Literaturforum - Kurzgeschichten, Erzählungen, Romane, Gedichte - Bücher und eBooks

Guten Tag, Du mein lieber Leser,

(Wen meine ich damit? Natürlich nicht die Mitglieder dieses Forums, auch nicht die heimlichen Mit-Leser des Forums, die nicht angemeldet sind und als Gast manchmal einen Beitrag schreiben, nein, ich meine damit nur einen Leser, den aus meiner Fantasie. Wodurch unterscheidet sich dieser Leser von allen anderen? Ich rede ihn mit „Du“ an, weil ich ihn genau kenne und ihn für würdig befinde, von mir so angeredet zu werden und, wenn er Lust hat, darf er auch mich so anreden. Er ist anständig, motiviert und macht genau das, wozu er geboren wurde, er liest!)

Ich möchte Dich heute auf eine schöne Kurzgeschichte aufmerksam machen, eine, die als Beispiel für die Gattung Kurzgeschichten dienen kann. Es ist dieser Beitrag:

Eine gute Kurzgeschichte

Der Titel des Beitrages lautet „Was zählt als Kurzgeschichte?“
Der Autor trägt den seltsamen Nick „SchwabeinÖsterreich“.

Der Schwabe deutet auf einen Menschen hin, der aus Baden-Württemberg oder Bayern stammt. Es gibt ungefähr acht Millionen Schwaben. Dieser User steht für den achtmillionsten Teil einer Volksgruppe. Man sollte von dem Verhalten dieses einen Vertreters nicht auf die ganze Gruppe schließen, sein Verhalten ist nicht repräsentativ. Es könnte sein, dass er der einzige Schwabe ist, der nicht weiß, was als Kurzgeschichte zählt, es könnte aber auch sein, dass alle Schwaben dieses Defizit haben. Da die anderen sich nicht geäußert haben, tappen wir im Dunklen.
Er möchte wissen, wie man eine Kurzgeschichte definiert. Zusätzlich fragt er, ob es eine Höchstzahl an Wörtern gibt und welche sonstigen Rahmenbedingungen eingehalten werden müssen. Als letztes fragt er, was er mit einem Text macht, der von der Länge her zwischen Kurzgeschichte und Roman liegt.
Ich vermute, dass er deshalb diese Fragen stellt, weil er denkt, dass er hier die Antworten bekommt. Lieber Leser, würdest Du in einen Baumarkt gehen und danach fragen, wodurch sich Roggenmehl von Weizenmehl unterscheidet? Ist dieses Forum eine Bäckerei? Kann man das Schreiben von Kurzgeschichten mit Brotbacken vergleichen? Ist Kunst und Handwerk vergleichbar?

Fragen wir Google, unseren Freund und Helfer.

Oh, lieber Gott, was habe ich angerichtet, eine Fülle von Informationen!

Was meinst Du, lieber Leser, war der Schwabe zu faul, sich durch das Dickdicht zu wühlen und hoffte, andere haben es vor ihm gemacht und servieren ihm kurz und knapp die Quintessenz?
Denkt er sogar, Experten für diese „Zusammenfassung“ treiben sich in diesem Forum herum?

Ich habe es versucht und festgestellt, dass es eine Lebensaufgabe ist, sich nur mit der Definition der „Kurzgeschichte“ zu befassen. Aber egal, ich kenne Dich, Du bist zum Lesen geboren und wirst mir artig folgen.
Also, nehmen wir eine beispielhafte Definition einer Kurzgeschichte, zu finden im Internet:
- Direkter Einstieg ins Geschehen.
Der Protagonist „SchwabeinÖsterreich“ stellt Fragen, ohne sich vorzustellen oder andere Informationen zur Einleitung preis zu geben.
- Es gibt keine Einleitung.
Der Schwabe stellt ohne Umschweife seine Fragen.
- Der Schluss der Geschichte ist offen.
Noch immer weiß keiner, wie eine Kurzgeschichte definiert wird.
- Die Erzählung ist chronologisch und linear.
Das ist auch hier der Fall, es kommen hübsch Fragen und Antworten in einer Reihenfolge.
- Man erfährt wenig von den handelnden Charakteren.
Eigentlich ist so gut wie nichts über die Protagonisten bekannt, mit Ausnahme von Frau Koelle und Frau Kared, die aus anderen Anlässen viel über sich zugänglich machten, wer sucht, der findet!
- Die Handlung ist sehr knapp und beschreibt häufig Themen aus dem Alltag der Protagonisten.
Wer will bestreiten, dass die Definition einer Kurzgeschichte Autoren sehr interessiert?
- Wenige Protagonisten stehen im Mittelpunkt der Erzählung.
In dieser Erzählung gibt es zwar acht Protagonisten, aber nicht alle haben den gleichen Anteil. Quantitativ steht an erster Stelle der Autor, also der Schwabe, an zweiter Frau Kared und Frau Koelle, an dritter Herr baroque, an vierter Der Gast und der schwarze Graf und an letzter Stelle Frau Leonore und die Andere Dimension. Qualitativ sieht es anders aus, aber um Subjektivität zu vermeiden, verkneife ich mir eine Einordnung oder Rangfolge.
- Das Ende könnte überraschend sein.
Das könnte hier auch der Fall sein, wenn einige über ihren Schatten springen würden.
- Die Protagonisten sind Alltagspersonen und keine Helden.
Ich glaube, hier unbestreitbar der Fall.
- Ein besonderes Ereignis oder ein Konflikt steht im Mittelpunkt der Geschichte.
Wir können mehrere Konflikte erkennen. Da wäre der Zickenstreit, der zwar aus Forensicht glimpflich ablief, aber aus Erzählsicht deutlich stärker hätte sein können. Ich war ganz gespannt darauf, wie die eine auf den Angriff der andern reagiert.
Weiterhin war der inhaltliche Streit über die Fragen interessant. Die eine meinte, das Internet und Beispiele wären ausreichend, der andere meinte, das kannst du alles vergessen, die dritte meinte, redet nicht so eine Blödsinn, es sind nur fünf, sechs Regeln und der Drops ist gelutscht, der vierte meinet, hier wird nur gerotzt usw.
- Orte und Schauplätze werden nicht benannt.
Passt doch, das Forum ist ein fiktiver Schauplatz.

Also, lieber Leser, Du meine Hoffnung, die Geschichte erfüllt fast alle Kriterien einer im Internet leicht zu entdeckenden Definition einer Kurzgeschichte. Das war dem SchwabeninÖsterreich nicht möglich, warum? Zu faul? Vielleicht am Anfang, aber nach meinem Hinweis mit der Brechstange:
„Tja, interessant, wie hier diskutiert wird und für mich eine kleine Geschichte, die mich unterhalten hat, sonst würde ich nicht diesen Beitrag schreiben. Ich wage natürlich nicht, dafür die amtlich vergebene Definition „Kurzgeschichte“ zu verwenden.“,
hätte der Groschen eigentlich fallen müssen, aber stattdessen kam folgende Antwort vom Protagonisten:
„Oh mein Gott! Was habe ich nur angerichtet mit meinen paar harmlos wirkenden Fragen. Einen "Zickenkrieg" soll ich jetzt damit angezettelt haben, einen schwarzen Grafen zum Rächer der Langgeschichtenschreiber befördert haben, und was weiß ich was noch alles.“

Leider irrt sich hier der Protagonist, er ist nicht der Autor der Geschichte, sondern nur seiner Beiträge und dem Umstand, dass Mitglieder sich animiert fühlten, darauf zu antworten. Was sie aber schrieben, haben sie bestimmt und nicht der Schwabe. Das „Gericht“ wurde nicht von ihm gekocht, sondern indem jeder weitere Autor bestimmt hat, was er schreibt, bestimmen sie auch den Verlauf der Geschichte. Diese Story, die gut ist, ist ein Gemeinschaftsprojekt!
Jetzt stoßen wir auch auf ein Problem, mein lieber Leser, abkupfern ist nicht so einfach. Wir stellen uns vor, in ferner Zukunft begreift der Schwabe, was für ein gutes Beispiel für die Erklärung der Definition einer Kurzgeschichte seine ausgelöste Diskussion war und er will die Definition anwenden, also Theorie und Praxis.
Was viele Definitionen unterschlagen, sind die Feinheiten. Es war von wenigen Protagonisten die Rede, also ein, zwei oder drei. Bei einem ist die Sache klar, man schreibt einfach so wie man gehandelt hat oder hätte, man gönnt sich einen Auftritt in seiner Erzählung. Ein typisches Beispiel dafür sind die autobiographischen Texte oder Romane. Man hat etwas erlebt und schreibt es nieder. Protagonist gibt es nur einen und der ist auch gleich der Autor. Das kann auch ein Anfänger, wenn sein Gedächtnis gut ist, sollte der Text authentisch sein und wenn die Story gut ist, sollte die Erzählung auch beim Leser ankommen. Typisch sind dafür Fälle, wo Menschen, die etwas Außergewöhnliches erlebt haben, das erzählen. Sie müssen keine überragenden Erzähltechniken anwenden, die Geschichte spricht für sich und der Beweis sitzt vor einem, was kann dem Leser Besseres passieren?

Wenn aber mehrere Protagonisten auftreten sollen, hat der Anfänger ein echtes Problem!
Wer spielt die anderen Rollen? Der gleiche Autor?
Das wäre gegen seine Natur. Der normale Bürger hat sein Leben lang dafür gekämpft, eine Persönlichkeit zu entwickeln und hat sie oft verteidigt. Jetzt soll er plötzlich in eine andere Haut fahren und seinen Charakter ignorieren?
Als Kinder konnten wir das, aber ein Erwachsener und erst recht ein älterer kann das nicht. Es ist aber notwendig, wenn die Figuren glaubhaft sein sollen. In dieser Diskussion waren alle glaubhaft, weil es verschiedene Menschen waren (vom "derGast" einmal abgesehen). Wie schafft es aber ein „junger“ Autor, seine Persönlichkeit abzustreifen und in eine andere Person zu schlüpfen? Schauspieler können das, denn es ist ihr Beruf, den sie lange üben mussten. Nach meiner Erfahrung ist der erste Schritt, sich einzugestehen, dass man es nicht kann! Der zweite Schritt könnte der sein, dass man versucht zu erkennen, wer oder wie man ist. Wie will ich die Kontrolle darüber behalten, wenn ich nicht weiß, wann meine Persönlichkeit spricht und nicht die von mir gewollte andere meiner Geschichte? Man kann dieses Dilemma vermeiden, wenn man unbedingt als Anfänger Texte mit mehreren Protagonisten schreiben will, wenn man die Konflikte nicht im zwischenmenschlichen Bereich wählt, sondern außerhalb. Komischerweise sind diese Varianten den Anfängern aber zu popelig, es könnte ja ein langweiliger Text werden, wenn es nicht um Mord und Totschlag geht. Dass mit solchen Texten nur der Leser erschlagen wird, stört den Anfänger nicht.
Eine weitere Feinheit ist die Tatsache, dass Konflikte zwar ein bewährtes Mittel neben vielen anderen ist, aber der Konflikt allein nicht ausreicht. Der Konflikt muss sich entwickeln, sollte ein Happy End haben oder in eine Katastrophe enden oder nach einer Steigerung offen bleiben.

Aber, bevor ich weiter schwätze, kommen wir wieder zu unserem Schwaben:

Muss denn unbedingt jedes Wort auf die Goldschale gelegt werden? Offen gesagt achte ich nicht mal in meinen Geschichten immer so genau auf die Wortwahl, wie es hier wohl erforderlich wäre. Dabei korrigiere ich eh immer lang genug an den Sätzen herum. Also bitte, lieber Gast, sei(en sie) nicht so detailversessen (ist es wirklich nötig, dass wir hier einander siezen?).

So, so, der Schwabe baut zwar Häusle, aber mit der Statik nimmt er es nicht so genau. Ich hoffe, er wohnt nie darin!

Ein Beispiel für den ersten Satz einer Kurzgeschichte, ein „magischer erster Satz“ sozusagen:

„Zweierlei nahm er wahr, das Knirschen des Schnees unter seinen Sohlen und ihn, im Licht der übernächsten Laterne, nackt!“
Ich hätte auch schreiben können:
„Zweierlei nahm er wahr, das Knirschen des Schnees unter seinen Stiefeln und ihn, im Licht der übernächsten Laterne, nackt!“
oder
„Zweierlei nahm er wahr, das Knirschen des Schnees unter seinen Sohlen und einen Mann, im Licht der übernächsten Laterne, nackt!“
oder
„Zweierlei nahm er wahr, das Knirschen des Schnees unter seinen Sohlen und ihn, im Licht der übernächsten Laterne.“
oder
„Zweierlei nahmen seine Sinne war, das Knirschen des Schnees unter seinen Sohlen und ihn, im Licht der übernächsten Laterne, nackt, nur eines drang in sein Bewusstsein ein!“
oder
„Zweierlei nahmen seine Sinne war, das Knirschen des Schnees unter seinen Sohlen und ihn, im Licht der übernächsten Laterne, nackt, keines davon drang in sein Bewusstsein!“

Jetzt könnte ich noch die Kombinationen anführen oder weitere Varianten und Dich fragen, mein lieber, lieber Leser: „Die extrem unterschiedlich inhaltlichen Aussagen der Sätze, soll ich Dir die wirklich vorenthalten und Dich abspeisen mit der Bemerkung: ‚ Muss denn unbedingt jedes Wort auf die Goldschale gelegt werden?‘“

Ich kann nur hoffen, der Schwabe ändert seine Meinung oder wählt ein anderes Hobby, ich weiß nicht, vielleicht würde ich ihn dann sogar duzen?

Zitat von Gast im Beitrag #1

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Aber, bevor ich weiter schwätze, kommen wir wieder zu unserem Schwaben:

Muss denn unbedingt jedes Wort auf die Goldschale gelegt werden? Offen gesagt achte ich nicht mal in meinen Geschichten immer so genau auf die Wortwahl, wie es hier wohl erforderlich wäre. Dabei korrigiere ich eh immer lang genug an den Sätzen herum. Also bitte, lieber Gast, sei(en sie) nicht so detailversessen (ist es wirklich nötig, dass wir hier einander siezen?).

So, so, der Schwabe baut zwar Häusle, aber mit der Statik nimmt er es nicht so genau. Ich hoffe, er wohnt nie darin!

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Zitat von Gast im Beitrag #1

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Ein Beispiel für den ersten Satz einer Kurzgeschichte, ein „magischer erster Satz“ sozusagen:

„Zweierlei nahm er wahr, das Knirschen des Schnees unter seinen Sohlen und ihn, im Licht der übernächsten Laterne, nackt!“
Ich hätte auch schreiben können:
„Zweierlei nahm er wahr, das Knirschen des Schnees unter seinen Stiefeln und ihn, im Licht der übernächsten Laterne, nackt!“
oder
„Zweierlei nahm er wahr, das Knirschen des Schnees unter seinen Sohlen und einen Mann, im Licht der übernächsten Laterne, nackt!“
oder
„Zweierlei nahm er wahr, das Knirschen des Schnees unter seinen Sohlen und ihn, im Licht der übernächsten Laterne.“
oder
„Zweierlei nahmen seine Sinne war, das Knirschen des Schnees unter seinen Sohlen und ihn, im Licht der übernächsten Laterne, nackt, nur eines drang in sein Bewusstsein ein!“
oder
„Zweierlei nahmen seine Sinne war, das Knirschen des Schnees unter seinen Sohlen und ihn, im Licht der übernächsten Laterne, nackt, keines davon drang in sein Bewusstsein!“

Jetzt könnte ich noch die Kombinationen anführen oder weitere Varianten und Dich fragen, mein lieber, lieber Leser: „Die extrem unterschiedlich inhaltlichen Aussagen der Sätze, soll ich Dir die wirklich vorenthalten und Dich abspeisen mit der Bemerkung: ‚ Muss denn unbedingt jedes Wort auf die Goldschale gelegt werden?‘“

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Zitat

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korrigiere ich eh immer lang genug an den Sätzen herum.

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Die ganzen anderen Versionen, vor der Letztversion, erfährt der Leser dabei nie. Bei mir nicht und auch bei keinem anderen Autor.

Deswegen verstehe ich nicht, wieso sie schreiben:

Zitat von Gast im Beitrag #1

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Ich kann nur hoffen, der Schwabe ändert seine Meinung oder wählt ein anderes Hobby

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Das nenne ich eine echte Fleißarbeit, um das eigene Ego zu polieren. Ich fall um und roll weg. Kein Wunder, er hat mich der Faulheit bezichtigt ...

Grüßle, Robby

Zitat von Der Schwarze Graf im Beitrag #3

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Ich fall um und roll weg.

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