Carola Reichert ist eine bekannte Bestseller-Autorin mit Schwerpunkt Horrorgeschichten. In ihren Stories trieft das Blut, werden abgeschlagene Köpfe gefunden und nackte Frauenleichen, Gliedmassen in Tiefkühltruhen und überall Blut, viel Blut.
Ihren Fans gefällt das, was die Verkaufszahlen beweisen. Und Carola selbst? Wenn sie an einer neuen Horrorgeschichte herumtüftelt, ist sie wie in Trance, geilt sich auf an immer neuem Schrecken- das gibt sie in Talkshows offen zu.
Dort ist sie gern gesehener Gast, schlagfertig, witzig und immer einen flotten Spruch auf den schönen Lippen. "Schreiben ist wie ... nein besser als ein Orgasmus ..." Mit diesem Statement wird sie gerne zitiert, das gefällt dem Publikum- außerdem ist sie auch noch bildschön, sexy und raucht- für die Presse- dicke Zigarren.
Eines Tages ist das Grauen plötzlich Realität: Ihr über alles geliebter Hund, ein Spaniel, ist mit einer Harpune an die Holzwand des Gartenhauses angetackert. Das arme Tier ist tot und hängt verkrümmt da. Unter ihm eine Blutlache. Die Wucht muß so groß gewesen sein, daß die Harpune ihn durchbohrt und dann an die Wand geheftet hat. Taucher haben solch ein Instrument, um per Druckluft Fische zu harpunieren.
Carola stiert ihn an, bekommt einen Heulkrampf und ihr wird schlecht: Das reale Grauen fühlt sich anders an- eine unsichtbare Hand drückt ihr vor Angst die Kehle zu. Wer tut sowas? Wer haßt sie so? Sie ruft die Polizei. Die nehmen alles auf: "Wir halten Sie auf dem Laufenden ..." Weg sind sie- das Grauen bleibt von nun an bei Carola.
Am nächsten Tag brummt das Handy- eine sms: "Na, ist der Hund begraben?" Carola verspürt wieder Panik, sie beginnt zu schwitzen und zittert. Wer ist das? Wem hat sie etwas getan?
Ihr kommen Talkshows in den Sinn, wo sie manchmal ob ihres Erfolges flappsige, auch schon mal arrogante Äußerungen von sich gab. So auch über Christine R., eine junge Kollegin, die mit ihrem Erstling "Backdoor" sogar Carola`s Quoten toppte. Die nannte sie "eine Proll-Möchtegern-Lyrikern, die einfach Porno absondert, und das noch schlecht, sozusagen gequirlte Scheisse."
Sie dagegen ist schließlich eine gelernte Studienrätin mit geschliffenem Wortschatz und verwöhnt von langjährigem Erfolg- und doch ist da ihr Hang zur Gewalt und ihre dunkle Seite, von der sie niemandem etwas preisgibt. Aber würde Christine R. so etwas tun? Nein, gibt sie sich selbst die Antwort, ich glaube nicht.
Tags darauf fährt ein UPS-Lieferwagen vor ihre Villa und der Bote bringt ihr ein Päckchen. Carola zögert, an dem Päckchen ist ein Brief angeheftet. Den öffnet sie angstvoll, ein Fan schreibt ihr seine Bewunderung und mit dem Päckchen wolle er ihr eine Freude machen, eine kleine Überraschung. Carola schneidet nun das Päckchen auf und- schreit auf und wird leichenblaß. Es enthält eine abgetrennte blutige Hand, sauber in Plastik verpackt. Der Zeigefinger ist gestreckt, als wolle er sie warnen.
Carola rastet völlig aus, ruft wieder die Polizei. Die zitieren einen Notarzt her, und schließlich wird sie in eine Privatklinik gebracht. Sie erhält eine Beruhigungsspritze und bleibt dort vier Tage.
Wieder zuhause, ruft sie ihre Schwester an und bittet, bei ihr einige Tage zu wohnen. Während sie noch angstvoll auf ihre Schwester wartet, kommen diese e-mails, genau drei Stück. Sie enthalten weitere Drohungen: "Lang hast Du nicht mehr Zeit!" "Deine Zeit ist abgelaufen!" "Ich werde Dich töten- ähnlich wie Deinen Hund ..." Dieser neue Schock trifft sie ins Mark, sie ist nur noch ein Nervenbündel.
Nach einigen Stunden kommt Tanita, umarmt sie liebevoll. Dann packt sie ihren Koffer aus. Die Anwesenheit ihrer Haushälterin und ihrer Schwester beruhigen sie soweit, daß sie schließlich erschöpft einschläft.
Der Kommissar ruft an und sagt etwas pikiert: "Unser Pathologe hat die Hand untersucht, es ist keine menschliche, sondern aus Weichplastik, wie eine Prothese. Zwar täuschend gut gemacht, und durch das Kunstblut- im Theater verwenden sie das- konnten Sie das natürlich nicht erkennen. Die sms kam von einem Prepaid-Handy, die e-mails aus einem Internet-Café, hier aus unserer Stadt. Wir ermitteln weiter mit Hochdruck."
Carola hat den Eindruck, daß die Polizei ihr nicht so recht glaubt. Sie spürt Panik aufsteigen, denkt der Kerl an einen PR-Gag? Und was war dann mit ihrem Hund? Sie spricht den Beamten nervös und unwirsch an; der beeilt sich zu versichern, daß der Fall sehr, sehr ernst genommen werde, klar, der arme Hund. Dann legt er auf.
Carola und Tanita sind nicht so sehr davon überzeugt, obwohl Carola viele einflußreiche Persönlichkeiten kennt. Carola ist einem Nervenzusammenbruch nahe, Tanita gibt ihr ein starkes Schlafmittel und schließlich fällt Carola in einen unruhigen Schlaf, geplagt von Alpträumen.
Am nächsten Tag trifft sie in ihrem Ankleidezimmer ein neuer Schock: Einige ihrer Designerkleider sind zerfetzt, auf dem Boden verstreut und andere aufgehängt- aber alle blutverschmiert. Nun ist das Grauen also bereits in ihrem Haus, der unsichtbare Feind kommt immer näher. Ein Pentagramm ist mit Blut an die Wand gemalt. Über Satanisten hat sie sich auch schon mal negativ ausgelassen ...
Die Polizei kommt wieder, sichert alles und- findet keinerlei Einbruchsspuren. Der Kommissar schaut die Versammelten merkwürdig an, dann sagt er: "Es scheint einen Nachschlüssel zu geben ..." und blickt die Haushälterin und Tanita scharf an. Tanita zischt ihn an: "Wollen Sie uns verdächtigen."? Der Beamte versichert, daß das keinesfalls so sei, aber man müsse allen Spuren nachgehen.
"Wir engagieren einen Bodyguard," geht Tanita in die Offensive. Am gleichen Abend kommt der, ein Mann um die Dreißig, groß, durchtrainiert, dunkler Anzug. Er bezieht Quartier im anderen Gästezimmer, und die drei Frauen atmen auf. Tanita scherzt sogar: "Ey, der dürfte mich glatt verschnüren ..."
Tags darauf kommt Carola an den Frühstückstisch, etwas ruhiger und hungrig. Tanita ist sehr ernst und sagt schließlich: "Der Bodyguard ist weg- samt Gepäck. Geh besser nicht in sein Zimmer, Schätzchen." Carola spürt wieder Panik aufsteigen, beginnt zu schwitzen und geht dann doch wie von einer unsichtbaren Macht angezogen langsam wie in Trance in das Gästezimmer: Alles zerwühlt, überall Blut, der Mann fehlt und auch das Gepäck. Wieder dieses Pentagramm an der Wand.
Carola sinkt zu Boden und wimmert nur noch leise, Tanita kommt und bringt ihr ein großes Glas. "Hier, trink das, wird Dir guttun," sagt sie liebevoll.
Carola trinkt willenlos, Tanita flösst ihr das ganze Glas ein und hält sie in den Armen. Carola spürt eine wohlige Müdigkeit und dann- Schwärze.
Als sie erwacht, hat sie Mühe, sich zurechtzufinden. Sie liegt in einem Klinikbett, eine Schwester ordnet einige Medikamente. Da betritt der Kommissar das Zimmer, schnappt sich einen Stuhl und setzt sich zu Carola.
"Wie geht es Ihnen?" Seine Frage klingt besorgt. "Wieso bin ich hier, ich fühle mich total schlapp und müde."
Der Kommissar schaut sie an und sagt dann: "Sie haben Ihnen den Magen ausgepumpt, wir sind gerade noch rechtzeitig gekommen. Sie wären sonst an dem Schlafmittel gestorben. Auf Ihrem PC war schon der Abschiedsbrief geschrieben. Wir haben den Täter verhaftet, das Ganze ist vorbei. Nur ..." Er zögert, schweigt, das was er zu sagen hat, fällt ihm schwer.
Er gibt sich einen Ruck: "Es ist eine Täterin, deswegen der Nachschlüssel. Der Bodyguard ist unverletzt, den hat sie gegen eine stattliche Summe gestern Abend unter einem Vorwand entlassen. Das Schlafmittel war in Ihrem Drink, überlagert vom Vodka konnten Sie das nicht bemerken. Es hätte plausibel ausgesehen, daß Sie sich nach diesem Horror umgebracht hätten ..."
Carola hat ihm fasziniert zugehört, langsam steigt ein ungeheuerlicher Verdacht in ihr auf: "Veronika, meine Haushälterin??? Das glaub` ich jetzt nicht!!!" Sie schluchzt auf, der Kommissar nimmt ihre Hand und sagt dann leise: "Nein- es war Ihre Schwester. Die Beweise sind hundertprozentig, außerdem hat sie ein Geständnis abgelegt. Sie sitzt bereits in U-Haft."
Das Grauen ist plötzlich wieder da, unfassbarer Schmerz, durchmischt mit der Erkenntnis, überlebt zu haben. Überlebt wofür? Für ein anderes Leben, sagt sie in Gedanken zu sich.
Wie durch Watte hindurch hört sie den Beamten weiterreden: "Habgier sind wie Neid ein starkes Motiv für solche Kapitalverbrechen, und daraus entsteht dann blinder Haß; Sie haben Ihre Schwester erst vor einigen Monaten zu Ihrer Alleinerbin eingesetzt."
Tanita, ihre jüngere Schwester; die einen normalen Job hat und nie genug Geld für ihre Wünsche. Der sie blind vertraut hat, Tanita.
Der Kommissar fasst ihre Hand und hält sie. Alles ist gesagt, aber ihr Leben ist plötzlich zerstört. Alles sinnlos. Der Beamte verabschiedet sich schließlich und gibt ihr seine Karte: "Vielleicht möchten Sie irgendwann mal mit mir essen gehen?" Carola schaut ihn an und nimmt ihn erst jetzt als Mann war. Er sieht sympathisch aus. "Ich rufe Sie gerne an. Vielen Dank Ihnen und Ihrem Team."
Ordentlich geschrieben, Robby, das kommt gut flüssig 'rüber. Der Stil packt hier den Inhalt, dadurch wird's nicht langweilig, sorry, kann nicht werden, obgleich...mir alles fast zu flott: Zum Ende hin wirkt's hastig(-er), so, als hättest Du spontan mittendrin entschieden, jetzt definitiv zu Potte zu kommen. Ansonsten: Ist wie in Bodyguard...böse Frau.
Ich korrigiere: Es geht (leider) alles viel zu flott, nicht fast. Der Bodyguard schreit doch förmlich nach mehr, der sollte nach ausbaufähigem Intermezzo als vermeintliche Leiche im Raum liegen, künstlich übel zugerichtet, die verschwindet dann wieder, niemand glaubt der Autorin, nachts taucht der Kerl erneut auf und.... na, Du machst das schon. Oder könntest, je nach Lust daran.
Danke, Kared- stimmt, da hast Du recht. Cooles Ava, gefällt mir besser als der Hund ... Werde mal sehen. Dunkelgruß, Robby
Drei Stunden später: So, jetzt habe ich darüber reflektiert: Meine Intention war, ich schreibe hier eine Kurzgeschichte. Und da wollte ich die geneigte Leserin/ Leser mit der Ausschmückung des Bodyguards bzw. dessen Auftreten nicht über Gebühr beanspruchen, sondern zum Punkt kommen: Die war es ...
Hätte ich das Ganze als Roman angelegt, dann natürlich wäre der Personenschützer breit ausgetreten worden. Aber dann hätte ich die Tanita ebenfalls noch weiter ausgeschmückt und als sanfte, friedfertige und etwas unbedarfte junge Frau dargestellt, um jeden Verdacht von vorneherein von ihr zu nehmen. Insgesamt wäre die Handlung natürlich nicht so zügig abgelaufen.
Und zuletzt ging es mir weniger um Details als um die Gegenüberstellung von realer Gewalt und fiktivem Grauen, wenn diesselbe Person beides erlebt.
Also, Herr schwarzer Graf, mir ist es ein Rätsel, warum Sie bei der klaren Aufgabenstellung, die sie sich gegeben haben, genau das Gegenteil gemacht haben? Natürlich nur aus meiner Perspektive. Ich wurde nicht beansprucht von Ausschmückungen, sondern von Weglassungen. Völlig vermisst habe ich reale Gewalt und fiktives Grauen, von Personen ganz zu schweigen. Ich würde an Ihrer Stelle ein Gedicht darüber schreiben, da ist man nicht gebunden an einen Inhalt oder gar an eine Aussage, die Wirkung bestimmt ganz der Leser. Sagt Ihnen das Wort „Originalität“ etwas? Die Idee ist nicht schlecht, aber die beste taugt nichts, wenn danach die Faulheit dirigiert. Gestern hatte ich die Idee, das Meer auszusaufen, schauen Sie nach, was daraus geworden ist!
verreißen könnte ich ihn, so allgemein gesprochen, wenn ich auf dem Gebiet der Literatur eine Institution wäre, ein wiedergeborener "Marcel". Tatsächlich bin ich ein alter Mann, ohne eigene Referenzen, der wie Frau Kared eine Perspektive wiedergibt. Dass meine einen anderen Inhalt hat, hängt damit zusammen, dass ich nicht wie Frau Kared gestrickt bin, was hoffentlich noch öfter auftritt, wenn auch in weiteren Farben. Egal, was einer macht, es wird immer dazu die verschiedensten Perspektiven geben. Von der ersten siebentausend Stimmen, von der zweiten dreitausend und von der dritten fünfzehn. Dass Sie nur zwei Perpsektiven bekommen haben und jede nur in einfacher Ausführung, liegt an der Faulheit in diesem Forum. Das war aber Ihre Entscheidung, sich in einem Saal auf die Bühne zu stellen, in dem nur fünf Leute sitzen. Gehen Sie doch in einen anderen Saal, vielleicht bekommen Sie dann von der Sorte "Kared" einen ganzen Sack voll und von der Sorte "Gast" immer noch nur eine. Wer hört dann diese Perspektive? Die geht doch unter im Grundrauschen. Ich behaupte, für jeden Bestseller finden sie einen Leser, der ihn grausig findet. Ist er deshalb "verissen"? Kommt deshalb der Autor auf die Idee, Ihren Satz zu sagen? Bleiben wir bei den Tatsachen, dieses Forum ist zu klein für eine verwertbare Aussage bezüglich der Qualität oder Eignung eines Textes. Wenn man Glück hat, bekommt man eine Perspektive und sollte dankbar sein, dass man noch lebt, weil, man wird wahrgenommen, von welchem Subjekt auch immer.
Wieso kokettieren Sie jetzt schon zweimal mit Ihrem Alter? Das machen wirklich nur Scheintote oder solche, die dadurch Respekt einfordern. Gruß, Robby P.S. Sie dürfen mich ruhig duzen, auch wenn ich älter sein sollte ...
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18.10.2014 20:38 (zuletzt bearbeitet: 18.10.2014 20:41)
Antworten
Werde mal sehen.
