, für den Familienunterhalt zu sorgen. Zu Anfang, ich kannte ihn damals noch nicht, soll er in der Landwirtschaft gearbeitet haben. Als die Verdienstmöglichkeiten dort nach und nach schlechter wurden, zog es ihn in die Fabriken in der Stadt. Auch er gab sein Bestes, wenn dies auch bedeutete, dass er zu gewissen Zeiten nur wochenends nach Hause kommen konnte, da der Weg zur Arbeit zu weit war, um täglich zu pendeln. Alles in allem: die beiden alten Leutchen kamen über die Runden, lebten eigentlich mehr recht als schlecht. Der Tag, an dem Marguerite starb, war einer der härtesten im Leben von Georges. Er vergrub sich in seiner Hütte, gab sich vollständig seiner Trauer hin. Ohne Marguerite war für ihn das Lebens sinnlos. Die beiden hatten sich über die Jahrzehnte, und sie waren über fünfzig Jahre verheiratet, so aneinander gewöhnt, auf den Anderen eingestellt und sich auf diesen verlassen, dass es schier ausweglos war, ein Leben ohne die treue Ehefrau zu fristen. Die Bewohner des Dorfes begannen, sich Sorgen um Georges zu machen. Die Frauen brachten ihm Essen, der eine oder andere Stammtischbruder klopfte schon mal an die Tür. Georges war durch nichts hinter dem Herd hervorzulocken … An einem Frühlingstag gelang es dem Pfarrer bei einem Hausbesuch, Einlass gewährt zu bekommen. Man erzählte sich, dass das Gespräch im Haus über drei Stunden gedauert haben soll, bis die beiden noch eine gute halbe Stunde an Georges´ Haustür redeten, bevor sich der Pfarrer Hände schüttelnd von seinem Sorgenkind verabschiedete. Und am Sonntag darauf wurde der alte Georges wieder in der Kirche gesehen, er fing wieder an, sich am Dorfleben zu beteiligen. Nur eines hatte sich geändert: der gute Georges wurde öfter dabei ertappt, wie er in seinem Garten Selbstgespräche führte, eine Macke, die man früher von ihm nicht kannte. Und in manchen Nächten, so sagt man, soll er auf seiner Bank in seinem Garten gesessen haben, vor sich auf dem Tisch Baguette, Käse, Trauben und eine Flasche Rotwein mit zwei Gläsern. Am Morgen danach fand man ihn, schnarchend auf der Bank, die Flasche vor ihm leer. Er musste diese Nächte gänzlich draußen verbracht haben, in ein Gespräch mit sich selbst vertieft, den Sternenhimmel betrachtend, während er an seine Jugend und sein Leben mit Marguerite zurückdachte. Wieder begann die Gemeinde, sich um ihr Mitglied zu sorgen. Die Kinder wurden informiert, erschienen öfter zu Hause. Georges fing an, kauzig zu werden. Er begann damit, wirres Zeug zu reden, man blickte bei ihm nicht mehr so recht durch. Der Pfarrer wurde alarmiert, aufgefordert, sich das schwarze Schaf zur Brust zu nehmen. Rechte Erfolge wollten sich nicht einstellen. Georges dachte über die Gespräche mit Herrn Pfarrer nach, gelobte Besserung. Zur Rettung seines Seelenheils ging er auch zur Beichte. Es half nicht so recht, Georges wurde rückfällig. Die Neugierde der Menschen war groß, bei den wenigen Stammtischen, zu welchen er noch erschien, fragte man ihn aus. Zunächst noch unverfänglich, wie es ihm ginge, wie er zurechtkomme. Man bot Hilfe an. Bei einem Gelage, der Wein hatte offensichtlich Georges´ Zunge gelöst, erzählte er von seinen heimischen Begegnungen mit Marguerite. Wie sie ihn besuchen kam, wie sie die Nächte im Garten genossen und Zukunftspläne schmiedeten. Dem anfänglichen Erstaunen der Freunde folgten sehr schnell die Witze, man zog über Georges her. Von da an trank Georges seinen Wein zu Hause. Man mutmaßte im Dorf, dass man zur geistlichen noch weltliche Hilfe im Sinne eines Psychiaters hinzuziehen müsse. Georges soll sehr aufgebracht gewesen sein ob der Vorstellung, die Dorfgemeinschaft halte ihn für verrückt. Doch der Prozess war längst im Gange, man fing an, über den guten Alten hinter vorgehaltener Hand zu reden. Das bedeutete zum Einen, dass man ihn von nun an in Ruhe ließ, zum Anderen aber wurde er wie eine seltsame Erscheinung misstrauisch beäugt. Eltern verboten ihren Kindern, in der Nähe von Georges Haus zu spielen, ansonsten wurde überhaupt jeglicher Kontakt mit ihm vermieden. Die Angst vor ihm ging um, so mochten früher im Mittelalter Legenden über Hexen entstanden sein. Menschen waren anders als die übrige Gemeinschaft oder veränderten sich im Laufe ihres Lebens. Wer nicht in die Gemeinschaft passte oder kuriert werden konnte, wurde ausgestoßen, in damaliger Zeit oft auch auf dem Scheiterhaufen umgebracht; zum Vergnügen der Gemeinde, die es schon immer wusste … Eines Tages, als ich an Georges´ Anwesen vorbeiging, saß er auf seiner Bank und ließ sich die Sonne auf den Bauch scheinen. Seine entspannte Haltung zeigte, dass er den Tag sichtlich genoss. Ich hob die Hand zum Gruß, er erwiderte und kam zum Gartenzaun. Er war begierig auf die Neuigkeiten aus der Welt da draußen, hielt mich über die Dorfgeschehnisse aus seiner Sicht auf dem Laufenden. Dann lud er mich auf ein Glas Wein ein, öffnete das Gartentor. Ich nahm an und ging hinein. In der Abendsonne des Spätsommers stießen wir an, priesen die Qualität der diesjährigen regionalen Weinernte. Ich erzählte ihm von meiner Herkunft, meinem Beruf und wie es mich seinerzeit in dieses Dorf verschlagen hatte, das mich seither nicht mehr losließ. Schweigend, in die Ferne zur untergehenden Sonne blickend, hörte er zu, nickte hie und da. Auf meine Frage, wie es früher hier gewesen sei, fing er an, mir aus seinem Leben zu erzählen. Von seiner Kindheit, er war hier geboren, genau wie Marguerite, von seinen Eltern und Großeltern, von diversen Weinernten, bei welchen sie als Kinder bereits helfen mussten. Wie sie damals, gleich den Erwachsenen, nach getaner Arbeit beim Essen auch das obligatorische Glas Wein bekamen, die jüngeren Kinder mit Wasser verdünnt, die größeren pur. Wie man in diesen Nächten so wunderbar schlafen konnte. Und: wie einem am Tag danach alles wehtat, die Gliedmaßen von der Arbeit am Tag zuvor und der Kopf vom Rausch. Wir lachten … Hiernach schilderte er mir, wie er Marguerite, die er sehr geliebt haben musste, kennengelernt hatte, die Bedenken des Schwiegervaters im Zuge der anstehenden Verlobung, der ihn offensichtlich als einen Taugenichts betrachtete. Wieder lachten wir. Danach die Heirat, die Geburt von Danielle und Pierre, deren Hochzeiten, die Enkelkinder. Wie es im Laufe der Zeit im Departement mit dem Weinbau immer schlechter wurde und er schließlich, der Arbeit entgegen, in die Stadt ging. Ich sog die Fakten in mich auf, bereitwillig, die Erinnerung an die Vergangenheit dieses magischen Dorfes wachzuhalten. So manche Geschehnisse hier wurden mir nun, aus historischer Sicht, verständlicher. Was mir, auch aufgrund der zunehmenden Dunkelheit an diesem Abend nicht auffiel war, dass wir von vielen Passanten misstrauisch beobachtet wurden. Es waren mehr Spaziergänger als an sonstigen Abenden beziehungsweise Nächten unterwegs. Die Erklärung war einfach: man mied Georges. Ich als der „Urlauber“ hatte es gewagt, mich in die Höhle des Löwen zu begeben. Das weckte die Neugierde der Dörfler. Es war Georges, der mich darauf hinwies, dass ich, wenn ich in das Wirtshaus, in dem ich während meiner Aufenthalte hier wohnte, zurückkehrte, doch einige Fragen würde beantworten müssen. Es war spät geworden. Ich brach auf, dankte für die Gastfreundschaft und den Wein, lobte noch Georges´ Händchen, was den Garten anging. Marguerite könne stolz auf ihn sein. Er drückte meine Hand, sah mir in die Augen. Wie selbstverständlich teilte er mir mit, dass seine Frau drei Tage später vorbeikäme. Sie sei eine hervorragende Köchin, ich könne gerne zum Abendessen vorbeikommen. Jetzt sah auch ich ihm in die Augen, es war, als sei ein Schalter umgelegt worden. Von jetzt auf nachher stand ein anderer Mann vor mir. In der Hoffnung, dass er mir meine Verwirrung nicht anmerkte, dankte ich ihm und wünschte eine gute Nacht. Mit einem letzten Winken verschwand ich in der Dunkelheit in Richtung meines Nachtquartiers. Wie zu erwarten stand, war zu dieser späten Stunde das Gasthaus merkwürdig gut besucht. Die Dorfbevölkerung gierte nach Neuigkeiten über den Verrückten, wollte wissen, ob ich mich noch in ihre Gemeinschaft einfügte oder die Seiten gewechselt hatte. Es waren unangenehme eineinhalb Stunden, in welchen ich Georges´ Erzählung über die Vergangenheit des Dorfes so abstrakt wie möglich, um seine mir im Vertrauen erzählte Familiengeschichte nicht auszubreiten, schilderte. Die Leute blätterten nach und nach, mehr oder minder betrunken, aber alle enttäuscht, ab und begaben sich auf den Nachhauseweg. Nein, ich hatte Georges´ Vertrauen nicht enttäuscht, nichts über dessen Familie erzählt und schon gar nichts über die abschließende Einladung zum Essen. Es war schon schlimm genug, dass die Gemeinschaft Georges mied, den Gerüchten über ihn Nahrung zu geben, wäre in meinen Augen Verrat an seiner Person gewesen. Ich hatte Georges´ Einladung nicht angenommen. Als ich mich verabschieden wollte, war er nicht zu Hause. Ich musste los, hinterließ einen Zettel, auf welchem ich mich nochmals bedankte und wünschte bis zu unserem nächsten Treffen im kommenden Jahr alles Gute. Der Abend mit Georges sollte der letzte sein, an dem ich ihn lebend gesehen hatte. Im Jahr darauf stand ich vor dem Grab von Georges und Marguerite. Mein Freund war am Tod seiner Frau und der Ablehnung der Dorfgemeinschaft zerbrochen. Im Kofferraum meines Wagens hatte ich eine Flasche deutschen Rotweins, die ich auf die Platte des Grabes stellte. Als ich den Friedhof verließ, empfing mich Alain am Tor. Er hieß mich in der Gemeinde willkommen, weihte mich in die Geschehnisse der letzten Monate ein. Seiner Erzählung haftete der Beigeschmack des Versagthabens an. Wie immer die Zukunft aussehen mochte, das Dorf würde ohne Marguerite und Georges nicht mehr das gleiche sein. Wussten Sie, dass man den zweiten Vollmond in einem Monat, ein seltenes Ereignis, den „blauen Mond“ oder „Blue Moon“ nennt?! Dass in diesen Nächten magische Kräfte walten sollen? Ich bis dahin auch nicht. Bis in jene Nacht, in der ich an dem verlassenen Haus von Georges und Marguerite vorbeiging und Stimmen im Garten hörte. Neugierig näherte ich mich, gespannt, wer es gewagt hatte, das Grundstück zu betreten. Auf der Gartenbank saß ein altes Ehepaar, vor sich auf dem Tisch Baguette, Käse, Trauben und eine Flasche Wein mit zwei Gläsern. Sie bemerkten den Zaungast nicht, schwelgten in alten Zeiten und zählten die Sterne ...
Der Wind hat sich gedreht, bläst mir Blätter der Bäume ins Gesicht. Zeit, mich zum Wirtshaus zu begeben! Alain mag seine Schäfchen zählen und ein waches Auge auf sie haben. Sie auf dem rechten Weg zu führen, mag eine gute Sache sein. Aber wir Menschen dürfen nicht so vermessen sein zu glauben, dass wir all die Dinge zwischen Himmel und Erde kennen. Manche von uns sind empfänglicher als die anderen, ja, vielleicht verrückt. Aber ohne ein solches Rücken gibt es kein Mehr an Perspektive, keine andere Sicht auf die Dinge. Das hat Georges mich gelehrt. Danke mein Freund!
Gut geschrieben, der Plauderton gefällt mir, weil nicht bildhaft gequatscht, sondern vernünftig erzählt wird. Einzig "Ach, wo war ich noch gleich? Richtig, Marguerite" (o.ä.) gehört da nicht 'rein, aber das ist (für mich) wahrlich ein mickriges Mini-Minus. Beste Grüsse, Karin
Mag an der Mittagszeit liegen, gegen 15:00 bin ich meist in einem Loch, dass ich beim Lesen ein wenig müde wurde. Die Gliederung des Texts hat sicherlich auch ihren Teil dazu beigetragen - ich hätte mir mehr "Luft "zwischen den Zeilen gewünscht. Dazu kommen Sätze wie: "Die Pflege des häuslichen Gartens unterlag ebenfalls ihrer Verantwortung", "Marguerite kam ihrer Pflicht mehr als gut nach", "An einem Frühlingstag gelang es dem Pfarrer bei einem Hausbesuch, Einlass gewährt zu bekommen",...................klingt nach einer Steuererklärung.
Zitat
ZitatEin kleines Straßendorf im französischen Nirgendwo. Weite Bauweise, kleine Häuschen, nichts Besonderes und doch jeweils ein Heim. Für einfache Menschen, eine ehrliche Welt! Jeder hält sein Heim in Ordnung
Zuhause
Ich stehe an dieser Mauer, blicke gedankenverloren die Straße hinunter. Der Herbst hält Einzug. Im Moment ist niemand auf der Straße, kein Fahrzeug passiert. Ich liebe dieses Dorf, die Ruhe, diese Abgeschiedenheit. Daran, wann ich das erste Mal hierher kam, kann ich mich nicht mehr genau erinnern.
. "dieses" würde ich mir 1x schenken, oder beschreiben.
ZitatQualität der diesjährigen regionalen Weinernte
Die Qualität des Weines ist nicht das Ergebnis einer guten Ernte
ZitatIch erzählte ihm von meiner Herkunft, meinem Beruf und wie es mich seinerzeit in dieses Dorf verschlagen hatte, das mich seither nicht mehr losließ.
...das hätte ich, als Leser, auch gerne gewusst....
ZitatIch als der „Urlauber“ hatte es gewagt, mich in die Höhle des Löwen zu begeben
habe ich... bis dahin etwas ... überlesen?
ZitatDer Wind hat sich gedreht, bläst mir Blätter der Bäume ins Gesicht
hier macht das Adjektiv absolut Sinn: "...herbstrote/welke/... Blätter ins Gesicht..." "Blätter der Bäume" geht gar nicht!
Das spießige Leben hast Du ganz gut eingefangen, den Grusel lässt du dafür aber vermissen.
A.D.
Der Abschied entziffert die Handschrift einer Begegnung
Sind Peanuts, lieber A.D., die Dir nicht gefallen, damit halte ich mich hier nie auf. Falsch? Nö, denke ich nicht. Soll nicht bedeuten, dass ich meine, es wäre für den Verfasser belanglos, auf kleine unreine Feinheiten hingewiesen zu werden; aber wenn recht gut und stimmig erzählt wird (ist ja nicht Usus hier), soll das (für mich) im absoluten Vordergrund stehen. Grusel fehlt natürlich gänzlich. Seltsam, ungewöhnlich, anders trifft's wohl, und dafür steht diese Rubrik ja nun gleichwohl. Wenn auch ich selbst gut böse und hübsch düster stets bevorzuge.
Zitataber wenn recht gut und stimmig erzählt wird (ist ja nicht Usus hier), soll das (für mich) im absoluten Vordergrund stehen.
da stimme ich dir zu, Karin
Man würde dem Mercedes kein zu großes Spaltmaß verzeihen, wenn er auch ansonsten ein sehr wertiges Fahrzeug ist.
Auch auf hohem Niveau...bleibt die Kritik eine unangenehme Angelegenheit - und Perfektion, ob man sie nun anstrebt...oder auch nicht, ist kaum zu erreichen. Wenn ich mich mit Peanuts befasse, ist das für den Autor ein verstecktes Kompliment. ABER...ich habe gerade vor ein paar Tagen die "perfekte" Kurzgeschichte gelesen. Da fand selbst ein ganzes Rudel von "echten" Lektoren noch nichtmal Peanuts. T.D. ist bestimmt ein guter und routinierter Autor, doch kann einem diese Routine auch irgendwann mal im Wege stehen - und ich meine das war hier auch der Fall
Einen schönen Abend wünsch dir A.D.
Der Abschied entziffert die Handschrift einer Begegnung
Ich habe selten so gelacht. Da gibt es eine Herstellungsvorschrift, die muss man gewissenhaft einhalten und dann ist das Produkt perfekt! Jetzt würde ich diese Vorschrift veröffentlichen und die Welt ist voll von „perfekten“ Kurzgeschichten. Oh, armes Deutschland, wo sind deine Künstler geblieben, nur noch Wissenschaftler! Da hier der Vergleich mit der Automobilindustrie gezogen wurde, wäre meine Einschätzung: Trabant, Marke Eigenbau, gut erhalten, aber kein TÜV möglich! Natürlich ist der Autor stolz auf seine Geschichte wie jeder Bastler und einen anderen Zweck sollte dieses Forum auch nicht haben. Ich erinnere mich an die Seebrücke in Graal-Müritz. Viele Künstler stellten ihre Waren aus und nur wenige konnten welche verkaufen, obwohl die meisten ihre Kunst hauptberuflich betrieben. Künstler haben es schwer, heute hier und morgen abends und jeden Pfennig ohne Geld! Es grüßt der Gast
Zitatobwohl die meisten ihre Kunst hauptberuflich betrieben
...genau hier liegt der Hund begraben! "Hauptberuflich" ist also ein Gütesiegel?...da wiederum muss ich lachen. Den Vergleich mit dem Mercedes hast Du leider nicht verstanden - der sagt, übertragen auf die Literatur, lediglich aus; wenn die ersten zehn Sätze frei von jeder Kritik sind, dann sind es die restlichen zwanzig Sätze nicht zwangsläufig auch. Die Routine erleichtert oder beschleunigt die Arbeit, aber sie erledigt sie nicht. Man findet tausend Gründe...warum die anderen Erfolg haben...während man dem eigenen hinterher rennt - nur findet man diese Gründe sehr oft bei Dritten ... weil man bei sich selbst erst gar nicht sucht. Die Seebrücke war die falsche Location?! Das Publikum dort hat keine Ahnung?! ... weder die Zeit noch das Geld um meine Kunst entsprechend zu würdigen?! Das Wetter war zu schlecht?!...das Licht sehr ungünstig?! Es waren einfach zu viele Künstler da - das Publikum verlor den Überblick?!
ZitatNatürlich ist der Autor stolz auf seine Geschichte wie jeder Bastler und einen anderen Zweck sollte dieses Forum auch nicht haben
das stimmt - ein anderer Zweck wird auch nicht erfüllt. Wer aber hier seine Bastelarbeiten ausstellt, der sucht entweder Mitbastler oder einfach nur Publikum - und wer das Publikum sucht, der muss mit Buhrufen rechnen. Es gibt kein Recht auf Applaus - wer das möchte, der sollte sein Gebasteltes ausschließlich der Omi zeigen...ihr Zuspruch ist ihm sicher.
Der Abschied entziffert die Handschrift einer Begegnung
Routine, oh ja: Da gibt's die des Vielschreibers, der muss aber keineswegs automatisch wirklich gut sein, auch wenn er das Schreiben beruflich macht und/oder professionell beherrscht, besser wohl, betreibt. Und dann wäre da die Routine des wirklich Guten, dem das Schreiben beneidenswert leicht fällt, egal, wie selten oder oft er es macht, und der Dir zwanzig Sahne-Sätze hinpfeffert, denen zehn Schlampigkeiten folgen, bis die Sahne wieder frisch geschlagen ist. Das merkt unser Routinier selbst aber gar nicht. Weil Nähe zur Perfektion übermütig werden lässt. Folge: Der ganz normale Kampfgeist schwächelt. Stimmt? Stimmt!
Gut gebrüllt, Löwin...würde ich so unterschreiben. Neulich kam da ein Special über Stephen King...der...wie so viele andere auch...seine besten Sachen im Vollrausch schrieb - oder anders gesagt; clean überhaupt nichts auf die Reihe bekam - ansonsten ist das ein sehr bodenständiger Typ...heimatverbunden, unauffällig, bescheiden, angepasst...fast schon spießig. Ein paar Monate zuvor sah ich ne Doku über Agatha Christie...auch die war alles andere als "normal" - beide haben gemeinsam, dass sie ihre Geschichten...zumindest ihre großen Erfolge... nicht konstruierten...sondern wie vom Teufel besessen einfach drauf los schrieben...ohne zu wissen wie die Geschichte ausgeht. Sie ließen sich sozusagen von ihrer eigenen Fantasie und Intuition überraschen. Aber sich einfach nur etwas durch die Nase zu ziehen, reicht dann wohl auch nicht. Vielleicht ganz gut, dass es kein Erfolgsrezept gibt.
Viele Grüße, A.D.
Der Abschied entziffert die Handschrift einer Begegnung
Zitat von Thomas Dietsch im Beitrag #1Man mutmaßte im Dorf, dass man zur geistlichen noch weltliche Hilfe im Sinne eines Psychiaters hinzuziehen müsse.
Viel zu geschraubt und gedreht, da ist schnelles und flüssiges Lesen unmöglich.
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18.04.2014 14:31 (zuletzt bearbeitet: 18.04.2014 14:35)
Antworten
...würde ich so unterschreiben. Neulich kam da ein Special über Stephen King...der...wie so viele andere auch...seine besten Sachen im Vollrausch schrieb - oder anders gesagt; clean überhaupt nichts auf die Reihe bekam - ansonsten ist das ein sehr bodenständiger Typ...heimatverbunden, unauffällig, bescheiden, angepasst...fast schon spießig. Ein paar Monate zuvor sah ich ne Doku über Agatha Christie...auch die war alles andere als "normal" - beide haben gemeinsam, dass sie ihre Geschichten...zumindest ihre großen Erfolge... nicht konstruierten...sondern wie vom Teufel besessen einfach drauf los schrieben...ohne zu wissen wie die Geschichte ausgeht. Sie ließen sich sozusagen von ihrer eigenen Fantasie und Intuition überraschen. Aber sich einfach nur etwas durch die Nase zu ziehen, reicht dann wohl auch nicht. Vielleicht ganz gut, dass es kein Erfolgsrezept gibt.
