Jede Jahreszeit hat etwas, der Herbst hat für mich einen besonderen Zauber inne...
Er kommt...
Brausend bläst der Wind aus Westen, unheimlich graue Wolkentürme vor sich her Und lässt zum letzten Mal vielleicht, des Sommers blaue Himmelaugen blitzen. Mit seiner straff gespannten Schnur, macht mir ein langschwänziger Drache, die Arme schwer....
Erde, noch warm vom Sommerfeste, deckt sich zur Nacht mit weißen Nebeltüchern zu. Nicht weit entfernt, gleich dort im Blätterwald, baut Frau Sonne eine bunte Stadt. Ich laufe übers Feld und seh mich, an in Gold getauchten Stoppeln satt. Und Wein, der eben noch satt in Reben hing, gibt sich gekeltert, in seinem Faß zur Ruh.
Als es schon spät und kühl am Abend, da fröstelt mir im dünnen Kleid. Gleich lenke ich verwegen, den Schritt hinein ins Dorf... der Liebsten entgegen... Vom Wegesrand, aus roten Astern, pflück ich ihr, einen Sternenregen. Noch trägt der Garten letzte Früchte, bald ist er davon befreit, derweil schwingt schon der Frost sein Henkerbeil, der Sommer gibt dazu ihm seinen Segen.
Noch friedlich ruht der Morgen in wogenden grauen Nebelschwaden, die den Fluss im Schummerlicht begleiten, stille Begeisterung hervorrufen, bis wärmende Strahlen die feuchte kühle Idylle langsam entzaubert, der Frühe ein anderes Gesicht verleiht.
Reifes Korn steht hoch im Feld, bunt beleuchtet ist die Welt von des Herbstes Farbenpracht.
Doch allmählich und ganz sacht schwindet nun der Sonne Macht, und ein kühler Nordwind weht.
Eine Rose noch im Beet, deren Glanz auch bald vergeht, nach der letzten Sonne lechzt.
Kahler Ast im Winde ächzt, und ein schwarzer Rabe krächzt, dann nur Stille ringsumher.
Unsre Herzen werden schwer, wenn dann plötzlich und ganz leis wir bedeckt vom ersten Weiß.
Ach, wie sehnt man sich jetzt sehr nach des Frühlings Wiederkehr! Er kommt wohl in Feld und Flur, schmückt mit Farben die Natur. Doch im Leben, hart und schwer, kehrt der Frühling nimmermehr.
Der Herbst ist eine schöne Zeit; hält manchen Schnupfen für uns bereit. Dann sieht man viele Nasen laufen und man muss Taschentücher kaufen. Auch dieses sieht man allemal: Die Bäume werden kahl!
baroque
Zen-Meister Ikkyû Sôjun zu einem Verzweifelten: „Ich würde gerne irgendetwas anbieten, um Dir zu helfen, aber im Zen haben wir überhaupt nichts.“
Blatt auf Blatt fällt Herbstliches, wandelt den Waldboden in ein Meer farbiger Schönheit, dessen Vergänglichkeit die modrig feuchten Düfte zu Momenten des Besonderen drängt, der Zeit Charme verleiht.
Im Herbst hält Mutter uns in Beschlag unter einem riesigen Sieb zum Sei(h)en
erstreckt sich unser Horizont über ein paar Felder und Wiesen
passieren wir die Beeren und Trauben von den Wegrändern
blicken wir unermüdlich auf ein saftblaues Baumwolltuch
das ist jetzt unser Himmel
(C) Enno Ahrens (Argus)
_______________________________________________________________ Einen Roman zu lesen ist wie eine Kreuzfahrt, und jede abgestandene Floskel löst sofort eine Flaute aus. (Argus)